Karlheinz Werker, Anker: Wo hat der gewebte Teppichboden heute noch Chancen?

Webteppichböden sind nachhaltige Produkte

Emotionalität, Energiebewusstsein und Nachhaltigkeit gelten als Trend der Zukunft. Architekten bekommen immer öfter die Vorgabe, Gebäude unter dem "Lebenszykluskosten-Gedanken" zu bauen. Durch gute Gestaltung in der Ausstattung und Einrichtung können die Betriebskosten im Objekt enorm gesenkt werden. Überall dort, wo textile Bodenbeläge aufgrund ihrer Funktion und Ästhetik zum Einsatz kommen, hat der gewebte Teppichboden heute und zukünftig gute Chancen.

Ein Beitrag von Karlheinz Werker

Webteppichboden kann kein Massenprodukt sein. Aufgrund seiner handwerklich aufwendigen Herstellung mit seinem konstruktiv technischen und optischen Mehrwert besetzt gewebter Teppichboden seit jeher eine Marktnische. Allein schon wegen des erheblich höheren Fertigungsaufwands wird er stets seine Exklusivität bewahren. Allein seine Funktion dominiert die Auswahlkriterien, ob aus Sicht der Ästhetik oder der technischen Eigenschaften.

Weben in der Natur abgeschaut

Der Markt für gewebte Teppichböden ist nicht nur stabil, sondern hat Wachstumspotential. Dies bestätigt auch das veränderte Kaufverhalten hin zu höherer Qualität. Weben ist eine jahrtausende alte Technik, Längs- (Kettfäden) und Querfäden (Schussfäden) rechtwinklig zu verkreuzen. Wie viele andere Techniken auch hat der Mensch das Webens in der Natur abgeschaut und übernommen. Webteppichböden gelten deshalb in den Augen von Architekten als "ehrliche" Produkte, deren Konstruktion man lesen kann.

Die dominierende Webtechnik ist das Rutenwebverfahren. Hier werden drei Kettfadensysteme und der Schussfaden zu einem dreidimensionalen Gewebe verarbeitet; sicherlich die klassische Herstelltechnik für gestalterisch und technisch anspruchsvolle Teppichböden im Objektbereich. Diese Webtechnik garantiert eine einzigartig exakte Noppenstellung und macht aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten durch den Einsatz von unterschiedlichen Fasern, verschiedenen Bindungstechniken sowie diverser Musterungsmöglichkeiten über Schaft- und Jacquardmaschinen den Teppichboden zu einem unendlich vielfältigen Produkt. Es liegt an uns, den Fachleuten aus Industrie, Handel und Verarbeitung, diese Möglichkeiten den Planern und Entscheidern aufzuzeigen, um sie - aus Gründen der Emotionalität, des Energiebewusstseins und der Nachhaltigkeit - für Webteppichboden zu begeistern.

Webteppichböden leben länger

Allein unter Berücksichtigung des Kostenfaktors Zeit gelten klassische Webteppichböden als die preiswertere Investitionen. Einmalig lange Lebensdauer sowie erheblich geringere Veränderungen des Oberflächenbilds bei der Nutzung sind für den Entscheider wesentliche Kriterien. Am Beispiel von Anker Perlon Rips - dem Urvater, Klassiker und nach wie vor europaweitem Marktführer dreidimensionaler Webteppichböden für den Bürobereich - lässt sich die beschriebene Marktnische definieren. Strenges, puristisches Oberflächenbild, herausragende Eigenschaften in Gebrauch, Langlebigkeit und geringe Unterhaltskosten werden für Architekten, Planer sowie Bauherrn heute und in Zukunft bedeutsam sein.

In Debatten mit Themen wie Ressourcenschonung, Emissionen und Umweltfreundlichkeit bieten Webteppichböden immer noch die besten Argumente. Mittel- bis langfristig orientierte Bauherren von Büro-/Verwaltungsflächen und Repräsentationsflächen mit Eigennutzung finden im Webteppichboden einen Mehrwert. Webprodukte sind die nachhaltigeren Produkte. Bei der Verarbeitung bieten gewebte Teppichböden dem sachkundigen Verleger beste Voraussetzungen für eine optimale Arbeitsleistung. Hierin besteht die Chance für ihn als Bodenbelagsfachmann sich von Nichtfachleuten, die sich mangels Erfahrung dem Webteppichboden nicht nähern möchten, zu differenzieren.

Das Marktpotenzial für Webteppichböden ist bei weitem noch nicht ausgenutzt. Mit der zunehmenden Bereitschaft, in hochwertige und ästhetische Produkte des Bauens und Renovierens zu investieren, wächst auch der Markt für gewebte Teppichböden.
aus FussbodenTechnik 06/07 (Bodenbeläge)