Thomas Kalthoff, Xella: Welche Fehler gibt es bei der Verlegung von Trockenestrichen?

Trockenestrich-Systemeerfordern den Fachmann

Kostenrelevante Vorteile wie rationelle Verarbeitung und Bauzeitverkürzung haben dazu geführt, dass Trockenestrich-Konstruktionen in zunehmendem Maße beim Innenausbau von Alt- und Neubauten eingesetzt werden. Schlanke Bodenaufbauten verbinden hohe Belastbarkeit mit guter Trittschall- und Wärmedämmung sowie sicherem Brandschutz und verfügen über eine stabile und druckfeste Oberfläche. Trotz hoher Ausführungssicherheit: Der Einsatz von Trockenestrichen ist hochkomplex und erfordert ein hohes Maß an Fachwissen.

Ein Beitrag von Thomas Kalthoff

Mit den seit kurzem im Markt erhältlichen zementgebundenen Trockenestrich-Systemen wie etwa Powerpanel von Fermacell ist nunmehr auch der trockene Ausbau von Räumen mit hohen Anforderungen an die Wasserfestigkeit im so genannten bauaufsichtlich geregelten Bereich möglich - einem Bereich, der bisher konventionellen Estrichsystemen vorbehalten war. Dabei sind die einzelnen Systeme inzwischen so weit entwickelt, dass sie über eine hohe Verarbeitungssicherheit verfügen. Um es salopp zu sagen, die Montage von Trockenbau-Systemen ist kinderleicht und kann auch ohne große Fachkenntnisse einfach durchgeführt werden. Problematisch ist häufig jedoch die Beachtung der bauphysikalischen Aspekte. Die Fülle der im Markt befindlichen Systeme sind für den Nichtfachmann schwierig zu überblicken und zu bewerten. Fehler werden besonders bei der Untergrundvorbereitung und beim Aufbringen der Oberbeläge gemacht.

Keine Normung für Trockenestriche

Dem Planer oder dem ausführenden Handwerker obliegt die - zugegebenermaßen nicht immer einfache - Pflicht, den jeweils geeigneten Fußbodenaufbau entsprechend den gesetzlichen Vorschriften und Normen richtig auszuwählen und zu dimensionieren. Für konventionelle Estriche kann er dabei auf verschiedene Richtlinien wie die DIN 18353 (Estricharbeiten) oder die DIN 18560 (Estriche im Bauwesen) zurückgreifen. Für die Planung eines Fußbodenaufbaus im Trockenbereich hingegen ist keine Normung vorhanden. Hier ist vor allem Fachwissen gefragt, um einen dauerhaft belastbaren Fußbodenaufbau zu gewährleisten. Dabei ist der eigentliche Montagevorgang fast weniger wichtig als vielmehr das ganze "Drum-herum". Die Praxis zeigt, dass gerade eine - möglicherweise wegen fehlender Sachkenntnisse - nicht fachmännisch ausgeführte Untergrundvorbereitung oder die Nichtbeachtung von Herstellerangaben zu späteren Schäden führt.

Untergrundvorbereitung nicht unterschätzen

Eine wichtige Rolle bei der fachgerechten Ausführung von Trockenbaukonstruktionen spielt die Untergrundvorbereitung. Verschiedene Untergründe erfordern jeweils eine andere Lösung. So muss bei Massivdecken, die immer über einen geringen Anteil an Restfeuchte verfügen, der Untergrund zunächst ganzflächig mit PE-Folie (0,2 mm) ausgelegt werden. Dabei sollten sich die einzelnen Bahnen mindestens 20 cm überlappen. Bei nicht unterkellerten Massivdecken oder Bodenplatten muss eine Abdichtung aus Bitumen oder Kunststoff-Dichtbahnen eingebaut werden (gemäß DIN 18195). Holzbalkendecken müssen vor allem auf ihren konstruktiven Zustand und auf ihre Tragfähigkeit hin beurteilt und gegebenenfalls entsprechend nachgebessert werden.

Grundsätzlich ist für die Verlegung von Trockenestrich ein vollflächig ebener Untergrund erforderlich. Geringe Unebenheiten im Untergrund können mit Spachtelmasse oder - bei größeren Flächen - mit einem selbstnivellierenden Fließspachtel (z.B. Fermacell Nivelliermasse) ausgeglichen werden. Bei größeren Unebenheiten ist der Einsatz von Ausgleichsschüttungen sinnvoll. Mit den gängigen Trockenschüttungen können Unebenheiten bis zu 100 mm ausgeglichen werden. Entwicklungen wie die gebundene Schüttung von Fermacell eröffnen Perspektiven darüber hinaus und können für Schütthöhen bis zu 2.000 mm eingesetzt werden.

Neben dem bloßen Ausgleich von Bodenunebenheiten können mit Schüttungen außerdem die Wärme- und Schalldämmeigenschaften von Deckenkonstruktionen beeinflusst werden. Sie ermöglichen hohen Brandschutz und kommen wegen ihres relativ geringen Gewichtes vor allem bei statisch problematischen Deckenkonstruktionen, etwa bei der Altbausanierung von Holzbalkendecken, zum Einsatz. Gerade hier ist ein hohes Maß an Sachkenntnis erforderlich, um bei der zur Verfügung stehenden breiten Produktpalette die jeweils geeignete Schüttung auszuwählen. Denn letztendlich wird die Tragfähigkeit und die bauphysikalische Qualität des gesamten Fußbodenaufbaus von der Auswahl der Schüttung beeinflusst.

Verarbeitung: Randdämmstreifen nicht vergessen

Nachdem die Ausgleichsschüttung auf das exakte Maß egalisiert wurde, kann mit dem Verlegen der Trockenestrichelemente begonnen werden. Wichtig ist, dass die Schüttung nach dem Verlegen nicht mehr begangen wird. Da sich dies im Rahmen der Verlegung der Estrichelemente jedoch nicht immer vermeiden lässt, wird empfohlen, Laufinseln durch das Auslegen von einzelnen Trockenestrichelementen vorzusehen. Eine Ausnahme stellt die Gebundene Schüttung von Fermacell dar, die bei raumklimatischen Bedingungen bereits nach 6 Stunden begehbar und nach 24 Stunden belegreif ist.

Die Verlegung erfolgt im schleppenden Verband, Kreuzfugen sind zu vermeiden. Die einzelnen Elemente werden durch Verkleben und Verschrauben bzw. Verklammern miteinander verbunden. Sie können während der Verlegung vorsichtig betreten werden. Die volle Belastung ist nach vollständigem Austrocknen des Klebers möglich. Fermacell gibt hier den Zeitraum von 24 Stunden an. Von diesem Zeitpunkt an können auch die nachfolgenden Gewerke ihre Arbeiten fortsetzen. Wichtig ist, vor der Verlegung der Estrichelemente Randdämmstreifen zur Vermeidung von Schallbücken anzubringen. Da Trockenestriche ein geringes Dehn- und Schwindverhalten bei Klimaschwankungen aufweisen, sind Dehnungsfugen erst bei Raumlängen von mehr als 20 m vorzusehen.

Oberflächenbearbeitung je nach Beanspruchung

Bevor mit der Oberflächenbearbeitung begonnen werden kann, ist es zunächst notwendig, die Estrichflächen von Kleberückständen zu befreien und zu säubern. Je nach gewünschtem Belag - besonders bei dünnen Belägen wie PVC - ist eine ganzflächige Spachtelung bzw. Nivellierung der Trockenestriche erforderlich. Hier gilt es vor allem, darauf zu achten, dass die verwendete Grundierung für das entsprechende Trockenestrichsystem geeignet ist.

Werden die Trockenestrichelemente in Bereichen mit geringer Feuchtigkeitsbeanspruchung eingesetzt, also etwa im häuslichen Badbereich, ist ein entsprechendes Abdichtungssystem einzusetzen. Diese Systeme bestehen in der Regel aus einer Flüssigfolie, Dichtband und Dichtmanschetten. Sie müssen vom Hersteller für die Kombination mit den entsprechenden Produkten freigegeben sein. Insbesondere Feuchträume erfordern viel Sensibilität. Dem Fachmann obliegt hier die Einschätzung jeweiligen Feuchtigkeitsklasse (gemäß ZDB-Merkblatt von Januar 2005 "Hinweise für die Ausführung von Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für Innen- und Außenbereich"). Entsprechend muss er entscheiden, ob etwa Gipsfaserplatten in Kombination mit entsprechenden Dichtungssystemen eingesetzt werden können, oder ob die Situation vor Ort zementgebundene Systeme erfordert.

Passendes Klebesystem wählen

Bei vollflächiger Verklebung eines Teppichbelages sollten Klebesysteme eingesetzt werden, die ein späteres Entfernen des Teppichs ermöglichen, ohne dass Rückstände auf der Oberfläche verbleiben. Zur punktuellen Fixierung eines Teppichs im gering belasteten Bereich kann ein Trockenkleber ausreichen.

Sind keramische Fliesen auf den Trockenestrichelementen vorgesehen, ist darauf zu achten, dass die ausgewählten Fliesen vom Hersteller im Dünnbettverfahren freigegeben sind. Wegen der erhöhten Feuchtigkeit, die damit in die Konstruktion eingebracht wird, ist eine Verlegung im Mittel- oder Dickbett nicht möglich. Die Kantenlänge der ausgewählten Fliesen sollte nicht größer als 30 cm sein. Fliesen mit größeren Abmessungen eignen sich in der Regel nicht mehr für eine Dünnbettverlegung. Nicht empfehlenswert ist der Einsatz von Naturstein und Terrakottafliesen auf mineralfaserkaschierten Trockenestrichelementen.

Problemlos möglich ist auch die Verarbeitung von schwimmend verlegtem Fertigparkett oder Laminat. Zur Trittschalldämmung sollte hier zwischen dem Parkett bzw. Laminat und dem Trockenestrich eine zusätzliche Dämmschicht angeordnet werden.

Wichtige Regeln sind dagegen zu beachten, wenn es um die Verklebung von Massiv- oder Mehrschichtparkett auf Trockenestrichsystemen geht. Dies ist möglich, sofern es sich um Mosaikmassivparkett nach DIN 280 in der Ausführung Würfel- oder Fischgrätmuster mit einer Dicke von nicht mehr als 10 mm in Kombination mit wasserarmem bzw. wasserfreiem Zubehör (Kleber, Grundierung und Versiegelung) handelt, das vom Hersteller speziell für Trockenestrichelemente freigegeben ist. Der Einsatz anderer Parkettarten muss im Einzelfall vom Fachmann geklärt werden. Im Extremfall kann durch das unterschiedliche Dehn- und Schwindverhalten der Materialien die Kombination Trockenestrich und Holz zu Problemen führen. Die Kraft des Holzes ist in der Lage, bei Klimaschwankungen den gesamten Bodenaufbau einfach hochzuheben.

Fazit: Fachmann unerlässlich

Trockenestrichsysteme haben sich inzwischen auf Grund ihrer unkomplizierten Verarbeitungseigenschaften und wegen ihres breiten Einsatzspektrums einen breiten Marktanteil erworben. Doch obwohl die Systeme in hohem Maße ausgereift sind und über eine hohe Ausführungssicherheit verfügen, benötigen sie den Fachmann. Er muss die Gesamtsituation vor Ort beurteilen und entsprechende Entscheidungen zum gesamten Bodenaufbau treffen. Denn nur, wenn auch der Unterbau stimmt und wichtige Gesichtspunkte beim Aufbringen der Oberbeläge beachtet werden, kann ein dauerhaft belastbarer Fußbodenaufbau mit den gewünschten bauphysikalischen Qualitäten gewährleistet werden.
aus FussbodenTechnik 06/07 (Handwerk)