Sind Sie ein Orientteppich-Kenner?

Eine kleine Warenkunde

Es ist zwar schön, wenn man auf die Frage "Sind Sie ein Orientteppich-Kenner"mit "Ja" antworten kann. Doch alles kann niemand wissen. Vieles muss auch der versierte Fachmann nachschlagen. Mit unserem Ratespiel in diesem Heft möchten wir Ihnen Fachwissen auf eine unterhaltsame Weise vermitteln: Die ausführliche Auflösung der Fragen folgt gleich in der nächsten Ausgabe. Sie finden daher jetzt auch die Auflösung der Fragen aus der letzen Ausgabe.

Bilderteppich

Teppich mit gegenständlichem Motiv - Der Bilderteppich setzt sich aus menschlichen-, tierischen oder szenischen Bildern zusammen. Als Jagdteppiche bezeichnet man Stücke, die oft Jagdszenen von Königen mit Löwen darstellt. Oft dient die persische Mythologie als Quelle der Inspiration für die Bilderteppiche, wie beispielsweise die Sammlung der Liebesgedichte des persischen Dichters Nisami aus dem 12. Jahrhundert. In den neuen Teppichen werden jedoch auch Motive geknüpft, die nicht der persischen Geschichte zuzuordnen sind, wie Staatsoberhäupter oder Schauspieler. Eins der bekanntesten Bilderteppich-Motive ist das "Mashahere Alam" - die Berühmtheiten der Welt. Es zeigt Personen der Weltgeschichte von Abraham bis hin zu Napoleon.


Nain

Zentralpersische Teppichprovenienz - Nain zählt zu den bekanntesten Teppichprovenienzen des Iran. Sie hat ihren Namen von der gleichnamigen Stadt nordwestlich von Isfahan. Nain hat eine alte Web-Tradition. Hier wurden vor der Khadjaren-Dynastie (1794 - 1925) die hochwertigste Überwürfe für Edelleute hergestellt, "Aba" genannt. Unter dem Einfluss der westlichen Kultur in den Iran, wurde "Aba" als Kleidung vom Anzug verdrängt, und immer weniger gehandelt. Die Weber verlagerten ihr Geschäft und begannen Teppiche zu knüpften. Heutige Teppiche aus Nain verdanken Ihre unverwechselbaren Muster und Farbkombinationen dem Meister Hadjj Fatollah Habibian Naiini. Er arbeitete mit weniger als Zehn Farben und legte somit den Grundstein für den noch heute beliebten Teppich. Die Grundfarben sind bis heute meist Weiß bzw. Beige und Blau, wobei auch immer öfters Nain-Teppiche in den Farben Rot, Grün und gelb gibt. Durch ihre schlichte Eleganz passen die Nain auch in moderne reduzierte Einrichtungen.

Man unterscheidet den Nain in 4 Qualitätsstufen, die in "La" angegeben werden. Sie beschreibt Anzahl der Fäden aus dem die Kette gezwirnt ist. Je mehr Fäden, desto dicker die Kette und damit die Knüpfknoten und desto geringer die Knüpfdichte:

Nain 12La: Auch als Kashmar-Nain bekannt, ist mit ca. 150.000 - 250.000 Knoten / qm der gröbste Nain, Er wird meist nach den Traditionen der Knüpfer aus Nain, im Khorasan Gebiet geknüpft, ist dann genau genommen also gar kein Nain-Teppich.

Nain 9La: Der im persischen No-Lah Nain genannte Teppich ist mit ca. 350.000 - 550.000 Knoten / qm dem 12La Nain qualitativ weit überlegen. Er ist ein beliebter Einrichtungs-Teppich mit gutem Preis-Leistungsverhältnis.

Nain 6La: Dem feinen 6La- oder Schisch-La Nain ist der Ruhm der Provenienz zu verdanken. Er gilt im gesamten Orient als besonders hochwertiger persischer Teppich. Die Knüpfdichte liegt bei ca. 850.000 - 1.200.000 Knoten / qm.

Nain 4La: Der Nain 4La ist mit ca. 1.200.000 - 2.000.000 Knoten / qm der vielleicht feinste iranische Wollteppich.

Kette

Längsfaden im Grundgewebe des Teppichs - Die Kette oder Kettfäden bildet zusammen mit den Schussfäden das Grundgewebe eines jeden gewebten oder geknüpften Teppichs. Die Kette verläuft in Laufrichtung des Gewebes. Im rechten Winkel dazu werden die Schussfäden eingebracht. Die Fransen des fertig geknüpften oder gewebten Stücks sind die sichtbaren Enden der Kette. Je nach Ursprung des Teppichs können die Kettfäden aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Am verbreitetsten sind dabei Wolle, beispielsweise in Nomadenteppichen, und Baumwolle, die gern in Teppichmanufakturen verwand wird. Besonders feine Knüpfungen werden auch auf einem Seidengrundgewebe hergestellt.

Für das Auszählen der Knotendichten ist es entscheidend zu wissen, ob sich die Kettfäden im Teppich auf einer Ebene befinden, der Teppich "ungeschichtet" geknüpft ist, oder ob die Kettfäden im Grundgewebe fast vertikal übereinander, also "geschichtet", angeordnet sind. Im fertigen Teppich sieht man bei ungeschichtet geknüpften Stücken 2 Knotenbögen pro Knüpfknoten, bei geschichteten nur einen.

Karden

Kämmen der Wolle vor dem Spinnen - Bevor die von den Schafen geschorene Wolle zu einem Garn versponnen wird, muss sie gründlich gekämmt werden. Dieser Prozess wird als Karden, Kardieren oder Kartäschen bezeichnet. Nötig ist das Karden, um die Wollflocken zum einen von Fremdkörpern zu befreien, zum anderen, um die einzelnen Wollfasern gleichmäßig auszurichten.

Vor allem Nomaden karden die Wolle noch von Hand. Dazu werden die einzelnen Wollflocken auf eine Bürste mit feinen Eisenhäkchen gelegt und mit einer zweiten solchen Bürste auseinander gezogen, bis die einzelnen Fasern parallel liegen.
aus Carpet Magazin 04/07 (Teppiche)