Räuchereiche - Restammoniak und seine Folgen
Dunkle Räuchereiche liegt im Trend. Doch wer dieses Parkett verlegt, sollte die Eigenschaften geräucherter Eiche unbedingt kennen. Wilhelm Schmidt, Parkett-Sachverständiger und Geschäftsführer der Innung Nord-Ost, hat die Knackpunkte wie Farbintensität, Farbeinläufe etc. zusammengestellt. Da sich Reklamationen häufig auf einen Restammoniak-Gehalt im Holz zurückführen lassen, rät er zur Vorsicht. Sobald das angelieferte Räuchereiche-Parkett nach Ammoniak riecht, sollte der Parkettleger mit dem Hersteller Rücksprache halten.
Die Intensität und Art der Räucherung (siehe "Räucher-Verfahren") hat einen großen Einfluss auf die Eigenschaften der Räuchereiche. Beim Hersteller entscheidet sich, ob nur die oberste Schicht oder das Holz über seine gesamte Dicke durchgeräuchert ist. Beim Schleifen eines ihm unbekannten Räuchereiche-Parketts sollte der Parkettleger immer zunächst Bedenken anmelden, weil er nicht wissen kann, ob das Parkett kerngeräuchert und damit über die gesamte Dicke dunkel ist. Falls nicht, entsteht ein fleckiger Boden, der sich auch durch partielles Einfärben kaum mehr retten lasse. Am Ende landet der Fall vor dem Kadi, und hier gebe es bisher keine einheitliche Rechtsprechung. Ein Räuchereiche-Boden muss so stark geräuchert sein, dass er über die gesamte Lebensdauer seine Eigenschaften behält. In der Konsequenz muss sich das Parkett problemlos mehrmals abschleifen lassen, ohne dass der Boden seinen dunklen Farbton verliert.
Die dunkle Farbe der Räuchereiche hängt von der Intensität des Räucherns ab, aber auch von dem Gerbstoff-Gehalt des Holzes. Da dieser wachstumsbedingt sehr verschieden ist, könne es immer wieder zu unterschiedlichen Farbintensitäten kommen. Farbunterschiede zwischen den Räuchereiche-Parkettstäben sind holztypisch und stellen demnach keinen Mangel dar.
In Abhängigkeit von der Räucherungsintensität ändert sich auch der Ohmsche Widerstand des Holzes. Weil dies unregelmäßig geschieht, ist eine elektrische Bestimmung der Holzfeuchte nicht möglich. Verlässliche Werte zur Feuchte des Holzes bringt allein die Darr-Messmethode.
Räuchereiche ausgiebig ablüften lassen
Um Räuchereiche möglich problemfrei verlegen zu können, sollte das Holz nach dem Räuchern beim Hersteller ausreichend ablüften. Das könne mehrere Monate dauern. Falls der Parkettleger bei der angelieferten Ware dennoch einen Ammoniakgeruch wahrnimmt, sollte er das Parkett auf jeden Fall beim Lieferanten beanstanden.
Restammoniak im Holz kann Schäden verursachen. Möglich seien Störungen beim Abbinden von PU-Klebstoffen. Die Verklebung mit dem Untergrund ist dann ungenügend - und das ist ein Mangel, den der Parkettleger durch das Einbringen von schlecht abgelüftetem Material zu verantworten hat. Für etwaige Deckschicht-Ablösungen hat dagegen der Hersteller gerade zu stehen. Zu solchen Ablösungen kann es kommen, wenn PU-Schmelzkleber für die Verbindung der Deckschicht aus Räuchereiche und dem Trägermaterial eingesetzt wurden.
Schlecht abgelüftete Räuchereiche kann zudem zu Schwierigkeiten bei der Oberflächenbehandlung mit Parkettlacken, aber auch mit Ölen und Wachsen, führen. Es könne zu fleckigen Farbveränderungen, Kräuselung oder Kraterbildung in der Lackschicht kommen. Ursache ist zumeist ein nachträgliches Ausdampfen des Ammoniaks. Generell gilt: Der Verleger sollte ausschließlich Lacke und Wachse/Öle verwenden, die vom Hersteller für den Einsatz auf Räuchereiche-Parkett freigegeben sind.
Farbeinläufe abhängig von Faserrichtung
Restammoniak in Räuchereiche kann zudem bei einer Musterverlegung zu einem Anräuchern angrenzender Hölzer führen. Das Resultat sind Farbeinläufe in andere gerbstoffhaltige, hellere Hölzer. Leichte Farbänderungen am Randes eines Stabes stellen dann zwar noch keinen Mangel dar. Sind die Farbeinläufe aber deutlich sichtbar, dann ist es mehr als nur ein optischer Mangel. Aber auch dann gilt: Der Parkettleger hätte vor dem Verlegen bemerken müssen, dass die Räuchereiche nicht ordentlich abgelagert war.
Die Intensität der Farbeinläufe ist nicht nur abhängig vom Restammoniak-Gehalt, sondern auch von der Faserrichtung. Parkettleger sollten dieses bei der Planung eines Musterbodens berücksichtigen. Am geringsten ist die Gefahr des Entstehens von Farbeinläufen, wenn die Fasern geräucherter Eiche und unbehandelter Eiche im Stoßbereich parallel verlaufen. Stoßen die Fasern jedoch stumpf aufeinander, stößt also Räuchereiche-Hirnholz gegen Eiche-Hirnholz, kommt es sehr schnell zu einem Nachdunkeln des nicht geräucherten Holzes. Bei Langholz an Hirnholz liegt die Gefahr des Entstehens von Farbeinläufen zwischen den beiden Extrema (siehe Bild).
Wenn Räuchereiche und Eiche kombiniert verlegt wurden, muss der Parkettleger auch beim Schleifen besondere Vorsicht walten lassen. Sollte mit dem falschen Schleifmittel geschliffen werden, können die dunklen Räuchereiche-Späne in die großen Poren der hellen Eiche wandern. Dabei entstehen dunkle Punkte, die im großen Umfang durchaus einen Mangel zu Lasten des Parkettlegers darstellen können.
Worauf man bei Räuchereiche achten muss1. Holzfeuchte
2. Geruch
3. Störung der Verklebung
4. Verunreinigungen durch Schleifstaub
5. Störung der Versiegelung
6. Farbeinläufe ins nicht-geräucherte Holz
7. Wechselnde Farbtiefe
Räucher-VerfahrenBeim Räuchern reagiert Ammoniak mit den Gerbstoffen im Holz. Die Farbintensität der geräucherten Eiche hängt vom Gerbstoffgehalt des Holzes ab. Da sich feuchtes Holz besser räuchern lässt als trockenes, werden die Friese normalerweise vor dem Trocknen geräuchert.
Im Wesentlichen unterscheidet man drei Verfahren: Bei der Kammerräucherung (auch konventionelles Räuchern genannt) wird das Holz in eine luftdichte Räucherkammer gepackt und dann mit Ammoniak (Salmiakgeist) begast. Bei diesem Verfahren wird keine tief reichende Färbung erzielt. Eine durchgehende Kernräucherung wird durch die Kesselräucherung erreicht. Hierbei dringt Ammoniakgas mit Überdruck und bei höheren Temperaturen in das Holz ein.
Die so genannte Baustellenräucherung wird heute kaum noch angewandt. Dabei wird nur die Oberfläche des Holzes angeräuchert - ein schwieriges Verfahren, da sich auch Einrichtungsgegenstände aus gerbstoffhaltigen Hölzern dunkel färben.
aus
Parkett Magazin 01/08
(Handwerk)