Aus einem Gutachten des Sachverständigen Wilhelm Schmidt, Halle

Dämpfe aus Spanplatten - Ursache für Parkettverfärbung?


Dunkle Fleckenbildung in einem Holzfußboden, der auf Spanplatten verlegt wurde. Lag es an einem Verlegefehler, passten die Materialien nicht zusammen oder spielte Feuchtigkeit eine Rolle?

Schadensbild: Dunkle Verfärbung des Fußbodens, willkürlich vorhanden, beginnend an Fugenbereichen. Auch die Wandabschlussleisten aus Eiche waren verfärbt.

Objekt: Mietshaus, komplett saniert, 4 Geschosse, 8 Wohnungen - jeweils ein Raum ausgestattet mit Tarkett Plankwood 1.220 x 19 x 7 mm.

Bodenaufbau: Fußbodendielung (Blindboden) aus Nadelholz, 2 mm Rippenpappe, 24 mm Spanplatte, 2 mm PE Schaumstofffolie, 7 mm Tarkett Plankwood Eiche.

Bei der gutachterlichen Untersuchung wurde festgestellt, dass keine fehlerhaften Materialien eingebaut waren. Der Boden lag eben und ohne Fugen. Ein Verlegefehler wurde daher ausgeschlossen. Die Verfärbung des Parkettholzes sah einem geräucherten Eichenholz ähnlich. Die Vermutung lag nahe, dass hier ein langsamer chemischer Prozess stattgefunden hatte, bei dem Ammoniak mit Gerbsäure reagiert hatte. Woher aber kam das Ammoniak?

Die Quelle der Ammoniak-Ausdünstungen ließ sich zunächst nicht ermitteln. Weder aus Reinigungsmitteln, aus der Ausgleichsschüttung, aus Klebstoffen, Wandputz oder Wandfarbe konnte eine Emission festgestellt werden. Lag es doch an einem durchnässten Unterboden?

Bei der folgenden Darr-Probe wies die Spanplatte den hohen Feuchtegehalt von 16,3 % auf. Der Gutachter vernahm einen leicht stechenden Geruch - typisch für Ammoniak. In der Laboruntersuchung wurde ein Stück der Original-Spanplatte aufgefeuchtet und zusammen mit Eichefurnier und Eichenholzstäbchen getestet . Es stellte sich eine deutliche Eiche-Räucherung ein.

Weil von den Mietern der Wohnung zunächst nicht gestattet worden war, den Untergrund zu öffnen, konnte die Herkunft der Feuchtigkeit nicht lokalisiert werden. Das Gericht hakte jedoch nach und nach Genehmigung einer Prüfstelle zeigten entnommene Untergrundproben, dass sich Schimmelpilze an der Spanplatte gebildet hatten.

Im Ergebnis konnte der Sachverständige einen durchfeuchteten Spanplattenuntergrund als Ursache für die Eiche-Verfärbung ermitteln. Ammoniak-Dämpfe hatten sich gebildet und das Parkett verfärbt. Eine Verformung des Parkettbodens war durch die Feuchtigkeit allerdings nicht aufgetreten. Es stellte sich schließlich heraus, dass die Feuchtigkeit nicht aus dem Untergrundaufbau gekommen, sondern an der Wand herab durch äußere Regeneinwirkung in die Spanplatte gezogen war.
aus Parkett Magazin 05/03 (Handwerk)