Über Laminatboden-Trends, "Schutzzäune" und neue Marken

Darum geht Parador in den Bodenbelagshandel

Kritisch betrachtet von Ulrich Baumert

Christian Lukas ist in der Branche schon viel herumgekommen: Von Witex zu Amorim, dann wieder zurück zu dem Augustdorfer Laminatbodenhersteller und von dort zu Meisterwerke, woran sich ein kurzes Intermezzo beim Korkanbieter Korbena anschloss. In den Führungsetagen dieser Firmen hat sich der 40-Jährige nicht nur Freunde gemacht. Um so überraschender kommt jetzt sein Wechsel zu Parador und die Meldung, dass er für die Coesfelder den Bodenbelagshandel erschließen soll.

Bodenbelagshandel? Gemeint sein können hier nur solche Marktteilnehmer, die nicht über den Großhandel, sondern vom Hersteller direkt oder über eine Einkaufskooperation beliefert werden. Wir erinnern uns: Als Parador-Geschäftsführer Volkmar Halbe vor knapp zwei Jahren den Bodenbelagsgroßhändlern Avancen machte, winkten diese ab: Eine Marke, die zugleich in Baumärkten positioniert ist, kam für sie nicht infrage. Auch ein erfahrener Branchenkenner wie Hermann Pooth, damals von Parador auf den Großhandel angesetzt, konnte dieses eherne Gesetz nicht aushebeln.

Da eine Zweitmarke für Parador ausscheidet, ist eine Direktbelieferung des Bodenbelagsfachhandels die logische Konsequenz. Ganz nebenbei ist es für die Coesfelder die einzige Chance, in Deutschland weiter zu wachsen. Ein zusätzliches Umsatzplus von 10 bis 15 Mio. EUR innerhalb von drei Jahren dürfte dabei realistisch sein, wofür sich Volkmar Halbe und sein Vertriebsleiter Lubert Winnecken allerdings einen hohen Stressfaktor einhandeln dürften.

Ein Blick zurück: Vor einigen Jahren brach Parador mit der Belieferung der Baumärkte ein Tabu. Der bis dahin exklusiv bediente Holzhandel jaulte heftig auf, um sich schließlich seinem Schicksal zu ergeben. Jetzt muss die Marke mit einem weiteren Wettbewerber geteilt werden, was erneut hitzige Diskussionen nach sich ziehen wird. Aber ist es überhaupt noch zeitgemäß, Schutzzäune einzufordern? Für ein starkes Label ist es nicht entscheidend, von welcher Branche es vermarktet wird, sondern wer es am besten macht. Und wie wir wissen, kann das auch der Bodenbelagshandel sehr gut...

HDM: Elesgo Professional für den Großhandel

Apropos Hermann Pooth: Auch er hat viel von der Branche gesehen. Nach Tarkett, zweimal Witex, Terhürne und Parador scheint sich der Kreis seines Berufslebens zu schließen. Als Geschäftsführer von Holz Dammers in Moers (HDM) hat sich für ihn der Traum verwirklicht, noch einmal bei einem Inhaber geführten Mittelständler anzuheuern, dessen erklärte Zielsetzung ist, die Produkte auch dort zu platzieren, wo sich Pooth bestens auskennt: im Bodenbelagsgroßhandel.

HDM war bisher nahezu ausschließlich auf der DIY-Schiene unterwegs, wo man sich im Wettbewerb zu Classen und Kosche sah. Der Holzwerkstoffhersteller wirkte mit seinem Elesgo-Hochglanzboden immer ein wenig exotisch. Die Produkte sind mit einer Elektronenstrahl gehärteten Acrylharzloberfläche ausgestattet, dürfen aber dennoch als Laminatboden angeboten werden, wie man sich höchstrichterlich in einem Prozess gegen den Europäischen Verband der Laminatfußbodenhersteller (EPLF) bestätigen ließ.

Mit drei Produktionsstätten sowie Wäldern in Russland, die nach den Richtlinien des FSC nachhaltig bewirtschaftet werden, stellte HDM sein Licht bisher unter den Scheffel. Ein Unternehmen, das unter anderem Praktiker beliefert, und dabei auch noch Marge macht, verdient per se schon höchsten Respekt.

HDM steht für die Lebensleistung von Arnold Dammers, der die Firma vor 49 Jahren gründete und die Verantwortung der Führungsetage auf die Schultern von drei weiteren Geschäftsführern, darunter Sohn Dirk, verteilte.

Hermann Pooth hat bei HDM unter anderem die Aufgabe, Elesgo-Laminatböden im Fachgroß- und -einzelhandel zu etablieren, was mit speziellen Kollektionen - zum Beispiel mit einer Profi-Range - geschehen soll. Die Produkte gibt es übrigens in unterschiedlichsten Glanzgraden, auch matt. Den Nerv der Zeit trifft man darüber hinaus mit einem speziellen Wellness-Boden, desen Schadstoffgehalt so gering sein soll, dass er nicht messbar ist.

Hochglanz-Oberflächen immer mehr ein Thema

Laminatböden mit Hochglanz-Oberflächen scheinen sich generell zu einem Trendprodukt zu entwickeln. Um dieses Segment zu bedienen, hat Kronotex sogar den Hersteller Scannery Holztechnik übernommen. Die Einführung entsprechender Kollektionen kündigen auch Classen und der italienische Hersteller Skema für die Domotex an.

Was die modischen Trends und Tendenzen betrifft, fällt auf, dass Laminatböden zunehmend ein eigenständiges Profil erhalten. Immer mehr Anbieter gehen zu Formaten über, die mit der typischen Brettform nichts mehr zu tun haben. Das erweist sich immer dann als sinnvoll, wenn man sich nicht auf das Reproduzieren von Holzdarstellungen beschränkt, wobei Witex den weitesten Schritt nach vorn getan hat. Bei den Mustern kann man es sogar mit Textilbelägen aufnehmen, was der Teppichbranche eigentlich zu denken geben müsste.

In Sachen Verlegetechnologie ist Quick-Step wieder ein gutes Stück vorangekommen. Den Belgiern gelingt, was auch beim Fertigparkett noch niemandem gelungen ist. Da die Kopfkanten der Dielen nicht mehr sichtbar sind, gewinnt der Betrachter den Eindruck es würde sich um eine Einzelstabverlegung handeln (siehe separater Bericht).

Indirekter Tiefdruck: Egger vs. Schulte Räume

Und dann wären da noch Laminatböden, die im indirekten Tiefdruck hergestellt werden und die bislang jüngste Generation in diesem Genre verkörpern: Hier wetteifern Egger und Schulte Räume auf der Domotex mit völlig unterschiedlichen Konzepten. Dass beide Produkte fast in unmittelbarer Nachbarschaft hergestellt werden, ist eine amüsante Randnote. Während sich Egger mit "konsumigen" Dekoren auf den Preiseinstieg kapriziert, zeigt sich Schulte Räume exklusiv und experimentierfreudig. Dass beide Hersteller auf den Bodenbelagsgroßhandel zielen, sorgt für zusätzliche Brisanz. Schulte Räume hat aber noch einen weiteren Trumpf auf der Hand: Die Drucktechnologie wird nicht nur auf dem Laminatsektor angewandt, sondern auch bei den Korkböden des Unternehmens. Das Resultat ist eine der schönsten Kollektionen in diesem Belagsegment. Man darf gespannt sein, wie Branchenführer Amorim kontern wird.

Erster Laminatboden im Digitaldruck?

Auch Kaindl ist für eine Überraschung gut. Die Österreicher kündigen für Januar eine sensationelle Neuentwicklung an, ohne sich über Details auszulassen. Vieles deutet darauf hin, dass es sich um den ersten im Digitaldruck gefertigten Laminatboden handelt. Das würde dem Hersteller speziell beim deutschen Bodenbelagsgroßhandel völlig neue Perspektiven eröffnen...
aus BTH Heimtex 01/08 (Bodenbeläge)