Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung
Unzureichende Ausbildungsnachweise können teuer werden
Die diesjährige bundesweite Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung fand Anfang März in Ditzingen statt. Gastgeber war Parkettsiegelhersteller Loba, der für diese Zusammenkunft sein Ausbildungszentrum Lobacademy zur Verfügung stellte. Zentrale Themen waren einmal mehr die Zwischenprüfungen, für die einheitliche Vorgaben fehlen, und die innerbetrieblichen Leistungsbeurteilungen, für die es ebenfalls keine Leitlinien gibt.
Im zweiten Anlauf konnte sich Bundeslehrlingswart Heinz Brehm über die Beteiligung an dieser Tagung freuen. 35 Lehrlingswarte und Berufsschullehrer waren nach Ditzingen gekommen, um aktuelle Fragen der Parkett- und Bodenlegerausbildung zu klären bzw. Lösungen auf den Weg zu bringen.
Welche Bedeutung aussagefähige Ausbildungsnachweise für den Ausbildungsbetrieb haben können, erläuterte Heinz Brehm. Danach mussten zwei betroffene Ausbildungsbetriebe Hilfsarbeiterlohn nachzahlen und die Lehrzeit verlängern. Er empfiehlt den Ausbildern dringend, sich von der ordnungsgemäßen Führung der Berichtshefte zu überzeugen und sie zu unterzeichnen. Er führte dazu als Beispiel die bayerische Lösung an, nach der wöchentlich Fachberichte vorzulegen sind, die einen geschlossenen Arbeitsablauf beinhalten. In den kommenden Innungsversammlungen sollte dieses Thema unbedingt auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Ein ordentlich geführtes Berichtsheft ist die eine Seite, meinte Ralf Schnack, Lehrlingswart der Innung Schleswig-Holstein: "Wie steht es aber mit der eigenen Fähigkeit, die Leistung der Lehrlinge im Betrieb zu bewerten? Keinem sei klar, wo die Messlatte anzulegen ist, und das könnte sich bei einem Durchfaller und ggf. anschließenden Regressforderungen bitter rächen.' Seine Anmerkungen hatten zur Folge, dass ad hoc ein Arbeitskreis gebildet wurde, in dem er selbst sowie Frank Bender und Heinz Brehm entsprechende Leitlinien bis zur nächsten Tagung erarbeiten werden.
Unterschiedliche Prüfungsanforderungen
Nach wie vor unterschiedlich seien die Anforderungen der Zwischen- und Gesellenprüfungen, aber auch die der Bodenleger-Abschlussprüfungen. Als Beispiel nannte Brehm das Fach Wirtschaft/Soziales, dessen Note über Bestehen oder Nichtbestehen entscheiden könne. Hier sind die Bewertungsgremien gefordert, praxisnahe sowie vergleichbare Anforderungsprofile zu schaffen. Die gewünschte Vergleichbarkeit ist nach wie vor auch bei den Parkettleger-Gesellenstücken nicht gegeben, weil sich viele Prüfungsausschüsse nicht an die bundesweiten Vorgaben halten. Abhilfe soll künftig eine generelle Freigabe der Parkettmuster bringen, wobei - noch festzulegende - Mindestanforderungen einzuhalten sind.
Grundsätzliche Änderungen wird es bei der Gesellenprüfung geben. Künftig soll die in der Zwischenprüfung erzielte Fertigkeits- und Kenntnisnote mit 20 bis 30% in die Abschlussprüfungsnote eingehen. Mit dieser so genannten gestreckten Gesellenprüfung will der Bundeslehrlingswart die Zwischenprüfung ihrem Aufwand entsprechend deutlich aufwerten. Es dürfe nicht sein, dass die Zwischenprüfung mit den Worten "Hier kann ich ohnehin nicht durchfallen, das Ergebnis ist mir wurscht" abgetan wird. In einem weiteren Tagesordnungspunkt ging es um die finanzielle Förderung der Ausbildung. Brehm berichtete, dass 2007 rund 48.700 Auszubildende mit Steuergeldern von der Agentur für Arbeit in außerbetrieblichen Maßnahmen gefördert wurden, 34 % mehr als im Vorjahr. "Unsere Ausbildungsbetriebe bleiben dabei ohne Berücksichtigung", stellte er mit Bedauern fest.
Zu einer heftigen Diskussion führte die eventuelle Erhöhung der Ausbildungsvergütungen. Man einigte sich schließlich darauf, die prozentuale Lohn- und Tarifanhebung mitzutragen und weitere Erhöhungen mit den eigenen Innungen vorher abzusprechen.
Konstante Auszubildendenzahl
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse ist bundesweit auf gleichem Stand geblieben. Deshalb plant der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF), eine neue Nachwuchswerbung zu starten. Gedacht ist daran, hierfür eine begleitende DVD produzieren zu lassen. Vorbereitende Maßnahmen seien dazu bereits eingeleitet. Zu den regelmäßigen Leistungswettbewerben mahnte Brehm eine regere Beteiligung an und richtete an die Berufsschullehrer die Bitte, die Lehrlinge verstärkt auf den Leistungswettbewerb des Handwerks hinzuweisen. Schließlich sei hier für die Besten eine hohe Begabtenförderung zu erwarten.
Für die Parkettlegermeisterprüfung sind neue Rahmenbedingungen in Vorbereitung. Heinz Brehm: "Wir wollen nicht mehr auf andere Gewerke warten und werden deshalb Prüfungseinheiten entwickeln, die eine Verknüpfung mit anderen Gewerken, etwa mit dem Estrichlegerhandwerk, ermöglichen."
Zur Ausbilder-Eignungs-Verordnung teilte der Bundeslehrlingswart mit, dass die bisher auf fünf Jahre befristete Aussetzung vorzeitig und stillschweigend von der Regierung verlängert wurde. Danach kann nach wie vor jeder ohne Nachweis in einem der 42 B1-Berufe ausbilden. Ein Gegensteuern seitens der Handwerkskammern und des Zentralverbandes des deutschen Handwerks habe es offensichtlich nicht gegeben. Auch das sei mit ein Grund, warum der ZVPF aus dem ZDH ausgetreten ist.
Abgerundet wurde die Tagung mit einer Werksbesichtigung und einer Präsentation der Loba-Produkte. Die nächste Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung ist am 26. und 27. Februar 2009 in Witten vorgesehen. Gastgeber ist der Verlegewerkstoffhersteller Ardex.
aus
FussbodenTechnik 03/08
(Handwerk)