WPC-Terrassendielen mit steigender Marktdurchdringung
Erstes Qualitätssiegel für WPC-Decks
Ende der 1990er Jahre kamen die ersten Terrassendielen und -fliesen aus Wood Plastic Composites (WPC) aus den USA nach Europa. Trotz anfänglicher technischer Schwierigkeiten hat sich für WPC-Produkte heute ein Kundenklientel gefunden.
Der Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) schätzt den Marktanteil bei Holz-Outdoorbelägen im Jahr 2006 auf rund 6%. Das Nova-Institut hält angesichts der zunehmenden Kundensensibilisierung bei Tropenholz in Zukunft einen Marktanteil von bis zu 20% für möglich. Das neu entwickelte Qualitätssiegel des VHI und der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe soll mit dazu beitragen.
WPC wird heute für eine Vielzahl von Produkten verwendet. Haupteinsatzbereiche sind aber nach wie vor Terrassen, Schwimmbadumrandungen und andere Außenbereiche. Im Jahr 2005 wurden in Deutschland rund 5.000 t des Verbundwerkstoffs produziert, im Jahr 2007 sind die Produktionsmengen bereits auf 20.000 t gestiegen. Die aktuelle jährliche Fertigungsmenge in Europa - ohne Automobilindustrie - schätzt das Nova-Institut auf 100.000 t.
Technisch ausgereiftes Produkt
Anfängliche technische Schwierigkeiten wie fehlende Farbbeständigkeit und mangelnde Dauerhaftigkeit gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Viele Holzhändler halten WPC-Deckings heute für ein ausgereiftes Produkt.
Pünktlich zur neuen Garten-Saison haben der VHI und die Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe ein Gütesiegel für Terrassendielen aus WPC entwickelt und auf dem 2. Deutschen WPC-Kongress in Köln vorgestellt. Der VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein begründet diesen Schritt damit, dass die Beschaffenheit von WPC-Profilen bisher von keiner Norm definiert wurde. Die CEN/TS 15534 habe als Technische Spezifikation 2006 zwar Prüfverfahren festgelegt, jedoch keine technischen Werte. "Bisher hat jeder Hersteller diese Werte für sich selbst bestimmt. Das Gütesiegel der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe soll jetzt einheitliche Kriterien schaffen", erläutert Sauerwein.
Rund 80% der in Deutschland verkauften Deckings aus Holz-Polymer-Werkstoffen entsprechen bereits den Anforderungen des Siegels. Das gleicht dem Marktanteil der in der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe zusammengeschlossenen Hersteller, die sich alle verpflichtet haben, die Zertifizierung durchzuführen.
Überprüfung der Herkunft des Rohmaterials und der technischen Eigenschaften
Wer seine WPC-Produkte mit dem Gütesiegel kennzeichnen will, muss zahlreiche Kriterien erfüllen. So verpflichtet sich der Hersteller, dass die eingearbeiteten Naturfasern zu 100% aus Holz bestehen, das aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Sie müssen das Zertifikat der Waldschutzorganisationen PEFC oder FSC führen. Um die Qualität des Polymergemischs sicherstellen zu können, sollen nur frisch hergestellter Kunststoff bzw. Reststoffe einer einmaligen industriellen Produktion verwendet werden.
Bei den technischen Eigenschaften überprüfen die unabhängigen Experten die Biegeeigenschaften, die Temperaturbeständigkeit sowie das Verhalten bei Feuchtigkeitsschwankungen und Wechselbelastungen. Die Decks müssen eine punktuelle Gewichtsbelastung bis zu 330 kg aushalten ohne zu brechen. Außerdem darf sich die Diele bei einem Druck von 500 N (entspricht etwa 50 kg) nicht mehr als 2 mm durchbiegen, damit sich keine Pfützen bilden. Auch Dauerbelastungen durch Gewicht und Temperaturen von 50 C werden geprüft, um die Beständigkeit gegen Hitze und kontinuierliche Gewichtsbelastung zum Beispiel durch abgestellte Gegenstände sicher zu stellen. Damit die Stabilität auch bei extremen Klimaschwankungen garantiert werden kann, testen die Experten das Verhalten der WPC-Profile in mehrfachen Zyklen von Kaltwasserlagerung, Gefrieren und Trocknen. Um das Quellen des Materials zu überprüfen, werden die Elemente fünf Stunden in kochendem Wasser gelagert und anschließend in ein Kaltwasserbad getaucht. Hier dürfen vorgegebene Grenzwerte nicht überschritten werden. Zur Sicherheit der Nutzer kontrollieren die Prüfer zudem die Rutschbeständigkeit der Oberflächen gemäß den Bestimmungen der DIN 51097 (Rutschhemmung Barfuß-Bereiche).
Outdoor-Trends bei WPC
Heute gibt es Outdoor-Bodenbeläge aus WPC in vielen Ausführungen. Bei den Deckings unterscheidet man Hohlkammer- und Vollprofile. Ihre Oberflächen sind zumeist auf der einen Seiten mit schmalen Rillen und auf der anderen Seite mit breiteren Rillen versehen. Zudem rauen einige Hersteller die Oberfläche zusätzlich auf, um eine Struktur zu erreichen, die mehr an Holz als an Kunststoff erinnert. Eine weitere Möglichkeit sind flächige Elemente, die sich als fußwarme und witterungsbeständige Alternative zu Stein- und Fliesenterrassenbelägen etablieren sollen. Bei den Farben reicht die Palette dank neuer Technologien vom steinähnlichen Grau über ein kräftiges Ziegelrot bis zu verschiedenen hölzernen Brauntönen.
Überprüfte Kriterien für Gütesiegel Holz-Polymer-Werkstoffe Biegeeigenschaften
Kochwasserlagerung
Rutschfestigkeit
Biegeverhalten bei Temperaturbelastung
Verhalten bei Wechselbelastung
Linear thermischer Ausdehnungskoeffizient
Herkunft Rundholz oder Holzspäne aus FSC-/PEFC-zertifizierten Wäldern
Kunststoffbestandteil nicht aus Recyclingkunststoffen
Hersteller von WPC-Produkten* Deceuninck, Hooglede-Gits/Belgien
Haller Formholz, Schwäbisch Hall/Deutschland
Kosche Profilummantelung, Much/Deutschland
Möller, Meschede-Eversberg/Deutschland
Novo-Tech, Aschersleben/Deutschland
Rehau, Rehau/Deutschland
Tech-Wood Nederland, Rijssen/Niederlande
Werzalit, Oberstenfeld/Deutschland
* oder deren Vertriebsgesellschaften
Quelle: Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie
aus
Parkett Magazin 03/08
(Bodenbeläge)