Illegaler Einschlag von Tropenhölzern
Auseinandersetzungen im Südosten Brasiliens
Schwer bewaffneten Kräften der brasilianischen Bundespolizei gelang es Ende Februar, Ruhe und Ordnung in Tailandia, einer Kleinstadt im Südosten des Bundesstaates Pará, wieder herzustellen. Die Behörden beschlagnahmten dabei 13.000 cbm Rundholz. Dies entspricht 500 Lkw-Ladungen im Wert von ungefähr 1,5 Mio. EUR.
In Brasilien versuchen die Behörden seit vielen Jahren, aktiven Umweltschutz voranzutreiben. Zuständig ist hierfür IBAMA, das brasilianische Institut für Umwelt und erneuerbare, natürliche Ressourcen. IBAMA kontrolliert die Vergabe von Einschlagskonzessionen und verfolgt die gesamte Produktionskette vom Wald über die Sägewerke, Zwischenhändler, Weiterverarbeiter bis zum Export. In einem riesigen Land mit teilweise schwer zugänglichen Gebieten ist eine lückenlose Kontrolle allerdings problematisch. Zusätzlich erschweren wirtschaftliche Rahmenbedingungen die Arbeit der IBAMA. Vor dem Einschreiten der Polizei hatten 2.000 gewaltbereite Einwohner der Region die Kontrolleure der IBAMA vertrieben, Straßensperren errichtet und Autoreifen angezündet. 450 Polizisten waren notwendig, die Ausschreitungen zu beenden.
Was sind die Hintergründe und Ursachen dieser Auseinandersetzungen?
1. In einer Kleinstadt wie Tailandia lebt nahezu 70% der Bevölkerung von der Holzindustrie. Die Arbeiter und auch die lokale Verwaltung sorgen sich um ihre Arbeitsplätze und die Wirtschaftskraft der Region. Hier ist umfangreiche Aufklärungsarbeit nötig, um den Menschen zu verdeutlichen, dass nachhaltige Forstwirtschaft wohl kurzfristig Arbeitsplatzverluste bedeuten würde, jedoch langfristig den Bestand der Industrie sichert.
2. Neben der Nachfrage nach Holz steigt weltweit die Nachfrage nach Rindfleisch, Sojabohnen und anderen Agrarerzeugnissen stetig an. Brasilien ist schon heute größter Rindfleisch-Lieferant der Welt. Um die Flächen für die Landwirtschaft zu vergrößern, werden die Wälder einfach abgeholzt oder schlimmstenfalls sogar abgebrannt.
3. Die ständig steigende Nachfrage nach Ethanol und Bio-Diesel weckt Begehrlichkeiten. Schon heute ist Brasilien der größte Produzent dieser erneuerbaren Energieträger. Gewaltige Gebiete sind mit Zuckerrohr, einem geeigneten Rohstoff für die Ethanol-Produktion, bepflanzt. Kritik vornehmlich aus Europa entgegnet Brasiliens Präsident Lula, dass es in seinem Land noch Millionen von Hektar. zusätzlicher und geeigneter Flächen für den Anbau von Zuckerrohr gäbe und dass dafür unter keinen Umständen die Wälder Amazoniens abgeholzt werden müssten. Die Sorge der Kritiker ist jedoch nicht ganz unbegründet. Auch z.B. aus Indonesien wird berichtet, dass Urwälder zu Gunsten von Palmöl-Plantagen, einem anderen geeigneten Lieferanten von Bio-Kraftstoff, vernichtet worden sind. Die westliche Welt mit ihrem unstillbaren Durst nach Energieträgern wäre gut beraten, Entwicklungshilfe und Wirtschaftsförderung gezielt einzusetzen. In Westafrika gäbe es zum Beispiel in Angola riesige ungenutzte Flächen, die aus klimatischen Bedingungen bestens für den Anbau von Zuckerrohr geeignet wären. Das Problem sind hier die unzähligen Landminen, die in dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg ausgelegt worden sind und jetzt dringend geräumt werden müssten. Es fehlt allerdings wohl am Geld und einer intakten Regierung. Nicht auszuschließen ist sogar ein Desinteresse der angolanischen Behörden, die heute an der Erdölförderung des Landes prächtig verdienen.
Neben den Bemühungen von Umweltschutzorganisation wie Greenpeace und WWF, sowie Zertifizierungs-Prozessen insbesondere vom FSC, ist auch die Europäische Gemeinschaft nicht untätig. Unter der Führung der Abteilung "DG Development" und Mitarbeit von "DG Trade", "DG Environment" und "DG Enterprise" wurde vor einigen Jahren das so genannte FLEGT-Programm entwickelt. FLEGT bedeutet: Forest Law Enforcement Governance and Trade, sinngemäß auf Deutsch: Durchsetzung der Legalität in Forstwirtschaft und Handel. Ziel der EU-Bemühungen sind freiwillige Partnerschafts-Vereinbarungen zwischen der EU und einzelnen Partnerländern insbesondere in den tropischen Ländern. In diesen freiwilligen Vereinbarungen soll garantiert werden, dass mit Hilfe von akkreditierten und neutralen Kontrollorganen ausschließlich legal eingeschlagenes Holz verarbeitet wird. Das jeweilige Partnerland soll mit geeigneten Maßnahmen garantieren, dass die gesamte Produktionskette lückenlos überwacht wird. Problematisch an diesen Bemühungen der EU ist leider die sehr langsame Durchsetzung der sicherlich sinnvollen Konzepte.
Auch aus afrikanischen Ländern, wie zum Beispiel Uganda, hört man positive Nachrichten über einen drastischen Rückgang des illegalen Holzeinschlages.
Als Fazit lässt sich erfreulicherweise feststellen, dass die Weltwirtschaft und die Politik offensichtlich begriffen haben, dass dem fürchterlichen Raubbau an den Wäldern unserer Erde unbedingt und unverzüglich Einhalt geboten werden muss. Natürlich gibt es noch viel zu tun und zu verbessern. Die Anstrengungen gehen allerdings in die richtige Richtung. Mittelfristig werden diese Maßnahmen hingegen zwangsläufig zu Preissteigerungen für Tropenhölzer führen.
aus
Parkett Magazin 03/08
(Holz)