Internationale Handelswege: Asien, Amerika und Europa im Dialog

Zweites Gipfeltreffen in Shanghai

Anlässlich der Domotex Asia 2008 in Shanghai hatte Thomas Baert, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Chinafloors in Shanghai mit Niederlassungen in Belgien und den USA, gemeinsam mit der örtlichen Messegesellschaft erneut die Initiative ergriffen und zu einer Zusammenkunft der Parkett-Verbände eingeladen. Unverständlicherweise sind die Einladungen an die Verbandsspitzen erst neun Tage vor der geplanten Zusammenkunft ausgesprochen worden.

Es ist kaum verwunderlich, dass bei einer so kurzfristigen Einladung viele der erwarteten Teilnehmer nicht erschienen sind. Dies ist bedauerlich. Außerdem wurde die Presse höchst unausgewogen eingeladen. Eine amerikanische Zeitschrift war gleich mit drei Vertretern zugegen, andere Medien wurden mit Hinweis auf mangelnden Platz überhaupt nicht eingeladen. Neben dieser Kritik sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass mit Hilfe von Simultan-Übersetzern die Effizienz der Gespräche im Vergleich zum Vorjahr erheblich verbessert worden ist.

Die chinesische Seite war natürlich gut vertreten. Unter der Führung von Zhang Sen Lin, dem Präsidenten des chinesischen Dachverbandes für Produkte der Holzindustrie, nahmen eine Vielzahl von regionalen und produktspezifischen Verbandsvertretern teil.

Nordamerika hatte im vergangenen Jahr noch durch Abwesenheit geglänzt. Bei diesem zweiten Treffen war die amerikanische National Wood Flooring Association NWFA immerhin mit ihrem Generalsekretär Edward S. Korczak kompetent vertreten. Aus Europa war der Importeursverband EFPI mit zwei Delegierten erschienen. Leider fehlte hingegen der Produzentenverband FEP. Wieso wurde die so bedeutende Parkett-Industrie in Südostasien nicht eingeladen? Es ist völlig unstrittig, dass die Parkett-Produktion in Ländern wie Thailand, Malaysia und Indonesien eine ganz wesentliche Stellung im Weltmarkt einnimmt. Es bleibt die Vermutung, dass die Chinesen als Organisatoren in Shanghai die unliebsame Konkurrenz aus diesen Ländern ausgrenzen wollte. Dies hinterlässt einen schlechten Beigeschmack.

Ohne Frage, derartige Treffen sind grundsätzlich sinnvoll. Es wurden sogar Forderungen laut, man möge sich tunlichst öfter als nur einmal im Jahr treffen. Dazu lassen sich kaum vernünftige Gegenargumente finden. Ein zusätzliches zweites Jahrestreffen allerdings anlässlich der Domotex in Hannover zu organisieren, macht jedoch keinen Sinn. Nichts gegen die Deutsche Messe AG in Hannover, aber der zeitliche Abstand von nur 8 Wochen zwischen beiden Veranstaltungen ist viel zu kurz, um ein zweites Treffen sinnvoll erscheinen zu lassen.

Wenn man sich zweimal jährlich treffen will und Shanghai im März als erstes Treffen feststeht, muss zwangsläufig das zweite Treffen zum Beispiel im September oder Oktober entweder in Europa oder den USA stattfinden. Es wäre zu begrüßen, wenn ein anderer Verband oder eine andere Institution die Initiative zur Organisation eines Folgetreffens ergreifen würde.

In 20 Jahren Weltmarktführer

China hat im vergangenen Jahr 361 Millionen qm Holz- und Laminat-Böden produziert. 1/3 dieser Menge wurde exportiert. Nun hat man das eindeutige Ziel formuliert, innerhalb von maximal 20 Jahren zum Weltmarktführer in dieser Branche aufzusteigen. In Hinblick auf die eher geringe Forstwirtschaft in China heißt dies zwangsläufig, dass gigantische Rohstoffmengen nach China transportiert werden müssten.

In den Jahren 2006 und 2007 hatten die chinesischen Behörden Verzerrungen des Wettbewerbes aufgehoben. Mehrwertsteuerrückvergütungen wurden gestrichen und zusätzliche Export-Zölle und Export-Steuern eingeführt.

Nachdenkliche Amerikaner

Edward S. Korczak (NWFA) berichtete von einem Rückgang der Produktion in Höhe von 15-20% bedingt durch die aktuelle Wirtschaftskrise in Nord-Amerika. Auch für das laufende Jahr wird mit keiner Verbesserung gerechnet. In den vergangenen Jahren hat sich der Trend beim Holzparkett eindeutig zur werksseitigen Versiegelung entwickelt. Nur noch 35% der Flächen werden erst im Objekt versiegelt. Motor für diese Entwicklung war eindeutig der ansteigende Anteil von Fertigparkett, der inzwischen mit annähernd 50% beziffert wird.

Die Amerikaner sind nach wie vor in großer Sorge über die Importe insbesondere aus China. Für die NWFA sind die bisherigen Veränderungen der chinesischen Export-Politik noch nicht ausreichend. Der Verband hat sich an den amerikanischen Kongress gewand, um faire Wettbewerbsbedingungen zu erreichen. Edward Korczak stellte eine neuerliche ITC Klage (International Trade Centre, ein der Welthandelsorganisation WTO untergeordnetes Organ) in den Raum.

EFPI fordert zusätzliche Anstrengungen

Ruud Steenvoorden, Vize-Präsident des EFPI forderte die chinesischen Hersteller auf, Anstrengung in Hinblick auf FSC-zertifiziertes Holzparkett deutlich zu erhöhen. Diesbezüglich war die chinesische Antwort eher dürftig. Zhang Sen Lin meinte dazu, dass die Welt ja wohl kaum annehmen könnte, dass im streng kontrollierten China illegaler Holzeinschlag stattfinden würde. Darüber hinaus würde China grundsätzlich die Souveränität der Einkaufsländer für Rohholz respektieren und voraussetzen, dass die ausländischen Regierungen alle Maßnahmen in Richtung nachhaltiger und legaler Forstwirtschaft unternommen hätten.

Diese Position Chinas erscheint fragwürdig. Der Redaktion liegen gesicherte Erkenntnisse vor, dass chinesische Händler vor einigen Jahren im großen Stil Bemühungen Indonesiens, den illegalen Holzeinschlag und zugehörigen Handel durch massive Kontrollen zu bekämpfen, durchkreuzt hatten. Schiffsladungen von Merbau Rundholz aus der indonesischen Provinz Irian Jaya sind dann eben nicht nach Surabaya auf der Insel Java, sondern direkt nach Kanton und Shanghai verschifft worden. Thomas Baert berichtete in diesem Zusammenhang, dass europäische Einkäufer Preiserhöhungen für zertifizierte Ware nicht akzeptieren würden. Derartige Klagen kann man nicht ernsthaft in Betracht ziehen. Selbstverständlich versucht jeder Einkäufer, Preissteigerungen erst nach zähen Verhandlungen zu akzeptieren. Die Amerikaner warnten an dieser Stelle, die Forderung nach FSC nicht zu eng zu stellen. Entscheidend sei ausschließlich die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft und nicht das Etikett, dass diese verdeutlichen soll.
aus Parkett Magazin 03/08 (Bodenbeläge)