Sind Sie ein Orientteppich-Kenner?

Eine kleine Orient-Warenkunde

Es ist zwar schön, wenn man auf die Frage "Sind Sie ein Orientteppich-Kenner"mit "Ja" antworten kann. Doch alles kann niemand wissen. Vieles muss auch der versierte Fachmann nachschlagen. Mit unserem Ratespiel in diesem Heft möchten wir Ihnen Fachwissen auf eine unterhaltsame Weise vermitteln: Die ausführliche Auflösung der Fragen folgt gleich in der nächsten Ausgabe. Sie finden daher jetzt auch die Auflösung der Fragen aus der letzen Ausgabe.

Ardebil - Nordiranische Teppichprovenienz

Ardebil liegt im Nordwesten des Iran, unweit der Grenze zum Kaukasusstaat Aserbaidschan. Die traditionell gemusterten Ardebil-Knüpfungen sind geometrisch geprägt. Das Innenfeld schmückt meist ein Medaillon; allover Dessins sind eher selten. Auf Grund der geographischen Nähe ist der Musterduktus kaukasisch beeinflusst. Als Flor kommt Schafswolle zum Einsatz, die in den letzten Jahren auch mit Seidenapplikationen versehen wurden. Geknüpft wird in ein Grundgewebe aus Baumwolle. Die Knüfdichten liegen zwischen 150.000 und 250.000 Knoten/m2.

Berühmt wurde Ardebil durch den sogenannten Holy Carpet, der Ende des 19 Jhds. in einer baufälligen Moschee gefunden wurde. Heute liegt das auch als Ardebil-Teppich bekannte Stück im Victoria & Albert Museum in London.

Lahore - Bedeutender Teppichumschlagsplatz in Pakistan

Der wichtigste Umschlagplatz für den internationalen Teppichhandel in Pakistan ist Lahore. Doch nicht nur pakistanische Ware, auch Teppiche, die in Afghanistan geknüpft wurden, werden in hier gehandelt. Neben den bekannten Buchara-gemusterten Teppichen finden vor allem Zieglerteppiche in Lahore ihre Abnehmer.

Lahore ist mit ca. 8 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Pakistans. Sie liegt im Nordosten des Landes, dicht an der Grenze zu Indien.

Talim - Geschriebene Knüpfvorlage

In Kaschmir und Pakistan sind die Talim genannten Knüpfvorlagen gebräuchlich. Sie sind nicht in ein Raster gezeichnet, wie sonst bei Mustervorlagen üblich, sondern in einer Spezialschrift verfasst. Die Zeichen geben dem Knüpfer die Information wie viele Knoten er in welcher Farbe knüpfen muss. Im indischen Teil Kaschmirs werden solche Talim-Musterschriften sogar intoniert in einem Sprechgesang vorgetragen. Wenn die Knüpfer den letzten, vom Sänger rezitierten Knoten eingetragen haben, antworten sie mit "hou" und weiter gehts. Auf diese Art entstehen so gleichzeitig an mehreren, nebeneinander aufgebauten Knüpfstühlen muster- und farbindentische Knüpfteppiche.

Mohtashem - Meisterknüpfer aus Keshan

Zu den bekanntesten und gesuchtesten Teppichen aus dem iranischen Keshan gehören die Stücke der Manufaktur Mohtashem. Geknüpft wurde hier von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Produktion wieder eingestellt wurde. Für Manufakturen eines solch hervorragenden Rufs, wie die von Mohtashem eher unüblich war, dass nur wenige Stücke mit einer Signatur versehen waren.
aus Carpet Magazin 03/08 (Teppiche)