Chinesische Parkettindustrie: Ehrgeizige Exportziele in Gefahr

Drastische Preissteigerungen und Verknappung von Rundholz

2007 hat China insgesamt die beachtliche Menge von 361 Mio. qm Laminat- und Holzbodenbeläge produziert. Eine Menge, die etwa das Dreifache des jährlichen Verbrauchs in Deutschland ausmacht. In anderen Wirtschaftsbereichen, wie z.B. der Textil- und Spielzeugindustrie, ist China bereits seit vielen Jahren zum größten Anbieter weltweit geworden. Auch im Bereich der Bodenbeläge aus Holz strebt die chinesische Industrie diese Rolle an.

China verfügt über keine ausreichenden heimischen Rohstoffreserven. Über viele Jahre, bedingt durch fehlendes Umweltbewusstsein, ist eine Politik des Kahlschlages vieler Wälder betrieben worden. Die Folgen waren verheerende Überschwemmungen und Erosionen. Erst in jüngster Zeit fand daher ein Umdenken der chinesischen Regierung statt. Holzeinschlag wurde in vielen Gegenden des Landes streng verboten. Über die Effizienz chinesischer Verbote braucht man kaum zweifeln.

Folglich ist die Holzindustrie in China unweigerlich von Rohstoff-Importen abhängig. Der Rundholzimport von China ist im Jahre 2007 von 32 Mio. auf 37 Mio. cbm mit einem Wert von 5,3 Mrd. USD (ca. 3,42 Mrd. EUR) angestiegen. Chinas Hunger auf Rohstoffe aller Art ist offensichtlich kaum zu befriedigen. Dabei ist es für die Industrie von entscheidender Bedeutung, möglichst unveredelte Rohstoffe einkaufen zu können. Eine wesentliche Ursache für die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Exportindustrie liegt in der Mischung aus preiswerter Arbeitskraft in Verbindung mit modernster Produktionstechnologie. Je höher allerdings der Veredelungsgrad der importierten Rohstoffe bzw. Halbfabrikate ist, je geringer wird sich ein Wettbewerbsvorteil der chinesischen Parkettexporte auf dem Weltmarkt entwickeln. Deshalb fragt China auf dem Weltmarkt eher Rundholz als z.B. Schnittholz nach. Wenn ein wesentlicher Teil der Produktionskette bereits im Ursprungsland des Rohstoffes verbleibt, wirkt sich der Kostenvorteil der Chinesen bedingt durch die billige Arbeitskraft kaum noch nennenswert aus.

Das Nachbarland Russland ist einer der wichtigsten Handelspartner Chinas. Dies gilt insbesondere für die chinesische Parkettindustrie in den nordöstlichen Provinzen. Im Jahre 2007 exportierte Russland insgesamt 49 Mio. cbm Rundholz. Nahezu 50% dieser großen Menge, d.h. 24 Mio. cbm, hat allein China gekauft. Um die Mengen einordnen zu können, sei gesagt, dass Deutschland jährlich ca. 60 Mio. cbm Rundholz einschlägt. Bereits seit ca. zwei Jahren erhebt Russland einen Exportzoll auf Rundholz in Höhe von 10%. Zum 1.April 2008 wurde dieser Zoll der Russen nunmehr auf 20% bzw. mindestens 20 EUR/cbm angehoben.

Sicherlich wird diese Maßnahme Russlands zu einer verstärkten Einfuhr von Schnittholz statt Rundholz führen. In den Monaten Januar und Februar 2008 sank der Rundholzimport aus Russland bereits um 30,7%. Gleichzeitig stieg der Import von Schnittholz um 18,7%. Dies beeinträchtigt allerdings trotzdem die Kostenkalkulation der Chinesen. Einige Hersteller von Mehrschichtparkett in Nordost-China können aus Gründen der installierten Produktionstechnologie überhaupt nicht mit Schnittholz arbeiten. Für die anderen Hersteller geht der Wettbewerbsvorteil der kostengünstigen eigenen Sägewerke verloren.

China liefert zur Zeit sicherlich über 10 Mio. qm Mehrschichtparkett mit einer Laufschicht aus Eiche nach Europa. Der bei weitem überwiegende Teil der dafür eingesetzten Eiche stammt aus russischen Importen. Der Materialeinsatz der Laufschicht kann bei Mehrschichtparkett bis zu 50% der Gesamtkosten betragen. Als Konsequenz des erhöhten Exportzolls für russische Eiche werden die Kosten für chinesische Produktion von Mehrschichtparkett voraussichtlich um ca. 3-5% steigen.

Auch auf einem anderen Beschaffungsmarkt bläst den Chinesen der Wind kräftig ins Gesicht. Papua-Neuguinea plant zum 1.1.2010, dem indonesischen Beispiel zu folgen und den Export von Rundholz gänzlich zu untersagen. Was hat diese Meldung mit der chinesischen Parkettproduktion zu tun? Wo liegt Papua-Neuguinea überhaupt? Der selbständige Staat Papua-Neuguinea wurde 1975 auf dem Westteil der Insel Neu-Guinea und weiteren benachbarten Inseln gegründet. Diese Inselwelt liegt im Südwesten des riesigen indonesischen Archipels und damit dicht nördlich von Australien. Der Inselstaat weist eine Fläche von 463.000 qkm auf. Die Bevölkerungsdichte ist bei nur ca. 5 Mio. Einwohnern extrem gering. Deutschland hat im Vergleich nur eine Fläche von 357.000 qkm. Der Ostteil der Insel Neu-Guinea ist die indonesische Provinz Irian Jaya, bekannt durch das weltweit reichste Vorkommen der Holzart Merbau.

1885 war ein Teil des heutigen Papua-Neuguineas deutsche Kolonie und wurde Kaiser Wilhelm Land genannt. Noch heute heißen die der nördlichen Küste vorgelagerten Inseln Bismarck Archipel. In diesem Teil der Welt gab es noch vor nur 15 Jahren Eingeborene, die in den tiefen Wäldern lebten und noch nie zuvor irgendeinen Kontakt zu unserer zivilisierten Welt gehabt hatten.

Der Holzexport ist für Papua-Neuguinea wirtschaftlich von erheblicher Bedeutung. Noch heute wird der tropische Regenwald teilweise sogar mit staatlicher Genehmigung vollständig abgeholzt. Dies stimmt bei Diskussionen über legalen oder illegalen Holzeinschlag nachdenklich. Es gibt auf den Inseln noch immer weite Flächen völlig unerschlossener Wälder. Unglaublicherweise wird der Holzexport des gesamten Landes nur von 3 Firmen kontrolliert. Je eine japanische und australische Unternehmung halten einen Marktanteil von jeweils knapp 10%. Uneingeschränkter Marktführer ist ein Malaysier, der ungefähr 80% des Holzexportes von Papua-Neuguinea abwickelt. Geschäftsleute aus Malaysia sind üblicherweise chinesischer Abstammung. Es ist also unschwer zu erraten, dass China mit großem Abstand wichtigster Kunde für Rundholz aus Papua-Neuguinea ist.

Natürlich sind die chinesischen Holzhändler nicht untätig. Zum Beispiel stieg der Export Brasiliens, ein weiterer Großlieferant tropischer Hölzer, nach China im vergangenen Jahr um sage und schreibe 42,5% an.

Die Schlussfolgerung aus diesen Fakten ist klar. Die Beschaffungspreise der chinesischen Laminat- und Parkettindustrie steigen unaufhaltsam. Wettbewerbsvorteile gleichen sich langsam aus. Damit wird ein Land wie China ohne ausreichende eigene Rohstoffquellen Schwierigkeiten haben, seine ehrgeizigen Ziele in Richtung einer Weltmarktführung zu erreichen.
aus Parkett Magazin 04/08 (Bodenbeläge)