Sechs häufige Fehler beim Schleifen von Parkett

Schleifspuren und Dellen - wo liegen die Ursachen?

Parkett legen, schleifen und versiegeln - fertig? Einfacher gesagt als gut getan. Sachverständige wie auch Haus- und Wohnungsbesitzer wissen von teilweise gravierenden Kratzern, Dellen und Unebenheiten zu berichten, die auf unsachgemäßes Schleifen zurückzuführen sind. Insbesondere geölte Oberflächen und eingefärbte Holzböden machen Schleiffehler schonungslos sichtbar. Erkennbare Schleifspuren, Wellenschlag und Dellen auf dem Boden nach der Oberflächenbehandlung - das ParkettMagazin hat gemeinsam mit Thomas Pfeil vom Schleifmaschinenhersteller Lägler und Bernd Kuttler von Eukula die "Klassiker" unter den Schadensbildern zusammengestellt. Als Spezialisten auf ihrem Gebiet führen sie im Schulungszentrum von Lägler regelmäßig Schleifseminare durch und wissen um Ursachen und Fehlervermeidung.

Schadensbild 1 - Schleifspuren

Bei in Schleifrichtung verlaufenden Schleifspuren und Kratzern wird nach Schleifspuren unterhalb der Schleifebene und oberhalb der Schleifebene unterschieden.

Ursachen: Rillen innerhalb der geschliffenen Fläche entstehen häufig durch alte Lackreste auf der Schleif- oder Spannwalze. Sie wirken wie eine grobe Körnung und führen zu einem besonders starken Abtrag entlang einer Linie. Kleine Rillen bzw. Kratzer entstehen, wenn mit falscher Körnungsfolge geschliffen wird, also mehrere Körnungsstufen übersprungen werden. In solchem Fall können die Spuren des groben Schleifmittels mit der nachfolgenden zu feinen Körnung nicht entfernt werden.

In der Höhe ungleichmäßig geschliffene Flächen entstehen, wenn das Schleifmittel stellenweise beschädigt ist. An diesen schadhaften Stellen wird weniger abgetragen, so dass Holzfasern stehen bleiben.

Vermeidung: Vor dem Schleifen und nach jedem Schleifgang sollte der Holzboden ordentlich abgesaugt werden. Die Schleifwalze ist regelmäßig zu säubern und auf Beschädigungen zu kontrollieren. Das gleiche gilt ebenfalls für die Spannwalze. Zudem muss auf die richtige Körnungsfolge geachtet werden. Beim Schleifen von Parkett sollte nie mehr als eine Körnungsstufe übersprungen werden. Ein fehlender Zwischenschliff rächt sich später.

Schadensbild 2 - Regelmäßige Schleifwellen

Schleifwellen quer zur Schleifrichtung können in regelmäßigen Abständen von 1-3 cm je nach Gehgeschwindigkeit des Schleifenden auftreten.

Ursachen: Diese auch als Wellenschläge oder Rattermarken bezeichneten Fehlstellen kommen durch unruhigen Bandlauf zustande. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Spannwalze, Bandspannvorrichtung, Keilriemen oder Schleifwalze können beschädigt sein. Auch beschädigte oder verschmutzte Laufräder führen zu Schleifwellen, ebenso wie qualitativ unzureichende Schleifmittel.

Vermeidung: Die Schleifmaschine sollte regelmäßig gereinigt, kontrolliert und gewartet werden. Bei schwimmend verlegten Parkettböden ist vorab zu prüfen, ob der Boden bei punktueller Belastung, z.B. durch das Gewicht der Schleifmaschine, zu sehr "arbeitet".

Schadensbild 3 - Unregelmäßige Schleifwellen

Größere, bis zu 20 cm breite Vertiefungen bzw. Dellen im Holz.

Ursachen: Bei zu wenig Schleiferfahrung kommt es immer wieder vor, dass der Schleifende die Schleifwalze zu schnell ablässt oder mit der Schleifmaschine und abgelassener Schleifwalze auf der Stelle steht. Dadurch entstehen sofort tiefe Einkerbungen bzw. Dellen im Boden. Ebenso bei schwimmend verlegten Holzböden, die nicht ausreichend fest liegen und deshalb zu Schwingungen neigen. Angeregt werden können solche Schwingungen durch das Gewicht der Schleifmaschine und des Schleifenden. Dadurch hebt sich der Boden stellenweise, so dass dort mehr Holz abgeschliffen wird als an anderen Stellen. Größere Vertiefungen im Holz sind die Folge.

Vermeidung: Die Schleifwalze muss immer vorsichtig herunter gelassen und angehoben werden. Dabei ist die Schleifmaschine mit einem angemessenen Vorschub zu bewegen. Beim Schleifen ist grundsätzlich auf einen kontinuierlichen Vorschub zu achten. Nur so vermeidet man Einschliffe, deutliche Ansatzspuren bzw. Dellen und erzielt ein gutes Schleifbild. Dies erfordert Übung und Feingefühl. Ist beides vorhanden, lässt sich auch ein schwimmend verlegter Holzboden schleifen.

Schadensbild 4 - Farbunterschiede zwischen Fläche und Rand

Nach der Oberflächenbehandlung sind deutliche Hell-Dunkel-Unterschiede zwischen Fläche und Rand zu erkennen.

Ursache: Auf der Fläche und am Rand wird mit unterschiedlichen Schleifmaschinen gearbeitet. In der Regel wird der größte Teil der Bodenfläche mit einer Bandschleifmaschine geschliffen. Das Schleifen der Ränder erfolgt mit einer handlichen Randschleifmaschine, die mit einem Schleifteller mit relativ hoher Umdrehung arbeitet. Die verschiedenen Arbeitsweisen der Maschinen (Bandschleifmaschine mit Walze und Randschleifmaschine mit Teller) führen zu unterschiedlichen Oberflächenstrukturen.

Vermeidung: Um insbesondere bei eingefärbten bzw. geölten Böden auf "Nummer sicher" zu gehen, empfiehlt Lägler die Körnung der Schleifmittel von Band- und Randschleifmaschine aufeinander abzustimmen und einen abschließenden Feinschliff der Parkettfläche mit einer Einscheiben- oder Dreischeibenschleifmaschine durchzuführen.

Schadensbild 5 - Fehlende Haftung der Versiegelung oder des Öls

Lack oder Öl haften kaum auf dem Parkett. Laufspuren werden schon frühzeitig sichtbar.

Ursache: Es gibt immer wieder Verarbeiter, die einen Holzboden wie eine Möbelfläche sehr fein schleifen. Ist beim letzten Schleifgang die Körnung zu fein, setzen sich die Poren des Holzes zu. Das Parkettöl oder der Parkettlack kann dann keine ausreichende Verbindung mit dem Holz eingehen.

Vermeidung: Der letzte Schliff sollte nach den Angaben des Siegel- oder Ölherstellers durchgeführt werden. Hierbei ist zu beachten, dass sich deren Angaben in der Regel auf Einscheibenmaschinen beziehen. Beim Einsatz einer Dreischeiben-Schleifmaschine kann durch die höhere Drehzahl der Schleifteller mindestens mit einer, teilweise sogar mit zwei Kornstufen weniger gearbeitet werden.

Schadensbild 6 - Ausschleifen von Querstäben

Bei Fischgrät- und Mosaikparkett sind oft sehr starke Unterschiede zwischen den einzelnen Stäben erkennbar. Diese starke Betonung des Musters kann allerdings auch gewollt sein, um eine besondere Hell-Dunkel-Wirkung zu erzielen.

Ursache: Wenn beim Fischgrät- und Mosaikparkett die Schleifrichtung falsch gewählt wird, kommt es zum so genannten Ausschleifen der Querstäbe.

Vermeidung: Ein Fischgrät- und Mosaikparkett sollte mit der Bandschleifmaschine immer diagonal zur Richtung aller Holzfasern geschliffen werden. Danach muss immer ein Feinschliff mit einer Einscheiben- bzw. Dreischeibenmaschine folgen.

Wird dagegen beim letzten Schliff mit der Bandschleifmaschine der eine Teil der Stäbe genau längs und der andere Teil genau quer geschliffen, können, vor allem ohne den Feinschliff, starke Kontraste entstehen.
aus Parkett Magazin 04/08 (Handwerk)