Belgischer Hartfußbodenmarkt
Gealterte Oberflächen in grau-weißen Farben
Belgien ist ein Parkett-Importland. Bei einem Verbrauch von rund 3,5 Mio. qm im Jahr werden nur rund 20% im eigenen Land produziert - davon überwiegend Mosaik- und Massivböden.
"Die Verbraucher kaufen kein Parkett mehr fürs Leben, sondern eine farbliche Fußbodengestaltung", erklärt der nur in Belgien aktive Parketthändler Raekelboom. "Für uns ist das gut, denn so wechseln sie mit der Mode öfter ihren Boden."
Das sehen auch die Laminatbodenhersteller so. Sie sind geradezu die Protagonisten einer Entwicklung zum "Modefußboden". Mit Laminatbodenmarken wie Quick Step, Berry und Balterio zählt das kleine Belgien weltweit zu den ganz Großen in diesem Fußbodensegment.
Im Vergleich zu Holland gibt der durchschnittliche Verbraucher in Belgien nach Erfahrung von Gert Jan Prins (T&G Wood) mehr Geld für seinen Holzboden und auch für Fußleisten aus. Die allerdingsmuss Prins sich von einem ausländischen Anbieter beschaffen, denn es gibt keinen belgischen Leistenhersteller.
Eiche ist, wie in ganz Europa, auch in Belgien die Wunschholzart Nummer 1. Als Importland mit ehemaligen Kolonien hat Belgien aber auch einen beachtlichen Anteil an tropischen Hölzern zur Auswahl. Dunkle Hölzer sind gefragt, doch der aktuelle Trend weist klar in Richtung grauer und weiß gekalkter Oberflächen. Bei der Beschichtung hält der belgische, genau wie der holländische Markt seinen Trend in Richtung Öl und Farbigkeit bei - deutlich mehr als der deutsche Markt.
Rustikale Dielen sind seit Jahren dominant in Belgien. Etwa 15% der Böden im Benelux-Raum, schätzt Jeroen van Oversteeg, werden künstlich gealtert geliefert. Dabei kann es gar nicht antik genug sein. Je mehr das Oberflächenbild an uralte Schlossdielen und Tafelböden erinnert, desto besser.
Weit verbreitet ist die Praxis, einen dünnen Massivstab von 6 bis 9 mm Dicke - das sogenannte Tapis-Parkett - auf billiges Mosaikparkett als Untergrund zu nageln. Kleben und Nageln wird dabei häufig verbunden. Weil es keine Nut & Feder besitzt, kann Tapis-Parkett öfter renoviert werden als dickeres Massivparkett, dessen tatsächlich abschleifbare Schicht nur soweit reicht, wie Nut & Feder ihre Funktion behalten. Doch auch in Belgien und im übrigen Benelux-Raum steigt, laut Parkettgroßhändler Cor Albers, der Absatz von Mehrschichtparkett - in erster Linie zweischichtig - zu Lasten der 22 mm und 6 mm Ware.
Für den Chemiehersteller Sika ist Belgien ein "Klebeland". Rund 1,6 Mio. qm, schätzt das Unternehmen, werden vollflächig verklebt. Im Gegensatz zu Holland, wo häufig Anhydritestrich den Untergrund bildet, ist in Belgien normaler Zementestrich die Regel. "Um diesen Untergrund eben zu bekommen, sind selbstverlaufende Spachtelmassen nötig", sagt Wilco Bekkers von Mapei.
In Bezug auf die Nutzung von Lösungsmitteln verfügt Belgien noch über eine weichere Gesetzgebung als Holland. Traditionelle Lacke finden häufig Verwendung und laut Berger-Seidle-Verkaufsmanager Dirk Dotman "ist das Formaldehydproblem hier noch nicht richtig angekommen". Aber auch in Belgien wird in Zukunft zunehmend das übergeordnete EU-Recht greifen.
Belgien besitzt einen Fachverband der Parkettleger (De Parketplaatsers/Les Parquetteurs) mit Sitz in Brüssel, der neuerdings ein eigenes Magazin herausgibt. Auch eine Parkettlegerschule gibt es, doch ist es keine Pflicht für belgische Handwerker, hier einen Lehrgang oder einen Abschluss gemacht zu haben.
aus
Parkett Magazin 04/08
(Bodenbeläge)