Niederländischer Hartfußbodenmarkt
Starker Wettbewerb um trendbewusste Endverbraucher
Nicht nur den Marketing-Fachleuten, sondern auch den Experten der Parkettbranche gelten die Niederländer als "Early adopters". Neuheiten werden besonders schnell vom Markt akzeptiert. Das liegt zum einen an der besonderen Vertriebsstruktur in den Niederlanden, zum anderen an der Aufgeschlossenheit der Bevölkerung. "Alles ist hier ein bisschen extremer", meint Dieter Cordes, Exportleiter der Meisterwerke, mit Blick auf die holländischen Eigenheiten.
In den Niederlanden läuft der größte Teil des Vertriebs über einen starken Bodenbelagsgroßhandel. Den klassischen Holzhandel wie in Deutschland gibt es nicht. Die Distributeure und Importeure sind diejenigen, die die Auswahl treffen. Sie gelten als experimentierfreudig, meint unter anderem Philippe Harinck, Marketingleiter bei Berry. Auch Markus Maedje, Sales Manager West Europe von Parador, berichtet von ähnlichen Erfahrungen: "Für uns ist es jedes Mal wie ein Vorhang, der sich hebt, wenn wir von Coesfeld in die Niederlande kommen. Unsere westlichen Nachbarn sind viel, viel mehr an Trends interessiert."
Daher lassen sich in den Niederlanden auch andere Böden als nur die aus Eiche verkaufen - im Gegensatz zu Belgien, wie manche Marktteilnehmer behaupten. Der aktuellen Statistik des Verbandes zufolge waren im Jahr 2007 zwar 70 % der verkauften Holzböden aus Eiche, aber ein im europäischen Vergleich sehr großer Anteil von 22 % aus tropischen Hölzern. Dunkle Töne sind derzeit beliebt, so Joris Philipsen (Arbo), aber auch künstlich gealterte Holzböden. Das Holz darf große Äste, Splintanteile oder auch Risse haben. Außerdem zeigen sich die Holländer interessiert an Besonderheiten wie eingefärbte Lärchendielen oder auffällige Dekore bei Laminatböden, die gut zu dem aktuellen Schwarz-Weiß-Trend passen, wie ein Schachbrettmuster-Boden von Pergo oder ein besonderer weißer Laminatboden von Faus.
Ähnlich wie in Belgien bevorzugen auch die Niederländer Dielenformate. Dreischichtige Landhausdielen haben einen hohen Marktanteil. Außerdem wächst das Interesse an zweischichtigen Landhausdielen zu Lasten von Massivholzdielen. Waren 2004 laut Verband noch 8 % aller Bodenbeläge zweischichtige Landhausdielen, sind es im vergangenen Jahr bereits 28 % gewesen. Die Dielen werden normalerweise in festen Längen angeboten, da die Großhändler, die eher aus dem textilen Bereich stammen, es nicht gewohnt sind, fallende Längen zu händeln.
In dem Importland Niederlande orientieren sich die Preise schon immer stark an den Entwicklungen auf dem Weltmarkt. In jüngster Zeit haben insbesondere die Dielen-Importe aus Asien zugenommen und für einen deutlichen Preisverfall gesorgt. Die traditionellen Holzboden-Arten wie Tapis, Mosaik- und Lamparkett sind weiterhin auf dem Rückmarsch.
Ungefähr 90 % aller Parkettböden wird in den Niederlanden auf Estrich verlegt. Trittschallschutz ist deshalb hier ein wichtiges Thema, erklärt Exportmanager Ronald Brand von Unifloor. Bei der Verlegung und der Oberflächenbehandlung von Holzböden - viele Dielen werden in Holland bauseits nachbehandelt - kommen in der Regel nur lösemittelarme bzw. lösemittelfreie Produkte zum Einsatz. Die niederländischen Fachhändler dürfen nur solche Produkte verkaufen, die den professionellen Verleger nicht belasten. In Baumärkten gibt es aber nach wie vor auch lösemittelhaltige Verlegewerkstoffe, da man davon ausgeht, dass Heimwerker nicht tagtäglich mit Lösemitteln in Kontakt kommen.
Die Parkettimporte übersteigen bereits seit Jahrzehnten die Produktion der holländischen Parketthersteller. Im Jahr 2007 sind 2,4 Mio. qm Parkett im Land gefertigt worden, die Importe sanken um knapp 13 % auf 2,8 Mio. qm. Verbraucht wurden den neuesten Verbandszahlen zufolge 3,1 Mio. qm und damit 6,5 % mehr als im Vorjahr.
aus
Parkett Magazin 04/08
(Bodenbeläge)