ParkettMagazin: 1. Parkett-Symposium der Branche
Welches Parkett können wir morgen noch problemlos verkaufen?
Nachhaltigkeit ist zum Schlagwort unserer Zeit geworden. Die Holzbranche ist zunehmend sensibilisiert. Aktivitäten von Umweltschutzorganisationen bewirken ein übriges, den Endverbraucher für einen umweltgerechten und verantwortlichen Umgang mit Holz zu interessieren. Das 1. Parkett-Symposium des ParkettMagazins stand daher ganz im Zeichen der Frage "Welches Parkett können wir morgen noch problemlos verkaufen?" Auch wenn es hierauf keine allgemein gültige Antwort gab, gingen die Teilnehmer doch mit neuen Erkenntnissen nach Hause.
Im September hatte der SN-Verlag den ersten über 300seitigen Nachhaltigkeitsbericht am 22. Oktober Raumausstattungsbranche mit veröffentlicht. Um das Thema zu vertiefen, veranstaltete ParkettMagazin in der Handwerkskammer Hamburg ein 1. Parkett-Symposium der Branche. Unter Moderation von Jürgen Früchtenicht diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium mit den rund 80 Tagungsteilnehmern aus der Parkettindustrie, dem Holzgroß- und Holzeinzelhandel sowie dem Handwerk.
Besondere Aktualität erhielt die Veranstaltung durch einen Gesetzesvorschlag der Europäischen Kommission vom 15. Oktober 2008. Das Europäische Parlament hatte kurz zuvor die Kommission aufgefordert, einen Vorschlag zu erarbeiten, der ein Importverbot für illegal eingeschlagenes Holz bzw. Holz aus Raubbau vorsieht. Ziel der Vorlage ist die wirksame Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags und eine Unterstützung von nachhaltig bewirtschafteten Forsten.
Hierfür soll allen Marktteilnehmern eine besondere Sorgfaltspflicht auferlegt werden. Die Unternehmen können dann entweder eigene Kontrollsysteme zur Feststellung der Rohstoffherkunft (in Form eines Due Diligence-Verfahren, d.h. konkrete Chancen- und Risikenanalysen) oder eine Fremdüberwachung einführen.
Im Rahmen des Parkett- Symposiums begrüßten die Vertreter aus der Parkettindustrie und der Importeure unisono den Vorschlag der EU-Kommission (siehe detaillierte nachfolgende Berichte). Von Seiten der Umweltschutzverbände gab es allerdings Befürchtungen, dass das Gesetz zu wenig konkret und bindend werden könnte.
Holz wächst nach und Wälder sind die CO2-Vernichter par excellence. Der Rohstoff Holz ist nicht zuletzt deswegen das beste Material für ökologisches Bauen. Daher warnten alle Tagungsteilnehmer immer wieder davor, den Rohstoff Holz insgesamt in Verruf kommen zu lassen. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen, die Wälder lieben, gezielt Holz einsetzen" - könnte eine zusammenfassende Forderung aus der Veranstaltung sein. Diese ,Message müsste die Parkett- und Holzbranche allerdings viel stärker als bisher nach außen tragen.
Dr. Rudolf Luers, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands Deutscher Holzhandel (GD Holz): "Nachhaltigkeit verkommt zum Modewort"
Einem kritischen Artikel aus der FAZ schloss sich Dr. Rudolf Luers, Hauptgeschäftsführer des GD Holz, an. Nachhaltigkeit verkomme immer mehr zum Modewort und habe daher seinen Peak bereits überschritten. In Zukunft werde das Thema als wichtige Grundlage für Unternehmen zwar auf der Agenda bleiben, es könnte aber schon bald wieder aus dem Fokus der Endverbraucher verschwinden.
Dr. Luers berichtete über den jüngsten Vorschlag des Europäischen Parlaments, der erstmals verbindliche Bestimmungen für importierende Firmen vorsieht. Grundlage ist ein Due Diligence-Verfahren, das die Importeure durchführen müssen. Überwacht werden sollen diese Angaben von Monotoring-Organisationen wie Verbänden und darüber stehenden EU-Organisationen wie einem Ministerium. Aus Sicht von Dr. Luers bleiben auch auf diesem Wege die Kanäle offen, so dass man auch bei diesem jüngsten Vorschlag nicht von einer restriktiven EU-Politik sprechen kann. Wichtig ist bei allen Diskussionen um den illegalen Holzeinschlag, dass dem Wald grundsätzlich ein monetärer Wert gegeben wird. Nur so lasse sich Brandrodung zum Zwecke der Nutzung der Fläche für Agrarprodukte verhindern.
Dr. Luers erwartet nicht, dass es jemals zu einer Harmonisierung der Forstzertifizierungssysteme kommt. Schließlich werde dies bereits seit Jahren erfolglos versucht. Vor allem ideologische Argumente sprächen dagegen. Allerdings verursacht eine Doppelzertifizierung - insbesondere wenn die Kette bis zum Handwerk geschlossen werden soll - erhebliche Kosten. Dr. Luers nannte für eine FSC-/PEFC-Produktkettenzertifizierung eine Summe von rund 2.500 EUR/Jahr.
Heute sind rund 5% der Wälder nach PEFC und FSC zertifiziert und weitere 5% auf der Grundlage nationaler Systeme. 90% der weltweiten Wälder sind nicht zertifiziert. Man sollte sich also eher diesen Flächen zuwenden, als Scheingefechte um das "richtige" Zertifizierungssystem zu führen.
Daniel Tigges, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbeauftragter des Verbandes der deutschen Parkettindustrie (VdP): "Für deutsches Holz ist keine Zertifizierung notwendig"
Die deutsche Parkettindustrie setzt in ihrer Fertigung zu ca. 92% nicht-tropisches Holz ein. Im Umkehrschluss bestehen 8,2% und damit rund 1 Mio. qm des Parketts aus Tropenholz. Allerdings ist Tropenholzparkett - da tropische Hölzer vergleichsweise teuer sind - zu 98% Mehrschichtparkett, d.h. nur die Decklage besteht aus tropischen Holzarten. Tigges rechnet weiter: Aus einem Kubikmeter Holz können ca. 115 qm Mehrschichtparkett mit 3,5 mm-Nutzschicht bzw. 35 qm eines 22 mm dicken Massivparketts hergestellt werden. Daher benötigt die deutsche Parkettindustrie für ihre Produktion jährlich ein Tropenholz-Volumen von rund 10.000 cbm.
Die deutsche Parkettindustrie und die deutschen Verbraucher bevorzugen einheimische Holzarten. Hier haben die Hersteller eine hohe Versorgungssicherheit und oftmals kurze Transportwege. Viele Parketthersteller setzen Holz aus den umliegenden Wäldern ein. Da in Deutschland seit Jahrzehnten nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird, ist für deutsches Holz keine Zertifizierung notwendig. Zwar seien PEFC- bzw. FSC-Zertifikate auch für heimisches Holz kein Nachteil, es gebe aber derzeit keine zusätzliche Nachfrage nach diesen Zertifizierungen. Zur Sortimentsabrundung sind nach Meinung von Tigges tropische Holzarten durchaus wichtig. Da es einen Versorgungsmangel an Friesen aus zertifizierten Tropenwäldern gibt, müsste sich die Parkettindustrie oftmals mit Herkunftsnachweisen von ihren Importeuren zufrieden geben.
Als Antwort auf die Frage: Welches Parkett kann ich in Zukunft noch verkaufen? sagte Tigges: "Parkett aus deutscher Produktion, da es aus traditionell nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, die Wertschöpfung in Europa bleibt und deutsche Produktionsbedingungen für eine hohe Langlebigkeit stehen."
Peter Gerhardt, Fachreferent Tropenwald Robin Wood: "Parkettindustrie hat einen großen Vorteil gegenüber den Industrien, die nur das "schnelle Holz" wollen"
Die Rettung der Wälder ist das zentrale Thema der Umweltschutzorganisation Robin Wood, die Missstände mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen anprangert. Allerdings ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Umweltschützer sich prinzipiell gegen die Verwendung von Holz stellen würde, betonte Peter Gerhardt, Fachreferent Tropenwald bei Robin Wood. Holz sei als Roh- und Werkstoff über alle Bedenken erhaben. Aber: Holz ist nur dann ein nachhaltiger Rohstoff, wenn er aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft kommt, d.h. ökologisch verantwortbar und sozial gerecht. Umweltschutz und Gerechtigkeit gehören für Robin Wood untrennbar zusammen.
Die Landrechtsfrage sei ein zentrales Problem in den Tropen - in Indonesien genauso wie in Brasilien. Aus Indonesien stammen laut OECD 70% der Hölzer aus illegalem Einschlag. In Brasilien sind es den Angaben zufolge 50% der Hölzer. Und die Parkettindustrie sei immer mit dabei, meint Gerhardt. Mit Teak-Parkett aus Burma würde ein blutrünstigstes Regime unterstützt: "Das ist so, wie Drogenhandel mit den Taliban betreiben und damit zur Finanzierung der Taliban beizutragen."
Grundsätzlich müsste sich die Holzwirtschaft ihrer Schlüsselrolle in den Tropen bewusst sein und das Problem nicht klein reden, unterstrich Gerhardt. Der kommerzielle Holzeinschlag öffnet neue Waldflächen, holt die wertvollen Bäume heraus und macht den Wald damit überhaupt zugänglich für andere. In Zukunft wird es aus Sicht des Tropenwaldexperten eine neue Konkurrenz zwischen Forst- und Agrarwirtschaft um die Landnutzung geben. Am Ende werde sich der Bereich durchsetzen, der die Gesellschaft davon überzeugt, dass er die Ressourcen nachhaltig, verantwortungsvoll und wertsteigernd nutzt. Da sieht Gerhardt den strategischen Vorteil der Parkettindustrie mit ihrem langlebigen Produkt - im Gegensatz zu den Produkten wie Biodiesel und ähnlichem, für die das "schnelle Holz" eingesetzt wird.
Nationale Gesetze wie das in den Schubladen der Regierung begrabene Urwaldschutzgesetz wären wichtig. Zudem begrüßt Robin Wood nationale Beschaffungsrichtlinien, weil sie eine Beispielfunktion haben. Die VPAs der EU dagegen seien "ein stumpfes Schwert" und auch von dem neuen EU-Vorschlag gegen den illegalen Holzeinschlag zeigt sich die Umweltschutzorganisation enttäuscht.
Solange es keine ausreichenden Gesetze gibt, könnten Forst-Zertifizierungen für praktikable Regeln sorgen. Das FSC-Siegel ist aus Robin Wood-Sicht derzeit das einzige verlässliche System, wenngleich es ebenfalls nur einen Kompromiss darstellt. Doch grundsätzlich gibt Gerhardt zu bedenken, dass es mittlerweile eine ganze Menge von Zertifizierungen gibt und der Verbraucher angesichts der Fülle von Zeichen oftmals überfordert sei.
Peter Krogsgaard Kristensen, Koordinator für Umweltfragen bei DLH;
Peter Pieper, Divisions-Vizepräsident bei DLH verantwortlich für Belgien, Niederlande, Deutschland und Großbritannien: "Nur verantwortlicher Holzhandel kann Tropenwälder retten"
Die dänische DLH-Gruppe ist mit 3.800 Mitarbeitern weltweit einer der größten Holzimporteure. DLH handelt zu 70% Laubhölzer. Spezialgebiet sind tropische Holzarten aus Afrika, wo DLH derzeit die größte zertifizierte FSC-Konzessionsfläche besitzt.
Nachhaltige Waldbewirtschaftung hat seit Jahren bei den Dänen höchste Priorität. Es gibt drei festangestellte Umweltschutzbeauftragte, eine ehrgeizige Corporate Social Responsability (CSR)-Richtlinie und ein eigenes "Good Supplier" (deutsch: gute Lieferanten)-Programm ins Leben gerufen. Heute hat rund ein Viertel des von DLH gehandelten Holzes einen Legalitätsnachweis. Das können sowohl PEFC- und FSC-Siegel als auch Kontrollen durch Dritte sein. Bei DLH ist man überzeugt, dass "nur ein verantwortlicher Holzhandel den Tropenwald in Zukunft retten kann"
Peter Krogsgaard Kristensen begrüßte den jüngsten Vorschlag der EU. Es müssten endlich einheitliche Spielregeln für alle Marktteilnehmer geschaffen werden. Schließlich könnten bisher die schwarzen Schafe der Branche ihre Produkte zu weitaus günstigeren Preisen anbieten als die verantwortungsvollen Importeure. Zentrale Bedeutung im EU-Vorschlag hat das Due Diligence-Verfahren. In diesem Zusammenhang könnte möglicherweise das Good Supplier-Programm mehr Bedeutung erlangen. Deswegen sei es wichtig, dass man Standards festlegt, nach denen Lieferanten belegen müssen, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
Schließlich müsste das Ziel aller Beteiligten sein, dass es von Seiten der Gesetzgeber kein Importverbot für tropisches Holz geben wird. Denn schon jetzt würde Tropenwald gerodet, um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen und nicht, um Wald zu ernten. "Wir müssen das Image von Tropenholz verbessern und die Politiker überzeugen, dass Tropenholz seine Berechtigung hat", fordert Krogsgaard Kristensen. Man müsse die Bevölkerung dazu bringen, dass sie Tropenholzparkett aus verantwortlicher Forstwirtschaft kauft, gerade um den Tropenwald zu schützen. "Holz ist nicht der Teil des Problems, sondern die Lösung des Problems."
Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer PEFC Deutschland: "PEFC-Zertifizierung ist eine Form der Risikominimierung für Unternehmen"
Da der Begriff Nachhaltigkeit derzeit inflationär verwendet wird, plädiert auch Dirk Teegelbekkers dafür, sich genau klarzumachen, was gemeint ist. Nachhaltigkeit sei mehr als nur legaler Holzeinschlag. Es gehe vielmehr um die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit der Wälder. Hier setzt der PEFC Mindeststandards. Alle am Wald interessierten Gruppen - auch Umweltorganisationen - sind dazu eingeladen, an der Entwicklung dieser Standards mitzuwirken.
Dabei behält der PEFC auch regionale Zusammenhänge im Auge. In Deutschland etwa sei der Waldbesitz so klein strukturiert, dass nur Gruppenzertifizierungen möglich sind. Der PEFC erkennt nationale Zertifizierungssysteme wie beispielsweise CSA und SFI in Nordamerika an, wenn die Mindeststandards erfüllt werden. Und im Hinblick auf FSC machte Teegelbekkers deutlich, dass auch das EU-Parlament die beiden Zertifizierungen als gleichwertig betrachtet.
Nur 8% der weltweiten Waldfläche - also 300 Mio. ha - sind laut FAO überhaupt nach PEFC oder FSC zertifiziert. Der Schwerpunkt der Zertifizierung liegt in Nordamerika und Europa. Da dies die produktivsten Wälder der Erde sind, liegt der Rundholzzertifizierungsanteil weltweit heute bei einem Viertel. In Deutschland sind 7,3 Mio. ha und damit zwei Drittel der Waldfläche - vor allem im Süden - PEFC-zertifiziert.
Laut EMNID wünschen sich 93% der Verbraucher mehr Produkte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung, 92% würden sich bei gleichem Preis für ein zertifiziertes Holz entscheiden und 74% würden sogar mehr Geld ausgeben. Damit auch wirklich sichergestellt ist, dass nur die gewünschten PEFC-Produkte beim Verbraucher ankommen, müsse die Produktkette durchgängig zertifiziert sein, stellte Teegelbekkers noch einmal klar. Und mit Blick auf die Industrie betonte der PEFC-Geschäftsführer, dass die Zertifizierung noch immer ein Alleinstellungsmerkmal ist und man sich mit einem Zertifikat vor dem Vorwurf schützt, Holz aus illegalem Einschlag oder Raubbau einzusetzen. Die Zertifizierung ist aus seiner Sicht also ein wichtiger Beitrag zu Risikominimierung, wie sie jeder Unternehmer zum Ziel haben sollte.
Olaf Rützel, Geschäftsführer Holzring: "Nachhaltiges Handeln ist elementarer Bestandteil unternehmerischen Handelns"
Holzring-Geschäftsführer Olaf Rützel befasste sich in seinem Redebeitrag mit der Frage "Wer kann morgen Parkett noch problemlos verkaufen?" Hier gehe es vor allem darum, dass der Holzhandel wettbewerbsfähig ist. "Nachhaltiges Handeln ist ein elementarer Bestandteil für das unternehmerische Handeln der Zukunft", betonte Rützel. Wer das nicht beachte, der werde bei dem Verbraucher, der immer sensibler wird, zukünftig kein Gehör mehr finden.
Die Händler im Holzring erwirtschaften jährlich einen Außenumsatz von ca. 120-130 Mio. EUR mit Parkett, in erster Linie von lokalen Produzenten. Die Lieferanten aus der Parkettindustrie seien verantwortungsvoll und "niemand hat einen ernsthaften Willen dem Holz oder der Umwelt Schaden zuzufügen". Wer es dennoch etwas konkreter möchte: Der Holzring bietet seinen Holzhändlern seit einigen Monaten an, die Unternehmen zur FSC- bzw. zur PEFC-Zertifizierung zu führen.
Dr. Peter M. Hamberger, Geschäftsführer Hamberger Industriewerke: "Transportlogistik über den gesamten Produktlebenszyklus beachten"
Für Dr. Peter M. Hamberger, Geschäftsführer des größten deutschen Parkettherstellers, geht es beim Thema Nachhaltigkeit nicht alleine um den Einkauf von Tropenhölzern. Es müsse vielmehr der gesamte Produktlebenszyklus des Parketts betrachtet werden: von der Beschaffung über die Produktion bis zur Lebensdauer des Produkts.
So besteht das von Hamberger ausschließlich vertriebene Mehrschichtparkett im Durchschnitt aus 25% Deckschicht, 65% Mittellage und 10% Gegenzug. Im Einkauf des Holzes bedeutet dies: Wenn die Deckschicht aus nicht-europäischen Hölzern besteht, dann ist die Beschaffung von zertifiziertem Rohmaterial schwierig. Zwar sei Hamberger bereit, auch 1-3 EUR/qm zusätzlich für zertifiziertes Tropenholz zu zahlen, dennoch bereite die Verfügbarkeit und Lieferzuverlässigkeit Probleme. Bei europäischen Hölzern gebe hingegen kein Problem, was sich nicht nur bei der Deckschicht, sondern auch bei den anderen Produktbestandteilen zeige. 98% der Fichte-Mittellage und 85% der Gegenzugfurniere stammen bei Hamberger aus zertifizierten Wäldern. Zumeist handelt es sich um PEFC-zertifiziertes Holz, da die deutschen Wälder in erster Linie nach diesem Zertifizierungssystem zertifiziert sind.
Grundsätzlich kauft Hamberger möglichst standortnah ein. Das Unternehmen betreibt zur Sicherung seiner Rohstoffversorgung zwei Sägewerke, in denen Holz aus der Region eingeschnitten wird. Im Parkettwerk und den Sägewerken sind die Produktionszyklen geschlossen, da alles Holz verwendet wird - was nicht für die Produktion geeignet ist, wird zum Heizen der Trockenkammern und Gebäude bzw. zur Energiegewinnung eingesetzt.
Auch für den Endverbraucher muss aus Sicht von Dr. Hamberger die Transportlogistik transparent sein. Entscheidend ist dabei: Wie weit waren die Wege vom Baum im Wald über das Sägewerk, in die Parkettproduktion und zum Händler. Auch Qualitätsparkett beeindruckt nicht nur durch seine lange Lebensdauer, sondern auch dadurch, dass es am Ende der Nutzung thermisch verwertet werden kann.
Dr. Uwe Sayer, Geschäftsführer FSC Deutschland: "Nachhaltigkeit ist dann machbar, wenn jeder seinen Teil beiträgt und nicht nur die Lösung bei anderen sucht."
Der FSC versteht sich selbst nicht nur als ein Zertifizierer, sondern auch als eine Dialogplattform, die Standards für die Forstwirtschaft im gesellschaftlichen Kontex entwickelt. Soziale Belange, Umweltinteressen und Wirtschaftsinteressen werden laut Dr. Uwe Sayer auf Grund des Dreikammersystems des FSC gleichwertig berücksichtigt. "Was wären wir ohne die NGOs? Wir wären nur ein Industriestandard. Und wir wären längst nicht so transparent wie wir sind", sagt Sayer. Beim FSC könne problemlos im Internet nachgelesen werden, welche Korrekturmaßnahmen der Zertifizierer dem Waldbesitzer vor der Erteilung der FSC-Zertifizierung auferlegt hat.
Durch die paritätische Zusammensetzung der Gremien wird jede Entscheidung immer im Konsens getroffen. Die FSC-Standards sind daher nur Mindeststandards, markieren also den Weg, den jede Seite so gerade noch mitgehen könne. Zwar sei man in Fragen der Harmonisierung der Systeme immer offen gegenüber anderen Systemen, aber: Wenn man sich selbst schon nur als Mindeststandard verstehe, dann werde es sehr schwierig sein, ein sehr viel schwächeres System als Maßstab zu akzeptieren, erteilte Sayer entsprechenden Hoffnungen tendenziell eher eine Absage.
In den letzten Jahren hat FSC die zertifizierte Waldfläche jedes Jahr um rund 40% gesteigert. Man hat industrienahe Zertifizierungen entwickelt - die so genannte Mixed-Zertifizierungen. Allerdings gibt es auch dort für die nicht-zertifizierten Menge fünf wesentliche Anforderungen:
- kein Holz aus illegalem Einschlag
- kein Holz aus gentechnisch veränderten Bäumen
- kein Holz aus Plantagen auf ehemaliger Waldfläche
- kein Holz aus schützenswerten Wäldern
- kein Holz, mit dessen Ernte Menschenrechtsverletzungen einhergingen.
Nina Grieshammer, Referentin Tropenholz WWF: "Wir sagen nicht, dass Waldbewirtschaftung schlecht ist. Es geht um das ,Wie."
Als international tätige Umweltschutzorganisation hat der WWF zwei Kern-Aktivitäten: Einerseits unterhält der WWF Feldprojekte in zahlreichen Ländern, beispielsweise auf Borneo, und arbeitet damit praktisch vor Ort. Andererseits macht der WWF auch Lobbyarbeit in den Industrienationen, indem die weltweite Bedeutung des Umweltschutzes herausgestellt wird.
Der illegale Holzeinschlag ist nach Meinung des WWF Vorreiter für andere Nutzungsformen. Als Beispiel schilderte Nina Grieshammer die Vorgänge auf Borneo: Zuerst wurden einzelne Bäume aus dem Wald geholt, dann folgte schnell der Straßenbau und dann die Nutzung des Waldes durch Großkonzerne bzw. letztlich durch die Verbraucher in den Industrienationen. Die Wälder sind danach so degeneriert, dass sich nur noch Plantagen anlegen lassen - entweder Palmöl-Plantagen oder Akazien-Plantagen für die Gewinnung von Zellstoff. Die Folge ist: Borneo verliert seit den 80er Jahren jährlich 900.000 ha Wald. Bis 2020 wird es dort - wenn sich die Situation nicht ändert - keine Tiefland-Regenwälder mehr geben. Im Vergleich: Deutschland wäre bei der Geschwindigkeit der Regenwald-Zerstörung bereits seit Anfang der 90er Jahre entwaldet. Durch die Entwaldung fehlt die Lebensgrundlage für Orang-Utans und viele andere Tiere des Urwalds. Um diese Kette zu durchbrechen, versucht der WWF auf Borneo mit Projekten, den Menschen andere Einkommensquellen zu erschließen. Das Ziel ist ein Schutzgebietsnetzwerk in Borneo, kombiniert mit wirtschaftlich genutztem Wald. Nina Grieshammer unterstreicht: "Wir sagen nicht, dass Waldbewirtschaftung per se schlecht ist. Es geht um das ,Wie."
Russland, Indonesien, China, Brasilien und Weißrussland sind nach Informationen des WWF die Exportländer mit dem größten Anteil illegal eingeschlagenen Holzes. Daher ist der FLEGT-Plan der EU nach Ansicht des WWF zwar zu begrüßen, allerdings sei er regional zu begrenzt. Bisher gibt es nur VPAs und Gespräche mit Kamerun, Ghana, Indonesien - wichtige Transitländer fehlen.
Zur Zeit gebe es ein starkes Bestreben von Seiten der Regierungen, den Import von illegal eingeschlagenem Holz unter Strafe stellen. Der jüngste EU-Vorschlag sei ein Beispiel. Weitere sind der Lacey Act in den USA und die aktuellen Bemühungen in der Schweiz, wo man auf diese Weise auch versucht, die heimische Forstwirtschaft zu schützen.
Eine der wesentlichen Anforderungen des WWF an ein Zertifizierungssystem ist die Einbeziehung aller Beteiligten. Dies ermögliche bisher nur der FSC. Ebenso wird die regelmäßige Überprüfung der Akkreditierungsorganisationen und die Transparenz für Verbraucher und Umweltschutzorganisationen vorausgesetzt. Zudem sollte eine Forstzertifizierung international anwendbar sein und die Umwandlung von bestehendem Wald in Plantagen verhindern. Schließlich sei das Ziel einer Waldzertifizierung nicht, dass der Status-Quo erhalten bleibt, sondern dass die Forstwirtschaft besser wird.
Thomas A. Bauer, Geschäftsführer Holzland: "12% der Unternehmen sagen: Kunden fragen nach zertifiziertem Parkett"
Das Holzland-Geschäft verteilt sich zu einem Drittel auf Endverbraucher und zwei Drittel auf Verarbeiter. Die Kunden, so Thomas A. Baur, interessieren sich zunehmend für ökologische Verträglichkeit und fragen teilweise sogar nach Zertifizierungen. "Auch im Profikundengeschäft ist die Marschrichtung in Richtung Zertifizierung, hier spielen die Beschaffungsrichtlinien von Bund und Ländern eine gewisse Rolle."
Bei einer internen Befragung von über 100 Unternehmen hätten 12 % der Unternehmen angegeben, dass Kunden gezielt nach zertifiziertem Parkett fragen.
Holz ist aus ökologischer und stofflicher Sicht der Zukunftswerkstoff: Der Rohstoff wächst nach und hat eine gute CO2-Bilanz. "Eine Diskreditierung unserer Werkstoffes können wir nicht verantworten", betont der Holzland-Geschäftsführer. Daher muss Holz verantwortungsvoll produziert und dann verwendet werden. In diesem Zusammenhang müssen Zusagen auch eingehalten werden. Mehr als 80 % der Holzland-Partnerunternehmen haben die Nachhaltigkeit-Leitlinien der Kooperation unterschrieben.
Zudem wurde in der Zentrale bereits vor einiger Zeit die Position der Nachhaltigkeitsbeauftragten geschaffen. Dabei gehe die Verantwortung des Holzhändlers über die unternehmerische Verantwortung hinaus, es sei auch eine Verantwortung gegenüber den Kindern.
Der Holzhandel verkauft so viel Holz wie kein anderer Vertriebskanal und ist damit so etwas wie das "Gesicht des Werkstoffs". Dabei entscheidet der Berater im Holzfachhandel maßgeblich mit, was gekauft wird und welches Produkt eine Zukunft hat. Zertifzierungen dienen dem Endverbraucher als vertrauensbildende Maßnahme. "Ein starkes Siegel ist ein starkes Signal", erklärt Baur. Es unterstütze den Dialog, aber es ersetze ihn nicht. Der Handel handele aber nicht unverantwortlich, wenn er beispielsweise auch nicht-zertifiziertes Parkett eines lokalen Herstellers verwendet.
Grundsätzlich meint Baur, dass der Kunde vermutlich bereit ist, mehr Geld für zertifiziertes Parkett zu zahlen. Die Frage sei aber vielmehr, ob wirklich der Endverbraucher am Ende die Rechnung "für unsere gemeinsame Verantwortung" zu zahlen habe. Ist Nachhaltigkeit eine Mehrleistung oder eine Selbstverständlichkeit? - dies fragte der Holzland-Geschäftsführer.
Marcel Kies, Vertriebsleiter Amorim Revestimentos: "Kommunikation in Richtung Endverbraucher muss verbessert werden"
Amorim ist nicht nur der mit Abstand weltgrößte Hersteller von Korkbodenbelägen, das Unternehmen ist seit vielen Jahren auch sehr aktiv im Holzparkettimport. Marcel Kies, Vertriebsleiter Amorim Revestimentos, schätzt, dass man in Europa auf jeden Fall zu den zehn größten Parkettimporteuren zählt.
Umweltschutz, nachhaltige Forstwirtschaft, der Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag und die Förderung der zertifizierten Forstwirtschaft sind laut Kies bei Import und Produktion von zentraler Bedeutung. "Wir wollen eigentlich 100% zertifizierte Produkte, denn dann sind alle Unklarheiten beseitigt", betont Kies. Seit Jahren übe man in Asien und Südamerika großen Druck auf die Lieferanten aus und es zeige sich mittlerweile eine zunehmende Sensibilität für diese Thematik.
In diesem Zusammenhang machte Kies auf die Problematik mit Hevea-Mittellagen aufmerksam. Da der FSC nicht bereit sei, das Plantagenholz Hevea (Gummibaum) zu zertifizieren, müssten die asiatischen Parkettproduzenten Schnittholz aus Südamerika oder Afrika importieren, um daraus Stäbchen für die Mittellage zu schneiden und ein FSC-Zertifikat zu erhalten. Zudem wäre es hilfreich, wenn sich die Zertifizierungsorganisationen gegenseitig anerkennen würden.
Viele Absatzmärkte konzentrieren sich zum Leidwesen der Holzindustrie sehr stark auf FSC. In vielen Ländern Zentral- und Nordeuropas gebe es beim Endverbraucher bereits eine starke Nachfrage nach Produkten mit FSC-Kennzeichnung. In den Niederlanden nicht zuletzt auf Grund der starken TV-Kampagnen des WWF und FSC. Amorim habe deshalb seine Korkwälder FSC-zertifizieren lassen. Dies mache zwar logisch keinen Sinn, da die Bäume für die Nutzung des Korks nicht gefällt werden müssen. Aber der Konsument fordert eine einfache Richtschnur und dann hilft FSC.
Kies fordert die Holzbranche und alle Beteiligten auf, die Kommunikation in Richtung Endverbraucher zu verbessern. "Wir müssen dort viel mehr machen und unsere Argumentation auf die Straße bringen." Dann sei es auch problemlos möglich, 3-5 EUR/qm mehr für zertifizierte Produkte zu bekommen.
Ralf Ax, Bereichsleiter Hagebau Holzhandel: "Von Nachhaltigkeit profitieren - Notwendigkeit und Chance oder Lippenbekenntnis"
Die Hagebau-Kooperation setzt im Jahr ca. 1,1 Mio. qm Boden-, Wand- und Deckenbeläge um, die einem Einkaufsvolumen von ca. 80 Mio. EUR entsprechen. Im Vorfeld hatte Ralf Ax sechs Parkettlieferanten befragt: Sie gaben an, dass sie zwischen 0% und bis zu 5% Tropenholz einsetzen. Gleichzeitig erklärten die Industriepartner, dass die Nachfrage nach zertifizierten Parkettböden noch immer relativ gering sei und die meisten Endverbraucher nicht bereit seien, für zertifizierte Produkte mehr zu zahlen. Doch genau das ist für den Holzhandel zwingend, betonte Ax.
Gemeinsam mit dem FAZ-Institut und Forsa hat die Hagebau-Kooperation einen Themenkompass Nachhaltigkeit erarbeitet. Grundlage für die Veröffentlichung ist eine Umfrage unter 100 Personen aus Holzhandel, Holzkunden (Tischlereien, Architekturbüros) und Holzindustrie.
Diese Befragung hat zunächst noch einmal ergeben, dass jeder etwas anderes unter dem Begriff nachhaltige Forstwirtschaft versteht. Die Bandbreite reichte von "Erhalt von Ressourcen" und "Wiederaufforstung" bis zu "Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen" und "lokale Produktion bzw. Weiterverarbeitung".
Darüber hinaus zeigte sich, dass das Thema zertifizierte Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung noch weit hinter anderen Kriterien zurückliegt. Nur 45% der Befragten nannten es als ein wichtiges Kriterium. Die Belastbarkeit des Materials, der Preis, die Lieferzeit etc. spielen eine weitaus wichtigere Rolle. Gleichzeitig gaben aber 72% der Befragten aus Industrie, Handel und Handwerk an, die Begriffe FSC und PEFC zu kennen - eine aus Sicht von Ralf Ax überraschend hohe Quote. 71% halten diese Siegel für sinnvoll und haben daher den Nutzen erkannt.
Außerdem gaben zumindest in dieser Forsa-Umfrage 43% der Befragten an, dass der Umsatzanteil der Produkte mit PEFC- oder FSC-Siegel bei über 30% liege. "In den nächsten Jahren werde dieser Anteil weiter steigen, zumal die Befragten den Siegeln eine hohe Glaubwürdigkeit einräumen", unterstrich Ralf Ax die notwendigkeit von Zertifizierungen.
aus
Parkett Magazin 01/09
(Bodenbeläge)