DIY-Markt: Wirtschaftskrise ist eine Chance
Die Deutschen werden gerne als ein Volk von Heimwerkern dargestellt. Doch wie wird sich die derzeitige wirtschaftliche Krise auf den DIY-Markt auswirken? Auf diese und andere Fragen versuchen die Marktforscher der GfK Antworten zu finden. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden auf dem 9. Internationalen BHB-Baumarktkongress vorgestellt. Nach den Erhebungen der GfK nahm in Deutschland die Zahl renovierender Haushalte im Sommerhalbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr von 7,2 auf 7,5 Mio. zu. Im gleichen Zeitraum stiegen die Ausgaben für Renovierungen von 17,9 auf 18,9 Mrd. EUR. Ein Jahr zuvor war die Entwicklung noch genau entgegengesetzt, wobei zwischen 2006 und 2007 der Anteil von DIY-Renovierungen mit 56% (+1%) gegenüber 33% (-3%) für Renovierungen durch Handwerker zulegen konnte. Die übrigen 11% verteilten sich auf Nachbarschaftshilfe und Kombinationen von Handwerker- und Eigenleistungen.
Trotz der insgesamt wieder ansteigenden Ausgaben für Renovierungen hatte die DIY-Branche mit sinkenden Umsätzen für die zugehörigen Produkte zu kämpfen. Im ersten Halbjahr 2008 blieb das Volumen des DIY-Marktes insgesamt zwar nahezu konstant, 32,1 Mio. EUR bedeuteten nur ein leichtes Minus von 0,2%. Der einzige Bereich mit Zuwächsen war das Segment Garten (+4,9%), während die übrigen Produktgruppen Wohnen (-0,2%), Technik (-2,5%) und Bauen (-4,2%) durchweg ein Minus aufwiesen.
Betrachtet man nur den Umsatz der Baumärkte, zeigen sich ähnliche Zahlen: Während in den Segmenten Bauen (-3,6%), Technik (-2,7%) und Wohnen (-2,6%) durchweg Rückgänge verzeichnet wurden, lag der Gartenbereich mit 1,3% im Plus. Insgesamt waren die Baumarkt-Umsätze nach den ersten sechs Monaten um 1,6% rückläufig.
Und wohin entwickelt sich der DIY-Markt? Angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stellt sich diese Frage besonders drängend. Doch während andere Wirtschaftszweige mit Einbußen rechnen müssen, zeigt die GfK-Studie eine interessante Chance für DIY-Anbieter: Die wirtschaftliche Unsicherheit der Verbraucher könne dazu führen, sich verstärkt in die eigenen vier Wände zurück zu ziehen (Cocooning). Von dieser Entwicklung sollte der DIY-Markt profitieren können.
Dafür spricht auch, dass Deutschland nicht nur einen sehr hohen Anteil an Haushalten hat, die in den letzten sechs Monaten renoviert haben, sondern auch bei geplanten Renovierungen hohe Werte aufweist. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise stehen dabei derzeit vor allem energetisch wirksame Maßnahmen im Vordergrund. In diesem Segment sind bereits deutliche Zuwachsraten zu verzeichnen. Und das steigende Bewusstsein für den Klimawandel tut sein übriges, um die Verbraucher zu umweltschonenden Investitionen zu bewegen.
Ein weiterer Trend der letzten Jahre ist die Rückbesinnung auf Qualität. Während 2003 bereits 41% der Verbraucher angaben, beim Einkaufen vor allem auf Qualität zu achten, waren es 2007 schon 47%. Das gilt auch für Anschaffungen im DIY-, Heimwerker- und Gartenbereich. Hier spielt die Produktqualität bei der Auswahl der Einkaufsstätte inzwischen wieder eine größere Rolle als dauerhafte Billig- oder Tiefpreise. Dazu kommt ein steigendes Markenbewusstsein. Im Gegenzug verlieren Rabattaktionen für die Verbraucher zunehmend ihren Reiz. Die "Geiz ist geil"-Mentalität der vergangenen Jahre scheint endgültig überwunden.
aus
Parkett Magazin 01/09
(Handel)