Schadensfall aus der Praxis

Trockene Luft und heißer Boden führen zu Deckschichtablösungen

Über Schüsselungen und Fugen seines Kirschbaum-Mehrschichtparketts beklagte sich der Eigentümer einer eleganten mit Fußbodenheizung ausgestatteten Penthouse-Wohnung. Die Schäden waren bereits in der ersten Heizperiode aufgetreten. Mit der Ermittlung der Schadensursache wurde der Sachverständige Helmut Becker beauftragt.

Auf einem flächenbeheizten Calciumsulfatestrich in einer Penthouse-Wohnung wurde mit einem schubelastischen Klebstoff Kirschbaum-Zweischichtparkett (Abmessungen 1.100 x 130 x 10 mm) geklebt. In der ersten Heizperiode nach der Verlegung begann der wertvolle Parkettboden zu schüsseln und überproportional große Fugen zu bilden.

Die Überprüfung der Parkettfläche im Februar 2008 zeigte, dass in den Schlafräumen keine Formveränderung oder besonders großen Fugen zu finden waren. In "belebten" Wohnräumen wie Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Diele und Arbeitszimmer waren jedoch Fugen mit Breiten von 0,5 mm bis maximal 1,5 mm vorhanden. In einzelnen Flächenbereichen gab es zudem hochstehende Ecken und Kanten. Durch Abklopfen ließ sich in den hoch stehenden Bereichen feststellen, dass sich die Deckschicht des Parketts abgelöst hatte.

Niedrige Luftfeuchte in Wohnräumen

Messungen des Raumklimas ergaben in den Schlafräumen Werte im Mittel von 19 C bei relativen Luftfeuchten von 45%. In den Wohnräumen wurden dagegen bei 23 C Luftfeuchtigkeitsgehalte von 28-30% gemessen. Und das, obwohl der Parkettleger mit Übergabe der Reinigungs- und Pflegeanweisung auf die Einhaltung eines geeigneten Raumklimas hingewiesen hatte.

Zudem überprüfte Becker die Oberflächentemperaturen des Parketts. In den Schlafzimmern lagen sie im Bereich von 20 C, in den bewohnten Räumen jedoch bei 30 bis zu 32C.

Gerissene Trägerschicht

Prüfungen ergaben, dass es sich nicht um Deckschichtablösungen im eigentlichen Sinne handelt. Durch überproportionale Rücktrocknung gab es einen Kohäsionsbruch im Nadelholzträger. An der Rückseite der Kirschbaum-Deckschicht fanden sich quer zur Deckschicht laufende Nadelholzreste.

Feuchtigkeitsbestimmungen der einzelnen Konstruktionsschichten des Parketts ergaben innerhalb der Deckschicht, der Mittellage und des Gegenzuges jeweils eine niedrige Holzfeuchte von 4,7 bis 5,1 Gew.-%.

Ursache: Rücktrocknung

Hauptschadensursache ist aus Sicht von Helmut Becker die Rücktrocknung des Mehrschichtparketts, insbesondere aufgrund der hohen Oberflächentemperaturen durch die Fußbodenheizung. Die ungünstig niedrigen Luftfeuchtigkeitswerte in den "kräftiger beheizten" Wohnräumen haben ebenfalls die Rücktrocknung des Mehrschichtparketts forciert. Das Schwinden der Lamellen des 130 mm breiten Kirschbaum-Mehrschichtparketts führt zu konkaven Verformungen und zu einem regelrechten "Rausreißen" der Deckschicht aus der wesentlich weicheren Fichte-Trägerschicht. Die Materialbrüche beweisen, dass die Verleimung der Parkettschichten gehalten hat und das Parkett daher als gebrauchsfähig zu bezeichnen sei.

Als problematisch haben sich die an der Parkettoberfläche gemessenen Temperaturen von 30 - 32 C erwiesen. Sie waren nach den anerkannten Regeln des Fachs bei der Verlegung von Parkett auf Fußbodenheizung viel zu hoch. Die Planer und Architekten hätten die Fußbodenkonstruktion darauf abstimmen müssen, dass an der Estrichoberfläche keine höheren Temperaturen als 27 C entstehen, wenn anschließend Parkett verlegt wird. Dann hätte die Temperatur an der Holzoberfläche bei etwa 25 C gelegen und es wäre zu keiner Rücktrocknung gekommen, die solche Schäden verursacht. Die Oberflächentemperatur der Fußbodenheizung hätte zudem durch geeignete Maßnahmen begrenzt werden müssen.


Der Autor: Fußboden-Gutachter Helmut Becker ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Estrich- und Parkettlegerhandwerk sowie für Bodenbeläge.

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aus Parkett Magazin 01/09 (Handwerk)