Marktsituation abgepasste Teppiche
Ein schwieriges Jahr in der Zielgeraden
Während das Jahr 2007 noch mit durchaus verträglichen Zahlen abgeschlossen werden konnte - -8,12 % im Wert und -2,78 % in der Menge - haben wir 2008 deutlich schlechtere Tendenzen. Ähnlich wie die meisten anderen vom Konsum abhängigen Branchen musste auch der Teppichhandel mit der anhaltenden Kaufzurückhaltung der Konsumenten kämpfen. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise wie auch Angst vor Rezession hinterlassen ihre Spuren.
Dies drückt sich auch in den bisher vorliegenden Importzahlen für handgefertigte Teppiche aus. Bei den Importen in die Europäische Union konnten in den Monaten Januar bis Juni 2008 die Quadratmeter-Zahlen zwar noch um 4,16 % gesteigert werden, der Importwert ging aber um 22,73% zurück.
Deutlich schwächer ist die Entwicklung - wie auch schon in den vergangenen Jahren - in Deutschland: Im Vergleich zu 2007 fehlen uns hier im ersten Halbjahr 36,2 % in der Menge und 29,8 % im Wert.
Das Geschäft im Einzelhandel war in diesem Jahr sicher nicht von Euphorie geprägt. Die meisten Anbieter sprechen von aufgelaufenen Minuszahlen, die sich aber in einem deutlich niedrigeren Bereich bewegen, als die Importzahlen. Die Ursache hierfür ist die anhaltende Bestandsreduzierung in den Einzelhandelshäusern, die bei geringer Nachorder zu entsprechender Importzurückhaltung im Großhandel führt. Zudem konnte der Einzelhandel mit aggressiven Marketing-Maßnahmen die Umsätze verbessern.
Ein großes Problem im Verkauf ist zurzeit das Vermitteln von Wertigkeit. Es werden im abgepassten Bereich zwar mit Sicherheit mehr Quadratmeter verkauft, aber sie bringen deutlich weniger Umsatz als vergleichbare Mengen vor einigen Jahren. Besonders zu erwähnen ist hier der derzeitige Trendteppich Shaggy, der zwar im Verkauf ein Renner ist, aber aufgrund des niedrigen Preises den Umsatz nicht entsprechend beflügelt.
Bei der Betrachtung der einzelnen Ursprungsländer haben wir im laufenden Jahr fast durchgängig zweistellige Minuszahlen. Auf europäischer Ebene führt wertmäßig Indien vor Iran und Pakistan.
Bei den Importpreisen haben wir eine spürbare Tendenz nach oben. Die Gründe hierfür liegen in steigenden Lohnkosten, anziehenden Rohmaterialpreisen und seit kurzem auch in einem tendenziell wieder erstarkenden US-Dollar.
Der zurzeit meistverkaufte Teppich ist der schon erwähnte Shaggy. Dieser Hochflor-Teppich wird inzwischen qualitativ und preislich in allen denkbaren Variationen angeboten - bewegt sich aber in der Regel im unteren Drittel der Preisskala.
Die klassischen Teppiche haben in diesem Jahr ein wenig an Markt verloren - nicht zuletzt wegen der Preissteigerungen - und auch der Ziegler scheint den Höhepunkt in seiner Entwicklung erreicht zu haben.
Bei den Farben dominieren - gerade im handgefertigten Bereich - vor allem die Naturtöne von Beige über Grau bis zu Braun in allen Variationen. Auch Schwarz/Weiß ist nach wie vor ein Thema. Bei den hochmodernen Teppichen finden wir freche Farben wie gelbliches Grün oder die Farbfamilie Violett/Lila/Aubergine. Kräftiges Rot ist in allen Bereichen immer noch stark, wo hingegen die mediterranen Terra-Töne leicht rückläufig sind.
Der Erfolg der erwähnten aggressiven Marketing-Maßnahmen (Räumungen, reduzierte Preise und ähnliches) zeigen, dass es nach wie vor einen Bedarf für abgepasste Teppiche gibt. Insbesondere für klassische Teppiche - die so genannte rote Ware. Die Herausforderung für die Branche wird sein, diesen Bedarf nicht nur über den Preis, sondern vielmehr über Kreativität, Qualität und Wertigkeit zu decken.
Die Domotex 2009 wird das Forum bieten, an diesem Thema zu arbeiten. Dort verleihen wir auch bereits zum 3. Mal den EUCA-Award.
aus
BTH Heimtex 01/09
(Teppiche)