Textil- und Modefachhandel
Große Unterschiede im ersten Halbjahr
Köln - Die Bilanz des ersten Halbjahrs 2008 ist im deutschen Textil- und Modefachhandel höchst unterschiedlich ausgefallen. Dem BTE liegen Daten verschiedener Berichtskreise vor, die von einem knappen Umsatzplus bis zu hohen Einbußen reichen. Aktuell geht der BTE davon aus, dass der Modefachhandel im Durchschnitt aufgelaufen per Ende Juni knapp einstellig im Minus liegt.
Allerdings spiegelt dieser Wert nur noch sehr eingeschränkt die Situation der einzelnen Unternehmen wider. Nur vergleichsweise wenige Unternehmen bewegen sich im Bereich des statistischen Durchschnitts. Die Mehrzahl lag im ersten Halbjahr deutlich darunter oder auch darüber. Die so genannte "statistische Normalverteilung" mit vielen Einzelergebnissen nahe dem Mittelwert ist schon seit längerem kaum noch vorzufinden. Überdurchschnittlich hat im ersten Halbjahr vor allem das gehobene Genre abgeschnitten, während speziell der Markt der Mitte stark unter Druck geraten ist. Hier schlug - neben der ungünstigen Wettersituation im Frühjahr - vor allem die Verunsicherung der "Normalverdiener" aufgrund der in vielen Bereichen (Lebensmittel, Energie usw.) steigenden Preisen negativ zu Buche.
Aktuell spricht wenig dafür, dass sich diese Rahmenbedingungen im zweiten Halbjahr merklich ändern werden. Wer im Herbst mit echter Sorge der Erdgas-Nachzahlung oder dem Befüllen des Öltanks entgegen sieht, dürfte versuchen, in anderen Konsumbereichen zu sparen. Offen ist derzeit, ob dies zu Wanderungsbewegungen Richtung unteres Preissegment führen wird - wie im ersten Halbjahr bei Lebensmitteln passiert. Besser scheinen dagegen auch weiterhin die Aussichten im gehobenen Genre zu sein. Schließlich gibt es dank der stabilen Beschäftigungssituation immer noch zahlreiche Kunden mit hohen Einkommen oder Vermögen, welche die Preissteigerungen der Vergangenheit kaum belasten.
Trotzdem ist Trading up für den Modehandel auch in Zukunft kein Allheilmittel, wie so manches Fachgeschäft in jüngster Vergangenheit erfahren musste. Entscheidend für einen Erfolg im gehobenen Genre sind auch hier die Rahmenbedingungen, die sich u.a. aus dem Standort, der Konkurrenzsituation vor Ort, der Hausgröße und -optik und nicht zuletzt der Unternehmerpersönlichkeit und der Mitarbeiter zusammensetzen. Wichtig beim Trading up ist es zudem, den "Kunden mitzunehmen" und keine zu extremen Sprünge zu machen - ein Trading up mit Augenmaß. Denn solche Veränderungen brauchen oftmals mehrere Saisons, bis sie wirklich vom Kunden mit Erfolg angenommen werden.
aus
Haustex 12/08
(Handel)