Online-Handel 2008

So vital wie nie


Köln - In Deutschland hat sich der E-Commerce rasant entwickelt, und die Erfolgsstory hält weiter an. Trotz Finanzkrise und schlechten Aussichten für die Wirtschaft ordern die deutschen Konsumenten ungebrochen via Internet. Rund 19,3 Mrd. Euro gaben die Deutschen in 2008 (2007: 16,8 Mrd.) für Waren und Dienstleistungen (z.B. Downloads oder Online-Tickets) im Internet aus, was einem Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2007 entspricht. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Online-Käufer auf 31,44 Mill. (2007: 29,37 Mill.) zu und übersteigt damit erstmals die 30 Mill.-Marke. Diese Zahlen hat der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) bekannt gegeben. Die Angaben des bvh beruhen auf einer eigens in Auftrag gegebenen repräsentativen Verbraucherstudie "Distanzhandel in Deutschland" von TNS Infratest sowie auf der Allensbacher Computer- und Technik-Analyse (ACTA 2008) des Instituts für Demoskopie Allensbach. Beide Studien liefern unabhängig voneinander Belege für den anhaltenden Aufwärtstrend beim Online-Handel.

Der Anteil des Online-Handels mit Waren am Gesamtumsatz des Versandhandels ist stetig gestiegen und liegt im Jahr 2008 bei beachtlichen 46,9 Prozent (Vorjahr: 39,5 Prozent). Dabei stellt die Kategorie "Bekleidung, Textilien und Schuhe" die umsatzstärkste Warengruppe im Internet dar. "Die Präsentation der Bekleidung im Internet wird zunehmend ausgefeilter und zusätzliche Serviceleistungen wie Größen- bzw. Typenberater, Zoom-Funktionen, Kurzfilme oder Modelexika machen den Bekleidungskauf im Internet immer attraktiver", erklärt Hansjürgen Heinick, Consultant der BBE Retail Experts, den anhaltenden Erfolg jener Warengruppe im Online-Geschäft.

In diesem Jahr gehen zum ersten Mal mehr als die Hälfte aller Warenbestellungen der Versandhandelsbranche (51 Prozent) online ein. Daneben weist lediglich noch das Telefon zweistellige Nutzungsraten auf. Es wird von 36 Prozent aller Kunden (2007: 39 Prozent) als Bestellweg angegeben. Die männlichen Verbraucher ordern die gewünschten Waren mehrheitlich (65 Prozent) weiterhin online.

Neben dem reinen Online-Händler Amazon und der Verkaufsplattform eBay mit ihrem hohen Anteil gewerblicher Angebote sind es primär die Versandhandelsunternehmen, aber auch große klassische Handelsunternehmen, die sich im Online-Handel etabliert haben. Tatsächlich ist der gedruckte Katalog auch für Online-Käufer ein entscheidender Impulsgeber. 73 Prozent der Online-Kunden schauen nach eigenen Angaben vor der Bestellung zunächst in den Katalog des jeweiligen Anbieters.

In den Anfangsjahren der E-Commerce-Euphorie wurde häufig darüber diskutiert, ob der Online-Handel den stationären Handel verdrängen wird. Die Frage "Kauf im Online-Handel oder im stationären Handel?" wird von den Konsumenten jedoch immer häufiger mit "sowohl als auch" beantwortet. "Viele werden mit der Zeit lernen, den Online-Handel weniger als Konkurrenz, sondern mehr als Chance zu betrachten. Es geht darum, den Kunden möglichst auf verschiedenen Wegen erreichen zu können", erklärt Hansjürgen Heinick. Denn das Potenzial des Online-Handels ist noch nicht ausgeschöpft. Die meisten Marktforscher gehen zumindest für die kommenden drei Jahre von jährlich zweistelligen Zuwachsraten aus.

Den größten E-Commerce-Umsatz erzielten in 2008 erneut die Versender mit gemeinsamem Katalog- und Internet-Angebot (Multi-Channel-Versender). Laut bvh steigern sie ihre Erlöse via Internet um 22 Prozent auf 5,20 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,26 Mrd. Euro). Die reinen Internet-Versender verbuchen in 2008 einen Umsatz von 3,74 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,38 Mrd. Euro) - eine Steigerung von 57,3 Prozent. Dagegen büßen die eBay-Powerseller 16,9 Prozent an Umsatz ein und fallen auf 2,08 Mrd. Euro zurück (Vorjahr: 2,50 Mrd. Euro). Starke Zuwächse verzeichnen zudem die neueren Versendergruppen. Die Versender, die ihre Wurzeln im stationären Handel haben, konnten beim Online-Handel im Jahr 2008 umsatzmäßig deutlich zulegen und steigern sich um 106,2 Prozent auf 930 Mill. Euro (Vorjahr: 451 Mill. Euro). Die Hersteller-Versender verbuchen ein Plus von 104,5 Prozent auf 360 Mill. Euro (Vorjahr: 176 Mill. Euro).
aus Haustex 02/09 (Handel)