BTH Heimtex-Tag auf der Heimtextil

"Pimp your Shop" mit Stephan Fichtenmaier

Der Innenarchitekt und Spezialist für Heimtextilabteilungen Stephan Fichtenmaier weiß als Ladenbauer, worauf es bei der Verkaufsraumgestaltung ankommt. Er konzipierte beispielsweise den trendigen Shop-in-Shop mit Steinwand für Höpke. Beim BTH-Heimtex-Tag zeigte er im Forum des Deco Team Schritt für Schritt und anhand von vielen Beispielen, wie man mit einfachen Mitteln und ohne großen finanziellen Aufwand sein Ladengeschäft aufwertet, damit der Einkauf für den Kunden zum Erlebnis wird.

Viele Geschäfte - auch die von Raumausstattern - sind so dekoriert, dass der Kunde vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Reizüberflutung lautet das Stichwort: überfrachtete Ständer und herumliegende Kollektionsmuster, dazwischen die Kurzwaren. Überall hängen Dekorationen und Schilder. Alles ist überladen - nichts wirkt einladend.

Ladenbau-Spezialist Stephan Fichtenmaier hat eine 3D-Computersimulation erstellt, die beispielhaft einen Laden mit Defiziten im gesamten Verkaufsraum darstellt:

Vom Eingang her läuft der Kunde direkt auf die Kasse zu. Auf der rechten Seite der Gardinenabteilung versperren hohe Ständer und Warenträger die Sicht. Dahinter befinden sich Meterware und Gardinen-Musterschals. Die Kollektionen sind doppelstöckig gehängt. Die Beleuchtung erinnert ebenso an einen Matratzendiscounter wie die neben dem Eingang platzierten Sonderposten in Drahtschütten. Der Beratungsbereich ist in den hinteren Teil der Abteilung gedrängt und erweckt den Eindruck, als wolle man sich mit dem Kunden darin verstecken. Es herrscht Unordnung, Kartons stehen herum.

Die Fehler beginnen hier schon am Eingang: "Der Blick vom Eingang in den Laden auf die Kasse ist nicht besonders einladend", erklärt Fichtenmaier dazu. "Wenn man das Geschäft betritt und auf die Kasse schaut, wird man sofort ans Bezahlen erinnert."

Doch es gibt Möglichkeiten, ein Geschäft ansprechender zu gestalten, sodass der Kunde beim Betreten des Ladens tatsächlich in eine Welt der Wohnlichkeit eingeführt wird und sich dort wohl fühlt. Damit erhöhen sich die Verweildauer und die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas kauft.

Drei Maßnahmen für schöne Verkaufsräume

1. Aufräumen

Fichtenmaiers erste Maßnahme kostet nichts und ist zugleich oberstes Gebot: Ordnung schaffen, die Kartons wegräumen und die Kollektionsbücher wegsortieren. Denn Unordnung schafft Unruhe - auch und vor allem beim Kunden.

Als Nächstes muss ausgemistet werden, zunächst in Keller oder Lager. Anschließend sollten diejenigen Kollektionen aus dem Laden geräumt werden, die nur ein- oder zweimal im Jahr gebraucht werden - die Objektkollektion beispielsweise kann ins Lager oder Büro. Das schafft Platz und mehr Übersicht auf der Verkaufsfläche.

Ebenfalls wichtig: Alle Kollektionen sollten auf nicht mehr benötigte Muster und doppelte Coupons hin durchgesehen werden. Stoffe verschiedener Anbieter, die sich sehr gleichen, können ebenfalls konsequent aussortiert werden.

2. Bodengestaltung

Die zweite Maßnahme ist für jeden Raumausstatter ein Kinderspiel: Ein abgenutzter Bodenbelag sollte umgehend ersetzt und dabei neu gestaltet werden. Der Belag hat für die Raumwirkung eine große Bedeutung und mit einem neuen Boden entsteht sofort eine neue Atmosphäre. "Schließlich will man als Raumausstatter Teppichboden verkaufen", erklärt Fichtenmaier. "Da ist es ein schlechtes Aushängeschild, wenn man selbst den gammeligsten in seinem Laden liegen hat." Bei einer Neugestaltung der Verkaufsräume lassen sich die meisten Lieferanten auf Sonderkonditionen ein.

Für seine Demonstration hat Fichtenmaier zunächst ein helles Parkett oder einen hellen Designbelag gewählt; von Laminat rät er ab. Durch den hellen Boden wirkt der Raum größer, aber auch etwas kühl. Außerdem fehlt in diesem Beispiel der Kontrast zu den hellen Möbeln.

Ein dunklerer Parkettboden ist lebhafter, wärmer und edler. Er schafft den gewünschten Kontrast zur hellen Einrichtung.

Aber auch diese Lösung ist noch nicht optimal. Besser ist eine Kombination verschiedener Bodenbeläge, mit denen man Grenzen schaffen und die Abteilungen gliedern kann. So merkt der Kunde, dass er die Gardinenabteilung oder die Beratungszone betritt.

Die Gestaltung kann noch aufgelockert werden, indem ein Teppichboden mit Schwung so in die Abteilungen hineinlegt wird, dass der Kunde dadurch geführt wird.

Vor allem im Beratungsbereich ist ein Teppichboden angenehm, weil er wohnlich wirkt und die Akustik verbessert.

Allerdings zeigen verschiedene Versuche, dass der Abverkauf von Ware auf Hartbelägen besser funktioniert als auf Teppichboden. "Es kommt darauf an", meint Fichtenmaier. "Wer viel Teppichboden verkauft, sollte den natürlich auch zeigen."

3. Farbe an die Wand

Als dritte Maßnahme rät Fichtenmaier zu einer neuen Wandgestaltung. Mit ein bisschen Farbe wirkt der Raum völlig anders. Es muss nicht immer Rot sein, das einen Raum schnell erschlägt. Da die Muster im Laden schon für reichlich Farbe und Leben sorgen, sollte die Wandfarbe lieber etwas ruhiger gehalten werden. Gut geeignet ist beispielsweise ein dezentes Braun.

Wer es richtig trendig haben will, nimmt Brombeer- und Fliedertöne. Diese Kolorits haben allerdings ein sehr starkes Eigenleben. Steinpaneele sind derzeit der absolute Renner und fungieren gerade im Dekobereich als Eyecatcher. Sie schaffen eine ganz eigene Raumatmosphäre und sind dabei relativ einfach zu montieren - allerdings nicht ganz billig (ca. 80 Euro/qm). Blechregale davor - wie in dem gezeigten Beispiel - sind allerdings ein Stilbruch.
aus BTH Heimtex 04/09 (Handel)