Tropenholz: Fallende Preise erwartet
Turbulente Zeiten im Außenhandel
Nicht nur an den Aktienbörsen geht es zu wie in der Achterbahn. Auch einige Währungskurse unterliegen einer extremen Volatilität. Dies dürfte auf den Weltmärkten sowohl den Exporteuren als auch den Importeuren erhebliche Kopfschmerzen bereiten. Je nach Blickwinkel besteht der Zwang zu Preiserhöhungen, um nicht in die Verlustzone zu rutschen oder der Kunde drängt auf Preissenkungen, wenn die Heimatwährung des Exporteurs signifikant abgewertet wird.
Für die europäische Industrie ist die Kursrelation zwischen EUR und dem USD von erheblicher Bedeutung. In den vergangenen 12 Monaten schwankte der Kurs zwischen ungefähr 1,60 und 1,25 USD für 1 EUR. Das bedeutet immerhin eine Bandbreite von ca. +/- 12,5% in Relation zum Mittelkurs von 1,425. Derartige Reserven hat wohl kein Unternehmen in seine Kalkulationen eingebaut. Eine Kurssicherung über Devisentermingeschäfte mildert das Problem zwar ab. Eine vollständige Problemlösung ist hingegen kaum möglich.
Wie soll sich der Exporteur aus der Eurozone verhalten, der zum Beispiel seine Verkaufspreise Anfang Dezember vergangenen Jahres für 2009 kalkuliert hat? Anfang Dezember stand der Kurs bei 1,25. Allein im Dezember 2008 ist der Kurs in der Spitze bis auf 1,45 hochgeschossen, um dann wieder bis auf 1,35 nachzugeben. Prozentual war dies immerhin eine Erhöhung um 16% mit einem anschließenden Abfall um knapp 7%. Wer auf Basis von 1,25 kalkuliert hat und nicht vollständig abgesichert hat, sieht einem erheblichen Risiko entgegen. In Anbetracht der aktuellen Wirtschaftskrise wird die Kundschaft in Übersee keinerlei Preissteigerung akzeptieren. Der europäischen Industrie drohen also Verluste in Höhe von bis zu 16%, sollte der Mittelkurs in 2009 bei 1,45 liegen.
Was des einen Freud ist des anderen Leid
Bekanntlich ist Brasilien ein sehr großer Lieferant von verschiedensten Produkten aus Tropenholz. Parkett und Terrassenbeläge aus Ipe, Jatoba, Cabreuva, Massaranduba usw. sind in erheblicher Menge auch in Deutschland erhältlich und werden vornehmlich aus Brasilien importiert. Seit September 2008 hat die Währung Brasiliens gegenüber dem Euro erheblich an Wert verloren. Der Kurs hat sich von 2,4 bis zu 3,4 verändert. Was bedeutet die Abwertung des brasilianischen Reals mit unglaublichen 40% in der Spitze innerhalb von nur 3 Monaten? Vorausgesetzt die Preise des brasilianischen Exporteurs waren in Euro gestellt, bekommt der Lieferant in Lateinamerika ganz einfach bis zu 40% mehr in seiner Heimatwährung, wenn er den Euro seines Kunden aus Europa umtauscht. Mit gewissem zeitlichen Versatz wird also der Importeur in Europa auf Preissenkungen drängen und auch erhalten. Die Konsequenz ist eine deutliche Preissenkung für den Importeur und damit über kurz oder lang auch für den Endverbraucher.
In Indonesien sieht es ähnlich aus, jedoch nicht so eindeutig wie in Brasilien. In Indonesien hat die lokale Währung Rupiah gegenüber dem Euro in jüngster Zeit Jo-Jo gespielt. Extrem war der Verlauf im November 2008. In diesen 4 Wochen ist der Kurs der Rupiah von ca. 12.500 auf ca. 16.000 gegangen. Das bedeutet eine Abwertung von knapp 30%. Im Jahresvergleich und bei der Chartanalyse sieht die Lage weniger dramatisch aus. Der frühere Mittelkurs von ca. 13.500 dürfte sich zur Zeit bei ca. 14.500 Rupiah für einen EUR eingependelt haben. Das macht allerdings eine Abwertung noch von immerhin ca. 7,5% aus. Anders ausgedrückt gibt es einen Spielraum für Preissenkungen bei Produkten aus Indonesien in einer Größenordnung von bis zu maximal 7,5%.
China läuft in die entgegengesetzte Richtung
In den letzten Jahren ist viel über die sogenannten Billigimporte aus China gesprochen worden. Der Chart verrät ganz eindeutig eine erhebliche Aufwertung des chinesischen RMB bzw. CNY gegenüber dem Euro. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres lag der Kurs mehr oder weniger stabil bei ca. 10,75 CNY für 1 EUR. Aktuell erhalten die Chinesen nur noch 9 CNY für 1 EUR. Die chinesische Währung hat also um ca. 16% gegenüber dem Euro aufgewertet. Dadurch haben sich die Produkte aus dem Reich der Mitte in Europa erheblich verteuert.
Preise hängen nicht nur von den Währungskursen ab
Selbstverständlich gibt es noch eine Vielzahl von anderen Einflussfaktoren auf die Preispolitik im Außenhandel. Lokale Veränderungen der Kostenstruktur, nationale Subventionen, Preisveränderungen bedingt durch das Spiel von Angebot und Nachfrage und dergleichen mehr wirken auf die Preise ein. Jeder Markt und jeder Marktteilnehmer versucht, erdrutschartige Bewegungen zu vermeiden oder zumindest abzufedern. Dennoch dürfte wohl klar sein, dass Parkett aus China im laufenden Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr eher teurer werden wird und Schnittholz, Massiv-Parkett und Gartenholz aus Brasilien eher billiger sein wird.
aus
Parkett Magazin 02/09
(Holz)