Kork - ein einzigartiges Naturprodukt mit vielen Gesichtern

Deutschland unangefochtener Weltmarktführer bei Bodenbelägen aus Kork

Vor ungefähr 80 Jahren wurden Bodenbeläge aus Kork sogar in Deutschland hergestellt und erfreuten sich damals großer Beliebtheit. Nach dem 2. Weltkrieg hat man das Produkt, nachdem die Fabriken zerstört worden waren, einfach vergessen. Erst um 1975 wurden Bodenbeläge aus Kork, diesmal produziert in Schweden und Portugal, wieder in Deutschland eingeführt. Nach anfänglich bescheidenem Erfolg wurde in den letzten 25 Jahren der Marktanteil kontinuierlich ausgebaut. Heute werden in Deutschland über 6 Mio. qm jährlich verkauft. Dies entspricht in etwa 50% der gesamten weltweiten Produktion.

Zum besseren Verständnis für diesen Bodenbelag lohnt ein Blick hinter die Kulissen in den Ursprungsländern und bei anderen Anwendungsmöglichkeiten des Korkes.

Geographische Verteilung

Korkwälder wachsen im warmen Klima der Mittelmeerregion bis zu einer Höhe von 500 m über dem Meeresspiegel. Die jährliche Niederschlagsmenge in diesen Gegenden beträgt 600-800 mm. Der Baum hat sich den klimatischen Verhältnissen angepasst und übersteht die sehr heißen und trockenen Sommermonate, ohne Schaden zu nehmen. Insgesamt umfassen die Korkeichenwälder eine Fläche von ungefähr 2,3 Mio. ha. Die größten Anbauflächen befinden sich im südlichen Teil der iberischen Halbinsel.

Im Mittelmeerraum wachsen schon seit Jahrtausenden Korkeichen. Schon die alten Römer benutzen Kork um ihre mit Wein gefüllten Amphoren zu verschließen. Neben dem Mittelmeergebiet gibt es in Asien ebenfalls Korkeichen.

In der Zeit von 1975 - 1985 waren Korktapeten gefragt. Im Wettbewerb zu Produkten aus Spanien tauchten zum Erstaunen der europäischen Industrie plötzlich Korktapeten auf dem Markt auf, die in Süd-Korea aus koreanischem Kork hergestellt worden waren. Seit Ende der 90er Jahre machte dann China von sich reden. Auch dort gibt es wild wachsende Korkwälder. Auf den asiatischen Kork wird später noch einzugehen sein. Es gibt keinerlei verlässliche Angaben über die Größe der dortigen Wälder.

Auf der iberischen Halbinsel wird seit ungefähr 20 Jahren ein systematisches Aufforstungsprogramm zur Vergrößerung der Korkeichenwälder betrieben. Die Fläche ist in dieser Zeit um stattliche 130.000 ha gewachsen. Durchschnittlich wachsen 120 - 150 Korkeichen pro ha.

Die jährliche Erntemenge liegt in Europa bei ungefähr 340.000 to. Diese Menge würde theoretisch betrachtet ausreichen, um 100 Mio. qm Korkbodenbelag zu produzieren. Über jährliche Erntemengen in Asien gibt es bisher keine gesicherten Daten, Schätzungen gehen maximal von einigen 10.000 to aus.

Was ist eigentlich Kork?

Kork ist die Rinde der Korkeiche (Quercus Suber L.). Alle 9 Jahre wird die Rinde der Korkeiche abgeschält, ohne dass dadurch der Baum beschädigt wird. Die Korkmaterie besteht insbesondere aus Suberin und Lignin. Tannine bestimmen die gelbliche Farbe des Korkes. Kork hat eine unglaublich filigrane Zellstruktur. Die 14-seitigen Zellen sind mit Luft gefüllt. Auf einen Kubikzentimeter kommen im Durchschnitt 40 Mio. derartiger Zellen. Folglich besteht ein einziger Weinkorken aus ungefähr 800 Mio. feinster, mit Luft bzw. mit Gas gefüllter Zellen. Auf das Volumen bezogen besteht Kork zu 60% aus Luft. Diese Angabe bezieht sich auf die gesamte Rinde. Nach Entfernung der verhältnismäßig schweren Borke erhöht sich der Anteil der Luft im Vergleich zum Volumen auf 80-90%. Dies erklärt die äußerst geringe Dichte bzw. das geringe Raumgewicht von Naturkork. Im Querschnitt ist die Zellstruktur des Korkes vergleichbar mit Bienenwaben.

Lebenszyklus einer Korkeiche

Die Korkeiche benötigt ca. 25 Jahre, um einen Stammumfang von ca. 70 cm zu erreichen. Dies ist die Mindestdicke für die erste Schälung. Es werden nur der Stamm und die größeren Äste geschält. Schälen ist Handarbeit und bedarf langjähriger Erfahrung. Mit speziellen Äxten müssen die Arbeiter mit wohldosiertem Schwung, um das Kambium zwischen der Korkrinde und dem Stamm nicht zu beschädigen, die Korkrinde vom Baum lösen. Der Kork der ersten Schälung sieht von außen gräulich aus und ist in der äußeren Struktur sehr unregelmäßig und zerklüftet. Er wird Jungfernrinde genannt. Nach 9 Jahren hat sich eine neue, ausreichend dicke Korkrinde gebildet, die ebenfalls noch äußerlich rau und unregelmäßig ist. Dies ist der sogenannte Sekundärkork.

Jungfernrinde und Sekundärkork eignen sich für dekorative Zwecke oder als Rohstoff für Korkschrot, dem Vorprodukt von Presskorkprodukten aller Art. Erst die dritte Schälung der Korkeiche, d.h. im Alter des Baumes von ca. 43 Jahren, ist der sogenannte Reproduktions-Kork. Das Aussehen der Rinde hat sich deutlich verändert. Die Dicke ist jetzt viel gleichmäßiger und variiert je nach Baum zwischen 20 und 100 mm, insbesondere zwischen 40 und 60 mm. Die Borke ist jetzt dunkelbraun und gleichmäßig. Dies ist der ideale Rohstoff für die Herstellung von Weinkorken. Nunmehr wiederholt sich der Erntezyklus alle 9 Jahre. Erntezeit ist der Hochsommer von Mai bis Ende August. Korkeichen im Mittelmeerraum werden mindestens 200 Jahre alt. Folglich wird jeder einzelne Baum ungefähr 16 Mal geschält. Es gibt natürlich auch viel ältere Bäume.

Gesicherte Erkenntnisse über Erntezyklen vom asiatischen Kork liegen nicht vor. Fest steht allerdings, dass die Korkeiche in Korea und China nicht kultiviert ist und wild in bergigen Regionen wächst. Am Querschnitt der Rinde lässt sich erkennen, dass die Korkmaterie in Asien viel langsamer wächst. Der Abstand der Jahresringe beträgt in Asien nur ein Drittel im Vergleich zum Kork aus Europa. Bisher ist aus Asien nur Korkrinde bekannt, die in Ihrem Aussehen der Europäischen Jungfernrinde ähnelt. Es bleibt abzuwarten, ob z.B. die chinesischen Landarbeiter bei der Schälung der Jungfernrinde ausreichende Sorgfalt haben walten lassen und in ca. 25 Jahren Reproduktionskork geerntet werden kann oder ob den Korkeichen bei der ersten Ernte schlimme Beschädigungen zugefügt worden sind, die das Wachstum einer neuen Korkrinde verhindern.

Der Weg vom Wald zum Fertigprodukt

Nach der Ernte weist die Korkrinde eine dem Stamm angepasste halbrunde Form auf. Die Bäume werden mit der Jahreszahl der Ernte markiert, um eine versehentlich zu frühe neue Schälung zu verhindern. Die Ernte eines Waldes wird an zentraler Stelle gelagert und üblicherweise auch an Ort und Stelle verkauft. Der Einkauf des Rohkorkes ist ein schwieriges Geschäft. Der Händler bzw. der Einkäufer der Fabrik muss sich darüber im Klaren sein, eine Mischung aller Qualitätsstufen und aller Materialstärken kaufen zu müssen. Es bedarf langer Erfahrung, die Korkrindenstücke qualitativ zu taxieren. Preisunterschiede von der geringsten Qualität bis zur besten Qualität von mehr als 1.000% sind an der Tagesordnung. Der Einkäufer hat folglich eine in der Tat schwierige Aufgabe, die Anteile aller Qualitäten an der Gesamternte zu schätzen, im Geiste zu kalkulieren, um anschließend zu einer fairen Bewertung der Ernte dieses bestimmten Waldes zu kommen. Daraus folgert, dass ein unerfahrener Einkäufer im Wald unglaublich viel Geld verlieren kann.

In der Fabrik bzw. beim Korkhändler wird die Rinde nach Kalibern und Qualität sortiert. Qualitätsmerkmal beim Roh-Kork ist die Anzahl der Poren bzw. Risse. Je weniger Poren bzw. Risse, je besser die Qualität. In großen Bassins mit kochendem Wasser wird die Rinde gekocht. Dabei werden Insekten und Pilze abgetötet und die halbrunde Korkrinde wird flach.

Ohne Weinkonsum keine Korkböden

Die gesamte Korkindustrie steht und fällt mit dem Weinkorken aus Naturkork. Aktuell werden jährlich etwa 5 Mrd. Weinkorken aus reinem Naturkork produziert und verbraucht. Hinzu kommen weitere 7 Mrd. Stopfen aus Presskork bzw. Mischungen aus Natur- und Presskork für die Wein- und Sekt- bzw. Champagner-Abfüllung auf der ganzen Welt. Insgesamt steht die Produktion von Wein- und Sektkorken für 70% der gesamten Wertschöpfung der Korkindustrie. Anders ausgedrückt heißt dies, dass es zum Beispiel keine Bodenbeläge aus Kork zu halbwegs erschwinglich Preisen mehr geben würde, sollte der Korkstopfen vom Markt verschwinden.

Diesbezüglich hat es in den vergangenen Jahren eine dramatische Entwicklung gegeben. Aus preislichen Gründen und bedingt durch häufigere Probleme mit sogenanntem Korkgeschmack beim Wein hat sich der Marktanteil von Kork als Weinverschluss in den letzten Jahren von 95% auf etwas über 70% reduziert, weiterhin mit fallender Tendenz. Der Korkstopfen wurde durch Stopfen aus Kunststoff oder Aluminium-Drehverschlüssen ersetzt. Glücklicherweise hat sich das Problem des Korkgeschmackes durch erfolgreiche Forschung und sorgfältigere Produktion deutlich reduziert bzw. ist nahezu eliminiert worden. Ferner haben auch Plastik-Stopfen oder Aluminium-Drehverschlüsse ihre Nachteile in Hinblick auf den Geschmack des Weines. Auf eine wissenschaftliche Diskussion über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verschlüssen soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.

Die Korkrinde wird nach dem Kochen in Streifen geschnitten, die genauso breit sind wie der Korken lang werden soll. Anschließend werden die Korkstopfen direkt aus der Rinde heraus gestanzt. Es bleibt logischerweise eine große Menge wertvoller Korkabfälle übrig, die anschließend geschrotet werden und Rohstoff für viele andere Produkte aus Kork sind.

Weitere Korkprodukte

Grundsätzlich sollten Produkte aus Naturkork und Erzeugnisse aus Presskork getrennt betrachtet werden. Zunächst der Naturkork: Gute Badminton-"Bälle" Kork enthalten Kork. Die Köpfe der Federbälle bestehen aus mit dünnem Leder überzogenem Naturkork. Orthopädisches Schuhwerk kommt ohne Naturkorkplatten nicht aus. Hochwertige Angelruten haben einen Griff aus Kork. Relativ dünne Korkrinde, die dünner als der Durchmesser eines Flaschenkorken ist, wird als Rohstoff für die vielen Mrd. von Korkscheiben benötigt, die den unteren Teil des Sektkorkens bilden. Ferner werden dekorative Furniere aus Naturkork für die Wand- und Bodenbelagsindustrie aus diesem Teil der Korkernte hergestellt.

Beim Presskork wird zwischen "weißem" und "schwarzem" Presskork unterschieden. Schwarzer Presskork ist der Isolierkork. Grob gemahlene Korkbrocken, vorwiegend aus der Jungfernrinde, werden ohne jegliche Beigabe von Bindemitteln in Stahlformen ganz leicht komprimiert und bei hoher Hitze gebacken. Die hellbraunen Korkschrotbrocken werden durch die Hitze schwarz. Sie expandieren außerdem in etwa wie Popcorn. Eigenharze werden aktiviert und sorgen für eine feste Verbindung zwischen den einzelnen Korkpartikeln. Isolierkorkplatten werden als Wand- und Dachisolierung im Hochbau oder z.B. als Isolierschicht unter Estrich eingesetzt. Insbesondere bei baubiologischer Bauweise findet Isolierkork heute noch seinen Einsatzbereich.

Weißer Presskork ist Korkschrot in unterschiedlichster Korngröße, das mit Hilfe von geeigneten Bindemitteln unter Druck und Hitze zu Blöcken, Zylindern bzw. Platten gepresst worden ist. Durch den Pressvorgang erhöht sich je nach Druck das spezifische Gewicht bzw. die Dichte teilweise erheblich. Bodenbeläge aus Kork können nur aus Presskork hergestellt werden. Außer für Bodenbeläge wird Presskork vielfältig eingesetzt. Pintafeln, Trittschalldämmungen, Expansionsdichtungen im Brücken- und Betonbau, Dichtungen in Luft- und Raumfahrt, Zylinderkopfdichtungen für Kraftfahrzeugmotoren sind nur einige Anwendungsbeispiele.

Die Öko-Bilanz des Korkes

Die Korkeichenhaine im Mittelmeerraum leisten einen enorm wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Die Korkeiche ist genügsam. Ohne die Korkwälder würde eine erhebliche Gefahr einer fortschreitenden Versteppung bestehen. Die Korkeiche absorbiert CO2 und wandelt es in O2 und Zellulose um. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie haben portugiesische Forscher 2006 in den Korkwäldern 179g Karbon/qm gemessen. Umgerechnet auf die gesamte Fläche der Korkwälder in Portugal bedeutet dies einen "Konsum" von 4,8Mio.t CO2. Portugal ist momentan für den Ausstoß von jährlich 85Mio.t Treibhausgase verantwortlich. 5% davon werden von den Korkwäldern aufgenommen.


Kork - Technische Eigenschaften

Wesentliche technische Eigenschaften des Korkes beruhen auf der extrem feinen, mit Luft gefüllten Zellstruktur. Kork isoliert hervorragend gegen Wärme oder Kälte. Kork ist nicht wasserdurchlässig, aber trotzdem nicht luftdicht. Deshalb gehört auf einen guten Wein ausschließlich ein Stopfen aus Naturkork. Die Zellstruktur des Korkes hat eine hohe Flexibilität mit sehr gutem Rückstellvermögen. Kork fühlt sich warm an, was für den Einsatz als Bodenbelag sehr wichtig ist.


Entwicklung von Wand- und Bodenbelägen aus Kork

Manchmal ist es ganz gut, sich in Erinnerung zu rufen, welche Firma welches Produkt erfunden hat und wie lange dies schon zurückliegt:

ca. 1930 Erfindung des Korkparketts (= hochverdichtete Presskorkplatten, ca. 500 kg/cbm) in Deutschland, einer der ersten Hersteller war Fa. Sanner/Metzingen.
ca. 1955 Nach dem 2. Weltkrieg begannen die Firmen Mundet und Robinson die Produktion von Korkparkett in Portugal, die Produktion in Deutschland war im Krieg zerstört worden.
ca. 1961 Robinson führte einerseits furnierte und andererseits werksseitig versiegeltes Korkparkett in den Markt ein.
ca. 1965 Die Firmen A. Paulo Amorim/Portugal und Carl Ed. Meyer/Deutschland bringen Wandbeläge aus Naturkorkplatten auf den Markt.
ca. 1968 Carl Ed. Meyer (heute Amorim Deutschland) entwickelt 2-schichtige Wandbeläge aus Kork, Natur- und Presskorkfurniere auf einem Presskorkträger.
ca. 1970 Die schwedische Firma Wicander AB erfindet das PVC-beschichtete Korkparkett in Zusammenarbeit mit Carl Ed. Meyer und seiner damaligen Schwesterfirma Torres Pinto in Portugal, Jahresproduktion ab 1978 ca. 1 Mio. qm.
1980-90 Bodenbeläge aus Kork zur vollflächigen Verklebung erreichen signifikante Marktanteile in Deutschland, wesentliche Protagonisten waren hierbei die Firmen Cortex, Gärtner, Henjes, Meyer, Wicanders, Wörz und Zipse .
1991 Inacor S.A./Amorim Revestimentos S.A. produziert und bietet das erste Kork-Fertigparkett mit Nut- und Feder-Verbindung an.
2000/01 Die Firmen Meister Leisten mit einer Unilin Lizenz und Amorim Revestimentos mit einer Välinge Lizenz bieten als erste Marktteilnehmer Kork-Fertigparkett mit Klickverbindung zur leimfreien Verlegung an.
aus Parkett Magazin 03/09 (Holz)