Parkett mit Intarsien

Vom Galasaal der Könige zum modernen Design-Inlay

Großflächige Intarsienböden wirken nur dort, wo keine Möbelstücke die Sicht auf die kunstvolle Fläche verstellen, wie etwa in Wandelgängen und Ballsälen großer Schlösser. Doch historische Vorbilder üben wenig Reiz auf den privaten Wohnungsinhaber aus. Sie wirken altmodisch und verschnörkelt. Dabei lässt sich mit moderner Technik und Handwerkskunst selbst ein herkömmlicher Holzfußboden an prominenter Stelle in ein ornamentales Kleinod verwandeln. Längst bietet die Parkettindustrie vorgefertigte Elemente sowohl für klassisches als auch für junges Wohnen an.

Einen Holzfußboden mit Einlegearbeiten zu einem Schmuckstück des Raumes zu machen, hat Tradition. Ab dem 16. Jahrhundert erhielten einfache Dielenböden zunächst Zwischenfriese und Randfriese. In der Renaissance rückten Wappen oder Medaillons in den Mittelpunkt repräsentativer Räume. Solch gegliederte und oft sternförmig ausgerichtete Dielenböden erreichten im 17. Jahrhundert ihre volle Blüte, als das Design prachtvoller Stuckdecken auf den Holzboden übertragen wurde. Zu dieser Zeit entstand der Begriff Parkett. Abgeleitet vom französischen "parquet" werden mit "Parkett" Tafelböden beschrieben, die in der Werkstatt vorgefertigt und oft mit Einlagen verziert wurden. In der Folgezeit wurde deren Gestaltung immer aufwändiger. In Zeiten des Barocks und Rokokos entstanden reich verzierte Schmuckböden, die sich an Intarsienarbeiten aus dem Möbelbau und an Steinmosaiken orientierten. Es gab kein Schloss, keine Residenz ohne diese Bodenpracht.

Herstellung von Intarsien

Intarsien sind dekorative Einlegearbeiten, bei denen kleine Teilstücke aus Holz oder anderem Material in den Vollholzboden eingelassen werden. Ursprünglich wurden die figürlichen oder ornamentalen Muster mit der Laubsäge ausgeschnittenen, auf den Untergrund gelegt, die Umrisse angezeichnet und die Konturen mit dem Stechbeitel sauber ausgestemmt. Anschließend konnte die Intarsie eingelegt werden. Auch heute noch wird Intarsienparkett in exklusiver Handarbeit angeboten und ist entsprechend teuer. Wirtschaftlicher werden Intarsien am Bildschirm entworfen und vollautomatisch durch CNC-Technik mit CAD/CAM Programmiersystemen auf computergesteuerten Fräsmaschinen oder per Laserschnitt hergestellt.

Eine andere Methode, die auf der Entwicklung einer Feinsäge im 16. Jahrhundert beruht, ist die so genannte Marketerie. Statt eine Vertiefung in das Holz stechen zu müssen, wird das gewünschte Bild oder Ornament im Ganzen vorgefertigt und auf das preiswerte Blindholz geleimt. Es handelt sich also nicht um eine Einlegemethode, sondern um eine Furnierarbeit unter Verwendung von Hölzern, Schildpatt, Elfenbein oder Metall. Im 18. Jahrhundert entstanden durch diese Ziertechnik sogar Nachbildungen berühmter Gemälde.

Arten von Kunstparkett

Es kursieren unterschiedliche Begriffe, mit denen Intarsien und Kunstböden heute bezeichnet werden. Tafelparkett ist der bekannteste. Ein Tafelboden kann, muss aber nicht mit Intarsien verziert sein. Zunächst besteht er aus einzelnen Tafeln mit seitlichem Rahmen, deren Motiv oder Muster gleich sind. Verlegeformen sind variabel. Es gibt tafelübergreifenden Rapport, die vorgefertigten Parketttafeln können aber auch durch Stabparkett oder Friese unterbrochen sein. Entsteht das Parkettmuster durch die stetige Aneinanderreihung gleicher Bestandteile, wird der so entstandene Boden als Modulparkett bezeichnet.

Von großer Bedeutung sind heute dekorative Intarsien. Das sind fertig einsetzbare Einzelteile, die bauseits in eine beliebige Holzbodenoberfläche von ausreichender Dicke integriert werden können. Figurenelemente oder thematisch zusammenhängende Muster verleihen dem Boden eine besondere Individualität, ohne allzu hohe Kosten zu verursachen. Handwerkliches Geschick bei der Verlegung ist in jedem Fall Voraussetzung.

Ein ideales und weit verbreitetes Mittel zur Herstellung eines künstlerisch geprägten Bodens sind Rosetten. Ihre Muster spiegeln historische Palastparkette, zeigen Pflanzenornamente, das Monogramm des Hausherrn, Firmenlogos oder eigene Entwürfe des Auftraggebers. Die heutige Vielzahl an Materialien - gefärbte oder exotische Holzarten, Perlmutt, Naturstein, Kunststoff oder Metall - erlaubt die Realisierung aller erdenklichen Fantasien. Die Rosette bildet das Zentrum einer stilvollen Komposition oder ist - Kosten sparend - als Parketttafel mit Sternornament in der Mitte des Raumes eingebaut und von einem normalen Parkettboden umgeben. In runder oder ovaler Form wird dieses Schmuckfeld auch Medaillon genannt. Eine Rosette kann aber ebenso eckige Konturen besitzen.

Schließlich sind es Bordüren und Friese, die funktionale Bereiche des Raumes trennen oder geometrische Unterstützung der Raumgestaltung bieten. Ihre Ornamentik reicht dabei von griechischem Mäander zu gewebten Mustern, Ketten, Perlschnur, Eierstab und dem so genannten "laufenden Hund". Oft werden Bordüren an Säulen, Türöffnungen, vor dem Kamin oder um große Möbelstücke herum verlegt. Auch verbinden sie das Parkett mit anderen Bodenbelägen wie Stein und Keramik und fügen verschiedene Teile eines Raumes zu einem einheitlichen Ganzen.

Verlegung von Intarsien

Ziel von Intarsien im Holzfußboden war es stets, ganze Räume oder einzelne Bereiche hervorzuheben, optisch zu verkleinern oder zu vergrößern, sowie thematische Akzente zu setzen. Herrschaftliche Wappen im Kronsaal, kunstvolle Jagdszenen im Trophäenzimmer oder florale Muster im Schlafraum sind weit verbreitete Beispiele. Schattierungen an den Intarsien sorgen für dreidimensionale Wirkung.

Als Einlegearbeit in Tafelböden wurden Intarsien traditionellerweise auf einem Blindboden auf Lagerhölzern verlegt. Dort, wo historische Böden nachgestellt werden, dienen heute oft Sperrholz- oder Spanplatten als Unterboden. Grundsätzlich lassen der technische Fortschritt in der Holzbearbeitung und der Trend zum Mehrschichtaufbau mehrere Verlegealternativen zu.

Intarsien-Elemente können sogar in bereits verlegte Böden eingearbeitet werden, indem die exakte Kontur sorgfältig mit der Oberfräse ausgehoben wird. Weil kleine Unebenheiten und Ungenauigkeiten hier sehr viel schneller deutlich werden, als bei herkömmlichem Parkett, ist ein versierter Fachmann nötig. Die Oberfläche muss anschließend je nach Behandlungsvorgabe neu geschliffen und geschützt werden.

Bei kompletter Neuverlegung ist die Klebung des Intarsienbodens ebenso möglich wie eine schwimmende Verlegung, teilweise auch mittels Klick-Verbindung. Abhängig ist dies von der Art des Trägermaterials. Intarsien-Tafelparkett (21-35 mm dick) mit separater Feder wird üblicherweise vollflächig verklebt oder genagelt. Das gleiche gilt für 16-25 mm dickes Intarsien-Massivparkett. 10 mm dickes Intarsien-Massivparkett, das sich zur Verlegung auf beheizten Fußbodenkonstruktionen eignet, wird mit einem Wärme leitenden Klebstoff vollflächig geklebt. Intarsien-Fertigparkett von 15 mm Dicke wird lediglich in seiner Nut-Feder-Verbindung verklebt.

Dank exakter Verlegepläne aus den rechnergestützten CAD-Programmen kann ein Tafelboden mit Intarsien millimetergenau nach den vorgegebenen Raummaßen entworfen und produziert werden. Hersteller von Tafel- und Intarsienböden kommen aus aller Welt, besonders aus Italien, Osteuropa und Asien. Preise für die unterschiedlichen Ausführungen liegen zwischen 50 EUR für ein einfaches 500 x 500 mm Muster und 10.000 EUR für ein länglich-achteckiges Luxus-Parkett in den Maßen 8.250 x 4.600 mm.
aus Parkett Magazin 03/09 (Bodenbeläge)