Richtige Auswahl geeigneter Schleifmaterialien

Von Korund bis Sinterkorund

Ein Parkettleger ohne Schleifmaschine ist wie ein Schuhmacher ohne Leisten. Sie ist seine wichtigste Maschine. Schließlich müssen nicht nur die (Alt-)Untergründe geschliffen werden, sondern auch die Holzböden für die spätere Oberflächenbehandlung mit Lacken und Ölen. Für das optimale Schleifergebnis ist neben der Maschine auch das Schleifmaterial entscheidend. Wesentliche Unterschiede gibt es bei Korngröße, Streuung und vor allem bezüglich der Kornart. Die vorgesehene Verwendung bestimmt die Auswahl.

Für das Schleifen von Holzböden bieten die Schleifmaterialproduzenten eine ganze Bandbreite von Schleifmitteln. Sie bestehen aus einem Schleifmittelträger, auf dem die Schleifkörner mit Bindemitteln befestigt sind. Der Grundbinder sorgt für den Halt der Schleifkörner auf dem Träger, der Deckbinder verbindet die Körner miteinander. Bei Schleifmitteln für Fußbodenschleifmaschinen wird in der Praxis zwischen Schleifbändern, Schleifscheiben, Schleifhülsen, Schleifgittern und Rollenware unterschieden. Die Schleifmittelhersteller sprechen in diesem Anwendungsbereich von der Kategorie "Schleifmittel auf Unterlagen".

Neben der Form des Schleifmittelträgers ist vor allem das Schleifkorn, seine Größe und seine Streuung für das Schleifergebnis entscheidend. Mit der Streuung bezeichnet man die Dichte der Kornverteilung: Es wird zwischen offener, halboffener und dichter Streuung unterschieden. Und hinsichtlich der Größe des Schleifkorns gelten die so genannten Körnungsstandards. Normale Korngrößen für Holzböden liegen zwischen Korn 12 bis Korn 220.

Die Schleifkörner selbst können aus unterschiedlichen Materialien sein. Dabei hängen ihre Eigenschaften im Wesentlichen von der Härte bzw. der Zähigkeit des Materials ab - zwei gegensätzliche Eigenschaften: Je härter und spröder ein Material, desto weniger zäh ist es. Grundsätzlich gilt, dass für das relativ weiche Material Holz die Zähigkeit des Schleifkorns das wichtigere Kriterium ist. Im Fußbodenbereich unterscheidet man im Prinzip vier Schleifmittel-Typen (Bildmaterial: Schleifbänder von Albatros Schleifmittel).

Korund steht für Aluminiumoxid (Al2O3). Abhängig vom Aluminiumoxid-Anteil wird zwischen Normal-, Halbedel- und Edelkorund differenziert. Dabei ist die Härte bzw. Zähigkeit von Korund eine Frage des Reinheitsgrades - je reiner, desto härter. Auch der Zusatz von Mineralien und Oxiden kann diese Eigenschaften verändern. Wichtig ist, dass in Schleifmitteln für Holzböden keine Eisenteilchen enthalten sind, da diese bei gerbstoffhaltigen Hölzern wie Eiche zu Verfärbungen führen.

Einsatz: Herkömmliche Korund-Schleifmittel eignen sich vor allem für Nadelhölzer und mit Einschränkungen für Laubhölzer. Ungeeignet ist das Schleifmittel für das Entfernen harter Altlacke. Grobe Körnungen lassen sich damit nicht realisieren.

Schleifleistung: gering; Standzeit: lang; übliche Korngröße für Holzböden

Siliciumcarbid (SiC) ist eine chemische Verbindung aus Silicium und Kohlenstoff, auch unter dem Namen Carborundum bekannt. Das Material zeichnet sich durch sehr harte, scharfkantige Kristalle aus, deren Spitzen schnell abbrechen. Siliciumcarbid ist härter und spröder als Korund. In Schleifmitteln wird Siliciumcarbid mit Korund vermengt.

Einsatz: SiC eignet sich zum Schleifen von harten oder besonders zähen Materialien wie Beton, Estrichen, Steinen und Altlacken. Außerdem wird es häufig für den Grobschliff von alten Holzböden eingesetzt. In feineren Körnungen ist Siliciumcarbid für den Holzschliff eher unwirtschaftlich, da beim Schleifen kleine Kornspitzen abspringen, so dass das Schleifkorn schnell aufgebraucht ist.

Schleifleistung: hoch; Standzeit: kurz; übliche Korngröße für Holzböden: Korn 12 bis Korn 180

Zirkonkorund ist ein Normalkorund, der Beimischungen von 10-40% Zirkonoxid aufweist. Zirkonkorund hat ein gutes Zeitspanvolumen. Diese Kenngröße beschreibt die Produktivität von Werkzeugen bzw. Schleifmitteln. Durch die mikrokristalline Struktur von Zirkonkorund entstehen beim Schleifen immer neue Bruchkanten, so dass ein selbstschärfender Effekt eintritt. Im Metallschliff wird eher dicht gestreutes Zirkonkorund verwendet, speziell für das Schleifen von Laubhölzern wurde offen gestreutes Zirkonkorund entwickelt. Bei dieser Streuungsart erwärmt sich der Schleifmittelträger nicht so schnell und das schnelle Zusetzen des Korns wird verhindert.

Einsatz: Zirkonkorund-Schleifmittel werden vor allem für große Bodenflächen aus Laubhölzern empfohlen, aber auch harte Altlacke lassen sich mit diesem Schleifmittel entfernen.

Schleifleistung: hoch; Standzeit: lang; übliche Korngröße für Holzböden: Korn 16 bis Korn 150

Die neueste Entwicklung im Bereich Schleifmittel sind keramische Schleifkörner, auch Sinterkorund oder Keramikkorund genannt. Das Besondere an keramischen Materialien ist einerseits die geringe Wärmeleitfähigkeit, so dass sich die Schleifmaterialien im Praxiseinsatz kaum erwärmen. Andererseits sind die Kristallite (= Kristall mit unregelmäßiger Oberfläche) des keramischen Sinterkorunds besonders klein. Aus Kostengründen werden die keramischen Schleifkörner in der Regel mit anderen Schleifmaterialien vermengt. Ein optimaler Abtrag ist nur bei einem hohen Schleifdruck möglich, damit es zu einer Mikrosplitterung des Korns kommt. Auf diese Weise entstehen immer wieder neue, scharfe Schleifkanten.

Einsatz: Sinterkorund-Schleifmittel sind aggressiv, wodurch besonders hartnäckige Materialien wie beispielsweise Altlacke entfernt werden können.

Schleifleistung: hoch; Standzeit: sehr lang; übliche Korngröße für Holzböden: Korn 24 bis Korn 120.
aus Parkett Magazin 03/09 (Handwerk)