Der Diskussion um den Lacey Act folgt nun CARB
Amerika wird grüner
Nach dem Kampf gegen illegalen Holzeinschlag geht es nun den Lösungsmitteln an den Kragen. Bislang enthalten Klebstoffe und Lacke, die in den Vereinigten Staaten angeboten und verarbeitet werden, wesentlich mehr organische Lösungsmittel als in Europa. Bisher eingeleitete Maßnahmen des Gesetzgebers und die weiteren geplanten Regulierungen zeigen die Grenzen und Kuriositäten des föderalen Systems der USA auf.
Deb Hawkinson, Direktorin der Hardwood Federation, hielt anlässlich der NWFA-Convention 2009 in Long Beach zu diesen Themen mehrere Vorträge. Die Hardwood Federation ist der Dachverband für 25 verschiedene Verbände der Holzindustrie in den USA und dürfte damit vergleichbar mit dem europäischen CEI-Bois mit Sitz in Brüssel sein.
Der Lacey Act ist seit einigen Wochen auch u.a. für Holzparkett gültig. Die Anforderungen an den Importeur sind umfassend, aber laut Deb Hawkinson nicht sonderlich problematisch. Der importierten Partie ist eine Erklärung zu den eingeführten Holzarten inklusive der Mengen, der botanischen Bezeichnung und des Ursprunglandes beizufügen.
Entscheidender Unterschied zu den geplanten Gesetzesänderungen in Europa ist die Tatsache, dass der Ursprung des Holzes nicht ausdrücklich belegt werden muss. Die Beweislast liegt bei den amerikanischen Behörden. Strafbar ist allerdings nicht nur der Import von Holz aus illegalem Einschlag, sondern auch eine wissentliche Fehldeklaration.
Was passiert zum Beispiel mit dem Mehrschichtparkett aus China mit einer Laufschicht aus russischer Eiche, wenn der Importeur sowohl die Eiche als auch die Mittellage und den Gegenzug aus chinesischer Pappel als chinesisches Holz deklariert? Zunächst einmal passiert überhaupt nichts.
Die amerikanischen Behörden gehen allerdings davon aus, Meldungen bzw. Anschwärzungen von Wettbewerbern, Umweltschutzorganisationen, Regierungen von Drittstaaten zu erhalten und insbesondere auf Recherchen der mächtigen Environmental Investigation Agency (EIA) Zugriff zu haben. Dem Denunziantentum sind hiermit alle Tore weit geöffnet.
Deb Hawkinson rät daher ausdrücklich, eine Risiko-Einschätzung der Lieferländer zu berücksichtigen. Bei Lieferländern wie Indonesien, Burma, Brasilien und China, um nur einige zu nennen, empfiehlt Hawkinson eine neutrale Legalitätszertifizierung.
Die Amerikaner haben inzwischen eine deutlich spürbare Antipathie gegenüber China aufgebaut. Der gigantische Anstieg der Importe aus China in den vergangenen Jahren zu Lasten der heimischen Industrie hat dieses veränderte Stimmungsbild verursacht. Ausgerechnet China als Risikoland für illegalen Holzeinschlag einzustufen, hält Hawkinson für absurd. Kaum ein anderer Staat hat eine schärfere politische Kontrolle als China. Dennoch bleiben Zweifel: Wird China wirklich darauf achten, dass Holzimporte aus legalen Quellen stammen?
Was verbirgt sich hinter CARB?
Die Abkürzung CARB steht für California Air Resources Board, eine Institution des Bundesstaates Kalifornien, die für die allgemeine Verbesserung des Umweltschutzes zuständig ist. Neben Industrieemissionen, Autoabgasen und Giften aller Art, um nur einige Arbeitsbereiche zu benennen, hat sich CARB nun auch der Lösungsmittel in Lacken und Klebstoffen sowie der Formaldehyd Emissionen aus Spanplatten, HDF/MDF- und OSB-Platten sowie Sperrholz angenommen.
Absurd ist dabei die Tatsache, dass die festgelegten Höchstgrenzen noch nicht einmal im gesamten Bundesstaat Kalifornien einheitlich gelten. Ein völlig verwirrendes Bild ergibt sich bei Betrachtung aller Bundestaaten im Vergleich. Es existiert zwar eine nationale Gesetzgebung. Die dort festgelegten Maximalmengen von Lösungsmitteln in Lacken oder Klebern liegen jedoch deutlich über den CARB-Werten. Einige weitere Bundesstaaten, insbesondere an der Ost-Küste und südlich der großen Seen, haben eigene Höchstmengen festgelegt. Folglich gibt es innerhalb der USA mindestens drei oder vier verschiedene Höchstwerte für Lösungsmittelanteile oder Formaldehydemissionen.
Unverständlich ist auch die ausschließliche Betrachtung von Sperrholz, Spanplatten usw. in Hinblick auf Formaldehydemissionen. Der Lieferant von Dreischichtparkett mit Mittellage aus Massivholz braucht keine CARB-Zertifizierung. Sein Wettbewerber, der mit einer Mittellage aus HDF oder Sperrholz arbeitet, ist hingegen hierzu verpflichtet.
Die Kosten einer CARB-Zertifizierung sind erheblich. Eingangstest inklusive Erstschulungen und Erstüberwachung können leicht an die 30.000 EUR kosten. Die anschließenden jährlichen Folgekosten sollen etwa 12.000 EUR betragen.
Fazit: Maßnahmen zu einer Verbesserung des Umweltschutzes kommen nun auch in den USA in Bewegung. Es wird aber noch Jahre dauern, bis die Amerikaner den Abstand zu Europa aufgeholt haben werden. Grundsätzlich muss die europäische Industrie sich keine großen Sorgen machen, da europäische Produkte bis auf sehr wenige Ausnahmen schon heute die neuen Höchstgrenzen in den verschiedenen Produktbereichen unterschreiten.
aus
Parkett Magazin 04/09
(Holz)