Haimerl Bett & Heim
Unterwegs zum Gesundheistzentrum
Mainburg - In der Kleinstadt des Landkreises Kehlheim ist das Bettenhaus Haimerl eine bekannte Größe. Der Laden - vor 60 Jahren zuerst als Polsterei vom Vater des heutigen Inhabers Franz Haimerl (50) gegründet - stellt sich jetzt als "Bettwaren und mehr-Kaufhaus" dar und das im besten Sinne des Wortes. 600 qm Verkaufsfläche beherbergen auf drei Etagen ein Sortiment, das kompletter nicht sein könnte; auch nicht komplexer angesichts der vielen Beisortimente. Deren Palette reicht von textilen Accessoires für Bad, Bett, Küche und mancherlei Hausgebrauch über Fanshop-Artikel des FCB und der 1860er, über Badezusätze, Düfte und Kerzen bis hin zu Porzellanvasen und Glas als Raumschmuck und anderem mehr. Echt beeindruckend die Vielfalt, die von Künstlern gestaltete originelle Keramiken genauso wie zum Kauf angebotene Aquarelle einschließt, sogar eine exklusiv von einem Möbel-Einkaufsverband gehandelte Kaffeesorte. Spätestens damit outet sich Haimerl Bett & Heim als MZE-Anschlusshaus.
Das Bettenfachgeschäft ist in Mainburg nicht konkurrenzlos: Matratzen-Concord und Dänisches Bettenlager sind da und auch Schreiner am Ort, die zu Bettgestellen Naturmatratzen anbieten. Der Wettbewerb habe schon dazu beigetragen, die Firmenphilosophie zu überdenken, sagt Franz Haimerl; "es kommt darauf an, einen eigenen Weg zu suchen und zu finden." So sei über die letzten Jahre die Idee gereift, in dem von ihm 2002 übernommenen Fachgeschäft für Raumausstattung andere Schwerpunkte zu setzen: Schlafsysteme und Bettwaren mit dem Ziel, dieses Angebot zum Gesundheitszentrum zu qualifizieren: "All das abdecken, was der Arzt bezüglich gesunder Rücken, sprich gesunder Schlaf nicht kann; angefangen bei intensiver individueller Beratung hinsichtlich Matratze und Rahmen samt Bettware bis hin zur Nachrüstung von Pflegebetten, um auch dort komfortabel zu liegen. Also die Nische besetzen, die sonst keiner hier am Ort bedienen kann."
Raumausstattermeister und Textilfachwirt Franz Haimerl, der Anfang der 80er Jahre die Textilfachschule Nagold absolvierte und dort seine Semesterarbeit über "Matratzen, Lattenroste und Problemlösungen" schrieb, war 2007 die Neuausrichtung des Kerngeschäftes angegangen. Deklariert wurde das "Gesundheitszentrum Hallertau", in das neben den Mitarbeitern - der Chef, eine Vollzeit- und zwei Teilzeitbeschäftigte - von Fall zu Fall ein Pool von Fachleuten wie Physiotherapeuten, eine Diplombiologin, Feng Shui-Berater, Radiästesisten (Wünschelruten-Gänger) und ein AGR-zertifizierter Schlafberater einbezogen sind. Leistungsmaxime des Gesundheitszentrums: Für jedes Problem eine Lösung finden. Hier werde die ganz eigene Facette in der Firmenphilosophie deutlich; "so wie ich ist keiner." Rund 200 qm, also ein Drittel der gesamten Ladenfläche, sind dem sich entwickelnden Projekt vorbehalten, verzahnt mit der Abwicklung des kommerziellen Tagesgeschäftes mit Produkten rund ums Bett.
Bei Haimerl ist an Matratzen "alles von bis, außer Bonellfederkern" zu finden, um nicht mit Discountern vergleichbar zu sein. "Und wir bieten lebenslange Einstell-Garantie (der Matratzen und Lattenroste) als Kaufanreiz, auch als eine Möglichkeit der Kundenbindung." Vor dem Verkauf stehe zwingend intensive Beratung; "die Feststellung des Status quo. Daraus folgt die Kaufempfehlung, im besten Fall für ein Schlafsystem. Testmatratzen gibt es zur Probe nur gegen einen Obulus; das ist aber keine Leihgebühr. 50 Euro muss dem Kunden unsere ausführliche Beratung schon wert sein." Bei Kaufentscheidung für das Produkt wird der Betrag verrechnet.
Teil 2 des Kerngeschäftes sind Bettwaren; außerordentlich breit sortiert angeboten auf etwa 140 qm einschließlich Reinigung und Füllstation. Gehandelt wird das komplette Spektrum von Federn und Daunen über Naturhaar und Faserbetten. Hervorgehoben zu werden verdient die Eigenmarke "Hallertauer Hopfendaune": Dazu werden ausschließlich Federn und Daunen aus der Region verarbeitet. Die Argumentation Franz Haimerls: "Wir wirtschaften somit gemeinsam nachhaltig. Das Produkt entsteht über kurze Wege, was der Verbraucher im Laden mit eigenen Augen sehen und nachvollziehen kann und das Geld bleibt letztlich im Lande." Als Inlette stehen solche wahlweise auch aus KbA-Baumwolle zur Verfügung. Pflicht ist ihr Einsatz in Artikeln, die - O-Ton Haimerl - "wir als einzige in Form vollkommen biologischer Ware und gänzlich ohne Chemie machen: Inlett KbA-Baumwolle, Füllung aus erlesenen Daunen von Treude & Metz." Das Service-Standbein Bettfedern- bzw. Bettenreinigung bringt aktuell 20 Prozent Umsatzanteil.
Zahlen sollen für den Moment ausgeblendet werden, wenn demnächst die Feier zum 60-jährigen Firmenjubiläum ansteht. Im Geschäftshaus wird dann - passend zum Ambiente des Ladens mit seinem gewissen orientalisch-mediterranen Touch - ein Event mit dem Thema "Afrikanische Nacht" organisiert; u. a. mit einheimischer Bauchtanzgruppe, exotischen Cocktails und guten, dem Geschäft auch Impulse gebenden Gesprächen, wie das die Erfahrungen von Haimerl mit dem alljährlich hier stattfindenden Event "Advents-Zauber" bestätigen. Und Impulse täten gerade gut in diesen Krisenzeiten, sagt der Inhaber. Die Krise sei deutlich in der Kaufzurückhaltung zu spüren. Von Haus aus wohl eher eine Frohnatur, gibt er sich auch aus einem besonderen persönlichen Grund optimistisch, den er mit Freude kund tut: "Seit 2008 mit meiner Tochter Andrea die Familie um einen weiteren Sonnenschein bereichert wurde, kann uns keine Finanzkrise mehr etwas anhaben."
aus
Haustex 08/09
(Handel)