Orderrunde

Ertragsorientierung forcieren


Köln - Die angelaufene Orderrunde muss vom Mode- und Textilfachhandel besonders sorgfältig vorbereitet werden. Schließlich herrscht aktuell eine große Unsicherheit bezüglich der Konsumstimmung im kommenden Frühjahr vor. Es gilt deshalb, in den Lieferantengesprächen auch Lösungsmöglichkeiten für ggf. deutlich verschlechterte Nachfragesituationen zu besprechen. Auch der zuletzt oft gestiegene Warendruck oder höhere Abnahmemengen sind dabei zu thematisieren. Gefordert werden sollte eine bedarfsgerechtere Wareneinsteuerung, Warenrücknahmen oder Abschriftenbeteiligungen.

Da im ersten Halbjahr 2010 Umsatzsteigerungen wohl nicht die Regel sein dürften, muss die Ertragsorientierung noch stärker in den Fokus rücken. Der Einkauf sollte deshalb primär unter Renditegesichtspunkten geplant werden. Schließlich dürfte sich die ohnehin schon schwache Gewinnsituation im Modefachhandel im laufenden Jahr bei vielen Unternehmen weiter verschlechtert haben. An einem konsequent ertragsorientierten Einkauf führt deshalb kein Weg mehr vorbei.

Das bedeutet: Für jeden Lieferanten muss geprüft werden, ob die mit ihm erzielten Erträge ausreichend hoch sind. Dabei kommt es primär auf die erzielte Spanne an, weniger auf die Eingangsspanne. Auch Boni, Werbekostenzuschüsse usw., die rechnerisch nicht unmittelbar in die Kalkulation einfließen, sind bei der Ermittlung der Erfolgskennziffern zu berücksichtigen. Wer einzelnen Marken feste Flächen eingeräumt hat, sollte darüber hinaus zusätzlich den jeweiligen Deckungsbeitrag pro qm Verkaufsfläche errechnen und vergleichen.

Dabei sollte man durchaus auch als mittelständisches Textilhaus einmal versuchen, über die Einkaufspeise zu verhandeln, um damit seine Ertragssituation zu verbessern. In den allermeisten anderen Branchen ist dies üblich, während in der Mode- und Textilbranche mehr über - vergleichsweise unwichtige - Konditionen wie Valuta oder Werbekostenzuschüsse gesprochen wird. Dabei zeigen die Erfolge einiger Beratungsunternehmen, dass auch im Modeeinkauf erfolgreich über Preise gesprochen werden kann. Zudem sollte man angesichts der schwachen Entwicklung einiger marktstarker Lieferanten bei den Ertragskennzahlen am POS noch intensiver nach Alternativen oder Ergänzungen suchen. Zwar dürften vor allem größere Häuser kaum auf die bekannten Marken verzichten können, deren Gewichtung muss aber überdacht werden. Nach einigen Jahren mit dem Fokus auf Flächensystemen könnten interessante Newcomer - nicht nur zur Profilierung - wieder eine zunehmende Rolle im Textilhandel spielen.

Fazit: Diese Orderrunde muss vom Handel intensiv vorbereitet werden, wobei ausreichend Zeit für Gespräche einzuplanen ist. Die Besuche von Messen und Showrooms sollten deshalb zeitlich nicht zu knapp angesetzt werden. Es muss ausreichend Zeit bleiben, sich eventuell nach alternativen Lieferanten umzusehen.
aus Haustex 08/09 (Handel)