Konjunkturumfrage bei Raumausstattern

Raumausstatter trotzen der Wirtschaftskrise

Die deutschen Verbraucher lassen sich offenbar die Kauflaune trotz Wirtschaftskrise nicht verderben. Eine Branche, die davon profitiert, sind die Raumausstatter. Nach der jüngsten Konjunkturumfrage des ZVR leiden sie weniger als andere Wirtschaftszweige unter Kaufzurückhaltung und Umsatzeinbußen. BTH Heimtex wollte es genauer wissen und hat einige Raumausstatter in ganz Deutschland gefragt, wie sich ihre aktuelle Situation darstellt.

1. Wie hat sich bei Ihnen die geschäftliche Situation in den ersten Monaten 2009 im Vergleich zu 2008 entwickelt?
2. Wie sieht Ihre Auftragslage derzeit aus?
3. Was erwarten Sie von den Konjunkturpaketen der Bundesregierung?
4. Gibt es Verschiebungen bei der Art der Aufträge und der geforderten Dienstleistungen? Was läuft besonders gut?
5. Haben Sie angesichts der Wirtschaftskrise etwas an Ihrer Geschäftsstrategie verändert?

Christian Hamburg
Schönes Wohnen Ewald Hamburg, 21039 Hamburg

1. Im ersten Quartal 2009 haben sich die Umsätze etwa auf dem gleichen Level wie im Vorjahresquartal bewegt, im zweiten gab es einen leichten Rückgang im Gesamtbereich Raumausstattung inklusive Bodenbeläge und Parkett. Dieser Rückgang ist auf Umsatzeinbußen im Bereich Parkett bei gewerblichen Kunden zurückzuführen.
2. Die derzeitige Auftragslage ist vergleichbar mit dem Vorjahreszeitraum und damit zufriedenstellend. Die weiteren Auftragseingänge zeigen jedoch zögerliches Verhalten, insbesondere bei gewerblichen Kunden. Für den Rest des Kalenderjahres rechnen wir mit mit rückläufigen Auftragszahlen, bedingt durch die Flaute in der Baubranche. Von der Privatkundschaft ist im Hochwertbereich derzeit keine größere Änderung im Kaufverhalten gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen.
3. Im Bereich Raumausstattung konnten wir noch keinerlei Auswirkungen der Konjunkturpakete feststellen. Die entsprechenden Maßnahmen greifen eher in den Baugewerken, die sich mit energetischen Sanierungen befassen, und führen zu entsprechender Nachfrage. Die für das Raumausstatter-Handwerk hauptsächlich infrage kommende Steuerbonus-Regelung (1.200 EUR anstelle von 600 EUR) führt hier nicht zu messbaren Nachfragesteigerungen. Wir haben festgestellt, dass diese Regelung einer Vielzahl von Endverbrauchern immer noch völlig unbekannt ist. Gewerke, die davon profitieren können, haben es versäumt, die Regelung ähnlich populär zu machen wie die Abwrackprämie.
4. Wie vorher erwähnt, gibt es derzeit Umsatzveränderungen bei den gewerblichen Auftraggebern. Bedingt durch Einsparungsmaßnahmen wurden hier Renovierungen auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Bereich der Komplettrenovierungen bei Privatkunden können nach wie vor gute Umsätze erzielt werden.
5. Im Bereich Raumausstattung haben wir unsere Geschäftsstrategien nicht deutlich geändert. Um Umsatzrückgängen vorzubeugen, haben wir Privatkunden verstärkt Serviceleistungen im Bereich der "Haushaltsnahen Dienstleistungen/Handwerker- Steuerbonus" angeboten.

Norbert Berndt
Raumgestaltung Vespermann, 37186 Moringen

1. Das Privatkundengeschäft lief mehr als erfreulich, das Objekt verhaltener. Die Rendite liegt fast exakt auf dem Niveau von 2008
2. Wir haben momentan einen Auftragsvorlauf von sechs bis acht Wochen und sind damit sehr zufrieden.
3. Bei den Kommunen ist die Investitionsbereitschaft zu spüren; ohne die Konjunkturpakete wäre vermutlich weniger möglich gewesen.
4. Bei den privaten Kunden werden Service, Termintreue und Qualität immer wichtiger aber auch immer schwieriger, da die Kunden kurzfristiger investieren und wenig Verständnis für längere Lieferzeiten aufbringen. Die hochwertige Polsterei, die Komplettrenovierung von Wohnungen inklusive Tapezierarbeiten und der innenliegende Sonnenschutz laufen besonders gut.
5. Nein. Die Werbemaßnahmen der letzten Jahre tragen jetzt Früchte. Wir arbeiten weiterhin mit Mailings und Kundenevents mit handverlesenen Einladungen. Diese Maßnahmen haben sich inzwischen etabliert, unsere Kunden nehmen sie gern an. Bei jedem Event bringen Stammkunden Freunde mit, dadurch erhöht sich unser Bekanntheitsgrad.


Michael Geisler
Geisler-Raumausstatter, 14165 Berlin-Zehlendorf

1. Gleichförmig, weiterhin keine spürbare Umsatzsteigerung.
2. Die Auftragslage entspricht der des letzten Jahres, wir stellen keine Veränderungen fest.
3. Auch hier ist kein Unterschied spürbar - die Konsumenten geben wohl ihr Geld in anderen Wirtschaftsbereichen aus.
4. Verschiebungen Dekoration/Sonnenschutz hin zu Polsterarbeiten sind erkennbar.
5. Die Wirtschaftskrise selbst hat sich bisher nicht negativ ausgewirkt. Unser Unternehmen wird sich intern weiterhin organisatorischen und qualitätsverbessernden Aufgaben widmen, um jeden Kunden bestens zufrieden zu stellen.


Alexander Strehlow
Strehlow Raumausstattung, 13595 Berlin Spandau

1. Wir Raumausstatter stecken nicht in der Krise - und auch wir nicht als Betrieb. Seit Jahren haben wir mal wieder schon im Dezember Aufträge für Februar geschrieben. Wenn man wie der Raumausstatter viele Bereiche abdeckt - Boden, Wand, Decke und Gardine -, dann hat man zu tun. Und wir haben viel zu tun, mehr als vor einem Jahr.
2. Wir haben einen Auftragsvorlauf von 6 bis 8 Wochen.
3. Die Pakete werden überall verarbeitet, aber nicht in der Raumausstatterbranche.
4. Die Kunden sind pingeliger geworden, weil das Geld wahrscheinlich nicht mehr so locker in der Tasche sitzt. Aber im Großen und Ganzen bin ich der Meinung: Wer zum Raumausstatter geht, weiß, dass er Geld in die Hand nehmen muss. Wir haben im vergangenen Jahr sehr viel gepolstert, nachdem wir im Jahr davor besonders viel mit Gardinen und Dekos zu tun hatten. In diesem Jahr hält es sich ungefähr die Waage.
5. Nein.


Stefan Zeiler
Zeiler Raumausstatter, 87439 Kempten (Allgäu)

1. Ganz am Jahresanfang war weniger los als sonst, aber seit Mitte Februar hat die Nachfrage angezogen. Unterm Strich hatten wir im ersten Halbjahr ungefähr den gleichen Umsatz wie im Vorjahr.
2. Wir haben etwa 5 bis 6 Wochen Vorlauf.
3. Nein, spüren wir nicht. Das sind vor allem energetische Renovierungen, mit denen wir als Raumausstatter wenig zu tun haben; außer dem Sonnenschutz fischen das andere ab. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gibt es dazu zwar Ausschreibungen, aber dabei ergeben sich keine Aufträge für uns.
4. Bei uns geht der traditionelle Dekostoff im klassischen, hochwertigen Bereich bei der genähten Dekoration zurück, dafür werden Flächenvorhänge und Raffrollos deutlich stärker nachgefragt. Damit sinkt der Anteil der Dienstleistungen; Flächenvorhänge müssen praktisch bloß montiert und nicht genäht werden. Auch Polster laufen heuer sehr gut.
5. Eigentlich nicht.


Bernd Kaufmann
Raumausstattung Kaufmann, 99434 Weimar

1. Wir hatten in den ersten Monaten 2009 etwa 5 bis 10% weniger Umsatz als im vergleichbaren Zeitraum 2008.
2. Etwas ruhiger, aber ausreichend.
3. Im Moment spüren wir die Auswirkung der Konjunkturpakete noch nicht. Das hängt wohl stark damit zusammen, dass wir wenig im öffentlichen Bereich machen. Wir arbeiten hauptsächlich im Bereich Fußboden, und der wird nach meiner Einschätzung durch die öffentlichen Ausschreibungen profitieren. Ich sehe dabei allerdings die Gefahr, dass manche im Preis noch weiter herunter gehen, um den öffentlichen Auftrag zu bekommen - und das, obwohl die Preise ohnehin schon im Keller sind. Irgendwann lohnt sich das Ganze dann nicht mehr.
4. Die Polsterei wird in unserem Betrieb immer stärker nachgefragt; seit der Wende haben wir hier extrem zugelegt. Ich habe zwei, drei Leute nur noch für Polsterarbeiten beschäftigt. Sonnenschutz ist relativ gleichbleibend und macht ungefähr 10 bis 15% des Gesamtumsatzes aus.
5. Langfristig gesehen, wollen wir uns fast ausschließlich auf den Privatbereich konzentrieren. Aber das ist, wie gesagt, ein langfristiges Ziel, das wir schon seit 2000 verfolgen. Mit diesem Ziel sind wir damals umgezogen; wir waren früher ein sehr kleiner Betrieb.


Konjunkturumfrage des ZVR:
Nach der jüngsten Konjunkturumfrage des ZVR (Frühjahr 2009) unter seinen 155 Mitgliedsinnungen sind in den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2009 die Umsätze nicht gesunken. 75,4% der Betriebe erwarten sogar einen positiven oder zumindest konstanten Verlauf des Jahres 2009.

Die gegenwärtige Geschäftslage beurteilen 83 % als "gut" oder "befriedigend". Die Auftragslage sei zum Teil sogar besser als im vergangenen Jahr. Knapp die Hälfte hat einen Auftragsbestand von bis zu sechs Wochen, 12% sogar länger. Dabei profitiert die Branche vor allem von dem gestiegenen Anteil der privaten Auftraggeber.

Die insgesamt zuversichtlich stimmenden Aussichten spiegeln sich auch in der Beschäftigungszahl wider. Lediglich jeder 10. Betrieb (11,9%) wird voraussichtlich Arbeitsplätze abbauen, 83,4% gaben eine konstante Mitarbeiterzahl an, 4,7% wollen zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen.

In den unterschiedlichen Arbeitsfeldern ist der traditionell stärkste Umsatzbringer Deko und Gardine wieder mit 26,9% an die Spitzen gerückt. Der noch im zweiten Halbjahr 2008 dominierende Polsterbereich hat seinen Anteil in etwa gehalten (25,2%), wobei fast 24% dort steigende Zahlen erwarten. Unter dem Aspekt der Energieeinsparung - und nicht nur jahreszeitlich bedingt - erwarten die Mitgliedsbetriebe beim Sonnenschutz den größten Zuwachs. Hier rechnen 37% mit einer Umsatzsteigerung. Die Umsätze bei den Bodenbelägen und Wand- und Deckenbekleidungen blieben nahezu unverändert.
aus BTH Heimtex 07/09 (Handwerk)