VR Branchen special Maler

Mit breiterem Leistungsspektrum gegen den Konkurrenzdruck

In einem Branchen special haben die Volksbanken Raiffeisenbanken Struktur, betriebswirtschaftliche Verfassung und konjunkturelle Perspektiven für das Malerhandwerk untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Betriebe 2009 noch von den positiven Entwicklungen der Bauwirtschaft im vergangenen Jahr und den zu erwartenden Aufträgen aus dem Konjunkturpaket II profitieren. Gleichzeitig stellen die anhaltend schlechte Ertragslage und der hohe Wettbewerbsdruck die zumeist kleinen Unternehmen vor große Herausforderungen. Daher schlagen die Bankexperten unter anderem die Ausweitung des Leistungsspektrums und strategische Kooperationen bei größeren Projekten vor.

Branchenstruktur

Die Malerbranche ist geprägt von Klein- und Kleinstbetrieben, die ihre Leistungen auf den lokalen Märkten anbieten. So sind von den mehr als 42.000 in der Handwerksrolle erfassten Firmen nur knapp 31.500 umsatzsteuerpflichtig. Nach den Ergebnissen der Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2006 - neuere Ergebnisse liegen noch nicht vor - erzielten 21 % der Unternehmen einen Jahresumsatz von unter 50.000 EUR (ohne MwSt.). Hierbei dürfte es sich in der Regel um Ein-Personen-Betriebe handeln. Weitere 21 % der Firmen erwirtschafteten einen Umsatz zwischen 50.000 und 100.000 EUR. Knapp 30% der Betriebe verbuchten Umsätze zwischen 100.000 und 250.000 EUR. Damit wiesen 71 % der Betriebe einen Umsatz unter 250.000 EUR aus. Auf diese Unternehmen entfielen allerdings nur etwa 24 % aller (umsatzsteuerpflichtigen) Umsätze. Dagegen erzielten die 27 umsatzstärksten Firmen durchschnittliche Einnahmen pro Betrieb in Höhe von 15,6 Mio. EUR und damit knapp 5 % des gesamten Branchenumsatzes.

Nach wie vor dominieren im Malerhandwerk die traditionellen Arbeiten. Laut der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks erwirtschafteten die befragten Unternehmen 2007 60 % des Umsatzes mit Malerarbeiten, wobei gut 12 % auf Arbeiten in Neubauten entfielen. Knapp 48 %wurden mit Malerarbeiten in Altbauten verdient. Auch Fassadenbeschichtungen (14,0 %), Wärmedämmung (11,1 %) sowie Bodenbelagsarbeiten (8,6 %) sind bedeutende Aufgabenfelder. Betonsanierung, Glaserarbeiten sowie sonstige Arbeiten wiesen zusammen einen Umsatzanteil von 6,3% auf.

Bei Betrieben mit unter 5 Beschäftigten entfallen sogar rund drei Viertel des Umsatzes auf Malerarbeiten, davon knapp 80 % auf Arbeiten in Altbauten. Fassadenbeschichtungen erreichen hier nur einen Anteil von 10 % und Wärmedämmung knapp 4 %. Bei den befragten Firmen mit 5 bis 9 Beschäftigten lag der Umsatzanteil der Malerarbeiten bei 52 % (Neubauten: 10 %, Altbauten: 42 %). Knapp 20 % wurden mit Fassadenbeschichtungen, rund 16% mit Wärmedämmung und knapp 10 % mit Bodenbelagsarbeiten verdient. Auch bei Betrieben mit mindestens 10 Beschäftigten dominieren die Malerarbeiten (48 %; Neubauten: 9 %, Altbauten: 39 %). Knapp 18 % des Umsatzes entfielen auf Wärmedämmung, 14 % auf Fassadenbeschichtungen und 10 % auf Bodenbelagsarbeiten.

Konjunkturelle Perspektiven

Die Maler profitierten 2008 vom Anstieg der Bauinvestitionen (preisbereinigt ca. 3 %) durch vermehrte Neubauarbeiten. Da die erstellten und sanierten Gebäude zeitlich nachgelagert ausgebaut werden, wird die Branche auch im laufenden Jahr begünstigt. Allerdings ist bei Arbeiten in Neubauten die Billigkonkurrenz aus Osteuropa besonders groß.

Der überwiegende Teil des Malerumsatzes entfällt jedoch auf Renovierungsaufträge und energiesparende Sanierungen. Die günstigen Förderkredite, die Investitionszuschüsse der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW sowie die Einführung des Energiepasses für Häuser und Wohnungen haben schon 2008 die Nachfrage nach Wärmedämmung forciert. Auch die Sanierung von Wohnräumen mit Schimmelpilzbefall beflügelte die Nachfrage. 2009 werden die Malerbetriebe zudem vom Konjunkturpaket der Bundesregierung profitieren. Ferner gehen positive Impulse von der nochmals erweiterten steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen aus. Mit dieser Regelung dürfte der beleglose Sektor, also vor allem Do-it-yourself und Schwarzarbeit, etwas zurückgedrängt werden.

Nach Angaben des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz führte die erhöhte Nachfrage 2007 zu einem leicht gestiegenen Branchenumsatz. Diese Entwicklung setzte sich im ersten Quartal 2008 fort. Begünstigt durch die milde Witterung stieg der Umsatz in den ersten drei Monaten im Vorjahresvergleich um 7,1 %. Im weiteren Verlauf des Jahres dürfte das Plus zwar geschrumpft sein, die Branche 2008 insgesamt aber einen leichten Zuwachs verzeichnet haben. Für 2009 rechnet der Hauptverband mit einer Stagnation.

Bei der Herbstkonjunkturumfrage 2008 des Malerverbandes herrschte unter den Betrieben weiterhin eine gleichbleibend gute Stimmung. Die Angaben zum aktuellen Auftragsbestand zeigten nur geringe Veränderungen gegenüber 2007. 35,1 %(2007: 35,3 %) der Befragten bewerteten ihre Geschäftslage als gut, 51,3 % als befriedigend (2007: 53,8 %). Auch bei den Erwartungen gab es keine gravierenden Veränderungen: 8,6 % erwarten eine Verbesserung (2007: 8,0 %), 55,6 % gehen von einer gleich bleibenden Entwicklung aus (2007: 63,4 %).

Betriebswirtschaftliche Verfassung

Betriebsvergleiche für das Jahr 2007 liegen für das Malerhandwerk auf Länderebene von der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks vor. Aufgrund der geringen Fallzahlen dokumentieren die ausgewiesenen Daten zwar eine allgemeine Tendenz, die Repräsentanz insbesondere in den einzelnen Größenklassen ist jedoch eingeschränkt. Die betriebswirtschaftliche Situation der beteiligten Betriebe in Nordrhein-Westfalen hat sich demnach 2007 weiter verschlechtert. Nach dem negativen betriebswirtschaftlichen Ergebnis im Jahr 2006 (-1,2 %) schlossen die Malerbetriebe 2007 im Durchschnitt mit einem betriebswirtschaftlichen Verlust von 3,7 % ab. Insbesondere die kleineren Firmen schrieben überwiegend rote Zahlen, die größeren Betriebe erzielten im Großen und Ganzen ein ausgeglichenes Ergebnis.

Die Branche ist ausgesprochen lohnkostenintensiv. Im Durchschnitt entfielen knapp 57 % der Betriebsleistung auf die Personalkosten, einschließlich kalkulatorischen Unternehmerlohns. Der Aufwand für Material, Handelswaren und Fremdleistungen betrug 28 %.

Die erzielte Gesamtkapitalrendite hat sich 2007 weiter verschlechtert und betrug -11,8%. Die Liquidität ist bei den Malern schon seit Jahren relativ niedrig, zahlreiche Betriebe konnten in den letzten Jahren ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen und mussten aus dem Markt ausscheiden. Eigenkapitalausstattung und Liquidität sind gerade bei Klein- und Kleinstbetrieben so dürftig, dass ständig Insolvenzgefahr droht, die oft nur durch finanzielles Engagement des Inhabers abgewendet werden kann. Die Ertragslage hat sich 2008 nicht verbessert. Sie ist im Durchschnitt der Branche weiterhin als angespannt zu beurteilen. Angesichts des harten Konkurrenzkampfes auf den Märkten des Malerhandwerks, der die Betriebe immer wieder zu Preiszugeständnissen zwingt, ist auch 2009 mit keiner nennenswerten Erholung zu rechnen.

Wettbewerbsdruck und Unternehmenspolitik

Der Wettbewerbsdruck im Malerhandwerk hat sich infolge der Belebung der Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren etwas vermindert. 2009 dürfte die schlechte Konjunkturlage den Wettbewerb jedoch wieder verschärfen. Die Konkurrenzintensität ist sehr hoch. Insbesondere bei größeren Aufträgen von öffentlichen Auftraggebern und Wohnungsbaugesellschaften ist für die Auftragsvergabe oft der Preis wichtiger als die Qualität. Neben der Billigkonkurrenz aus Osteuropa drücken auch Handwerkerauktionen diverser Online-Plattformen das Preisniveau.

Die Konkurrenz für Malerbetriebe ist nicht nur auf Kollegen der gleichen Branche beschränkt. Es ist davon auszugehen, dass mittlerweile mehr als die Hälfte aller in Privathaushalten anfallenden Malerarbeiten im Do-it-yourself-Verfahren, in Schwarzarbeit oder durch berufsfremde Anbieter erstellt werden. Deshalb ist es wichtig, gute Kontakte zu Kreisen wie Architekten, Mitarbeitern von Baubehörden, Industrie-Bauabteilungen sowie Hausverwaltungen aufzubauen, die bei der Auftragsvergabe entscheidend sind. Die Präsentation der Geschäftsfelder sowie die Vorstellung besonders gelungener Arbeiten auf einer eigenen Webseite dürften die Akquisition zudem unterstützen. Ebenso erleichtern Online-Betriebsdatenbanken die Kundengewinnung.

Um am Markt bestehen zu können, müssen die Betriebe auch Einkauf, Arbeitsvorbereitung, Lagerhaltung und Kundenservice überprüfen. Bedingt durch die kleinbetriebliche Struktur der Branche weist in den Firmen die betriebswirtschaftliche Organisation häufig Defizite auf. Außerdem müssen die Unternehmen verstärkt ihre Geschäftsfelder ausweiten und hochwertigere Leistungen anbieten. Beispielsweise können sie bei Renovierungsarbeiten als Generalunternehmer auftreten. Außer der Beschaffung der fachfremden Leistungen, der Koordination und der Beaufsichtigung aller Handwerker kann das Leistungsspektrum auch Räum- sowie Reinigungsarbeiten (Regiearbeiten) umfassen. Vor allem ältere Kunden schätzen einen derart umfangreichen Service und sind auch bereit, diesen zu honorieren.

Zudem werden die energiesparende Sanierung, der Schutz vor Elektrosmog, die Behandlung von Schimmelbefall und die Betonsanierung an Bedeutung gewinnen. Bei größeren Aufträgen erhöhen Kooperationen und strategische Partnerschaften die Chancen für kleine und mittlere Betriebe beträchtlich. Ferner begünstigt die europäische Gesetzgebung zur Senkung von gesundheitsbedenklichen und bodennahes Ozon bildenden Lösemitteln die Branche. Ziel der als "Decopaint" bekannt gewordenen EU-Richtlinie ist es, in zwei Schritten, 2007 und 2010, den höchstzulässigen Lösemittelgehalt für gebrauchsfertige, dekorative Bautenfarben deutlich zu senken. Branchenexperten verweisen darauf, dass sich die Verarbeitungseigenschaften hier von denen lösemittelhaltiger Farben und Lacke spürbar unterscheiden. Ein gutes Ergebnis ist daher nur mit adäquaten Werkzeugen und einer materialgerechten Arbeitsweise zu erzielen. Auch bei der Verarbeitung von photokatalytisch wirkenden Farben ist Fachwissen gefragt.

Quelle: VR Branchen special Maler und Lackierer, Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
aus BTH Heimtex 10/09 (Handwerk)