VR Branchen Special für das bodenverlegende Handwerk:

Auf Kompetenz und Kooperation setzen

Die Volks- und Raiffeisenbanken haben in einem "Branchen Special" die aktuelle Situation und die Zukunftsperspektiven des bodenverlegenden Handwerks in Deutschland untersucht. Aufgrund der weiterhin zunehmenden Zahl der Marktteilnehmer und fehlender Impulse aus dem Bausektor prognostizieren sie für 2009 und 2010 eine angespannte Ertragslage. Dem steigenden Konkurrenzdruck könnten sich die Betriebe nur mit Alleinstellungsmerkmalen, qualifiziertem Personal und durch gewerkeübergreifende Zusammenarbeit entziehen.

Nach den Erhebungen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks erreichte der Betriebsbestand im Bodenbelag- und Raumausstatterhandwerk Anfang 2009 mit knapp 103.000 einen neuen Spitzenwert. Mit rund 4% war der Anstieg 2008 allerdings deutlich schwächer als in den Vorjahren (2007: +10,1 %; 2006: +17,0 %). Kräftig zugenommen hat insbesondere die Zahl der jetzt zulassungsfreien Raumausstatter, deren Anzahl sich zwischen 2003 und 2008 mehr als verdoppelte. Demgegenüber ist die Zahl der handwerksähnlichen Bodenlegerbetriebe, für die schon vor der Novellierung der Handwerksordnung keine Meisterpflicht bestand, erneut zurückgegangen (-3,7 %).

Die Nachfrage nach Bodenverlegeleistungen stagnierte bereits 2008. Etliche Betriebe erzielten zwar noch leicht steigende Umsätze. Aufgrund von Kosten- bzw. Preissteigerungen und eines verschärften Wettbewerbs, konnten die realen betriebswirtschaftlichen Ergebnisse aber nicht verbessert werden. Entsprechend waren die Beschäftigtenzahlen rückläufig. Allerdings stellen sich die Bedingungen differenziert dar, je nachdem, ob der Fokus der Handwerksbetriebe eher auf Privatkunden oder dem Objektgeschäft liegt.

Als nachgelagertes Gewerk spürt das bodenverlegende Handwerk die Auswirkungen der Konjunkturkrise später als andere. Hier können vermutlich die beiden Konjunkturpakete der Bundesregierung zahlreichen Betrieben in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase noch rechtzeitig als Stütze dienen. Aufgrund der fehlenden Impulse aus dem anteilsstärksten Segment - dem privaten Bau - wird die Branche 2009 einen leichten Umsatzrückgang aufweisen.

Das schrumpfende Marktvolumen wird den Konkurrenzdruck weiter verschärfen. Insbesondere im Segment der einfacheren Fußbodenarbeiten ist ein zunehmender Verdrängungswettbewerb zu erwarten. Für diejenigen Unternehmen, die in der Aufschwungphase für die Krisenbewältigung ausreichend große Reserven gebildet haben, bieten sich mittel- und längerfristig aber durchaus gute Chancen. So eröffnet der Beitrag, den die Branche "Boden und Wand" zum nachhaltigen Bauen und zur stärkeren Berücksichtigung von ökologischen Aspekten bei der Errichtung, Erhaltung und Bewirtschaftung von Immobilien erbringen kann, entsprechend qualifizierten Betrieben ein gewisses Auftragspotenzial.

Qualitätsbewusste inhabergeführte Meisterbetriebe sollten gar nicht erst versuchen, es der "Billigkonkurrenz" gleich zu tun. Strategisch sollte die Unternehmenspolitik vielmehr auf Investitionen in die Mitarbeiter in Form von laufenden Fortbildungsmaßnahmen abzielen, um mit hoch qualifiziertem Personal profitable Aufträge zur vollsten Kundenzufriedenheit abwickeln zu können und somit eine nachhaltige Kundenbindung herbeizuführen.

Dass qualifiziertes Personal zunehmend zu einem zentralen Wettbewerbsparameter für die Betriebe wird, zeigt eine Auswahl an Themen, die 2009 für den bodenlegenden Handwerker mit großen Herausforderungen verbunden sind. Hierzu gehört die CE-Kennzeichnung von Parkettelementen, die zusammen mit einer entsprechenden Untergrundvorbereitung, Klebung und Oberflächenbehandlung die Einhaltung von Emissionsgrenzwerten gewährleisten soll. Daneben stellen neue Baustoffe, etwa CEM-II-Zement, neue handwerkliche Anforderungen an die Estrichleger, und neue Arbeitsstoffe - beispielsweise Epoxydharze bei der Untergrundvorbereitung für Parkettböden - erfordern die Beachtung spezifischer Arbeitsschutzmaßnahmen.

Nicht jeder Handwerksbetrieb wird alle Anforderungen mit der vorhandenen betrieblichen Ressourcenausstattung bewältigen können. Nicht abdeckbare Kompetenzdefizite können durch die Bildung gewerkespezifischer oder auch gewerkeübergreifender Kooperationen beseitigt werden. Nachfrageseitig geht der Trend zur Inanspruchnahme von Komplettleistungen statt einzelner Insellösungen bei Handwerksleistungen. Schon hieraus erwächst ein zunehmender Druck auf die Handwerksbetriebe, Kooperationen mit anderen Gewerken einzugehen und darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit mit der Herstellerindustrie anzustreben.

Für die Bauwirtschaft insgesamt und damit auch für das bodenverlegende Handwerk könnte sich als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise zumindest auf mittlere Sicht ein Silberstreif am Horizont abzeichnen: Zunehmend aufkommende Inflationsängste und die Suche nach Investitionsmöglichkeiten in sichere Anlagen lassen Immobilien an Bedeutung gewinnen.


Branchen-Rating: Bodenverlegendes Handwerk

Markt-/Branchenentwicklung
Umsatzentwicklung (nominal) 2009: leicht rückläufig
Umsatzprognose (nominal) 2010: leicht rückläufig
Konjunkturabhängigkeit: stark
Konkurrenzintensität: sehr hoch

Wirtschaftliche Verhältnisse
Ertragslage 2009: angespannt
Ertragsprognose 2010: angespannt
aus BTH Heimtex 12/09 (Handwerk)