Holzpflaster geht neue Wege
Vom hoch belastbaren Industrieboden ins moderne Loft-Appartement
Holzpflaster ist ein Spezialboden. Das wird er auch bleiben. Aber Holzpflaster ist kein Produkt aus Großvaters alter Dampfmaschinenhalle, sondern auf dem besten Weg sich in die Gilde design-orientierter Holzfußböden einzureihen. Dass der Boden gleichzeitig seine Strapazierfähigkeit im modernen Industrie- und Objekt-Einsatz beweist, kann dabei nicht schaden.
Holzpflaster hat eine lange Tradition und in Deutschland einen eigenen Fachverband mit 8 Mitgliedern. Trotzdem bleibt es ein Nischenprodukt in der vielfältigen Landschaft der Holzfußböden. Die Gründe liegen auf der Hand. Holzpflaster ist ein Massivprodukt. Damit fällt es aus dem Trend zu Mehrschichtböden. Es verbraucht bei größeren Dicken im Werkstatt- und Industriebereich auch eine beachtliche Menge an Rohmaterial - und das hat seinen Preis. Schließlich ist das Verlegen von Holzpflaster kein Nebenjob. Selbst gelernte Parkettleger benötigen für eine sichere Auftragserfüllung zusätzliche Kenntnisse und Wissen um die besonderen Kräfte, die hier wirksam werden.
Seine Einzigartigkeit und Exklusivität macht Holzpflaster in jüngerer Zeit zu einem Objekt der Begierde für Designer und Architekten. Mit diesem Holzprodukt lässt sich etwas kreieren, das aus der Masse herausragt. Hier gelingt eine Optik, die für manche Aufträge passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Holzpflaster ist ein Produkt, mit dem ein Handwerker Probleme lösen und Geld verdienen kann.
Seinen Ursprung hat Holzpflaster tatsächlich als Straßenbelag - ein klarer Beweis für die große Strapazierfähigkeit von Hirnholzklötzen mit hochkant stehenden Jahresringen. Im Gegensatz zu Steinpflaster dämpfte das Material die Geräusche rollender Kutschen und trotzte dabei der Witterung. Beide Eigenschaften - Elastizität und Dauerhaftigkeit - förderten später die Nutzung von Holzpflaster als Werkstatt- und Industrieboden. Das ist noch heute so: Dort, wo empfindliche Werkzeuge und Produkte beim versehentlichen Herabfallen auf den Boden Schaden nehmen könnten, wird Holz eingesetzt. Das natürliche Material ist elastisch, dämpft Geräusche und den Aufprall schwerer Gegenstände, wirkt isolierend und hat auch für den Arbeitnehmer einen positiven Effekt - seine Füße ermüden nicht so rasch wie auf einem Betonfußboden.
Verlegung hat sich gewandeltÖlgetränkte, fast schwarze Holzpflasterböden sind ein klassisches Bild alter Werkhallen. Früher wurden die Holzpflasterstücke nicht gehobelt, sondern nur gesägt und dann mit Teerklebstoffen verlegt. Größere Toleranzen und zusätzlicher Schwund durch Rücktrocknung machten insbesondere bei Fahrverkehr eine zusätzliche Stabilisierung der Klötze erforderlich und so wurden die Fugen üblicherweise mit Sand verfüllt. Ein anderes, aus den USA stammendes und in Europa zeitweise von einer belgischen Firma ausgeübtes Verlegeprinzip bestand darin, lose auf einen Bitumen-Untergrund platziertes Holzpflaster mit heißer Teermasse zu überschütten. Verteilt über abgeschrägte Kanten sickerte die Masse in alle Fugen, erkaltete dort und verfestigte die Klötze in ihrer Position.
Nackte Bitumenbahnen können auch heute noch im Systemaufbau als Feuchtigkeitsbremse und zur mechanischen Entkoppelung dienen. Eingesetzt und geklebt werden sie auf Rohbeton und Verbundestrichen, welche in der Regel als Unterböden für Werkstatt- und Industriebereiche dienen. Darauf geklebtes Holzpflaster erreicht allerdings nicht die Haftzugfestigkeit eines direkt auf Beton oder Estrich geklebten Produktes.
Je nach Einsatzbereich kann schubfeste oder - besonders bei starker Lastbeanspruchung im industriellen Bereich - weichplastische Verlegung gefordert sein. Für beides gibt es geeignete Klebstoffe. Das Teer-Zeitalter ist vorbei, lösemittelhaltige Kunstharzkleber können im Einzelfall noch erforderlich sein, für die meisten Einsatzbereiche stehen aber lösemittelfreie PU-Kleber und Dispersions-Klebstoffe gemäß GISCODE D 1 zur Verfügung.
Holzpflaster besitzt aufgrund stehender Jahresringe vier horizontale Quell- und Schwundrichtungen sowie kürzere Feuchtewechselzeiten als Parkett und stellt hohe Ansprüche an zeitgemäße Klebstoffe. Im Technischen Datenblatt von Stauf heißt es: "Der Klebstoff soll das ungehinderte Quellen und Schwinden des Hirnholzes verhindern, um unnötige Fugenbildung und Quelldruck in der Fläche zu vermeiden, muss aber auch als spannungsmindernde Schicht fungieren, um eine Überbeanspruchung des Untergrundes zu vermeiden." Deshalb sollen die mechanischen Eigenschaften des Klebstoffes an die besonderen Erfordernisse des Holzpflasters angepasst sein.
Der Verleger wünscht noch mehr, einen Klebstoff nämlich, der über gute Verstreichbarkeit und eine ausreichend lange Einlegezeit verfügt, damit die Verlegeleistung auf den oft großen Flächen erreicht werden kann. Ein gutes Benetzungsverhalten ist ebenso von Bedeutung, denn Holzplaster ist sehr saugfähig und bedarf für ausreichende Anbindung an den Untergrund eines nicht zu dünnen Klebebetts. Die Auftragsmenge für PU-Klebstoff beträgt laut Kiesel mit der TKB Zahnung B15 bis zu 1.500 g/qm, bei Nutzung der B11 Zahnung für Dispersionskleber bis zu 1.200 g/qm. Dies gilt für die Verlegung von Holzpflaster RE und WE. WE Holzpflaster bei Klimaschwankungen und Fahrverkehr sowie GE Holzpflaster sollte mittels weichplastischen Dispersionsklebstoffen mit ca. 1500 g/qm verklebt werden.
Unterschiedliche EinsatzbereicheBei Holzpflaster werden nach DIN 68702 grundsätzlich drei verschiedene Einsatzbereiche unterschieden. Für industriell und gewerblich genutzte Räume steht Holzpflaster GE zur Verfügung. Üblicherweise Verwendung findet Kiefernhirnholz. Es muss schwerste Lasten und den Verkehr von Stapler-Fahrzeugen aushalten können. Die Dicke der Klötze beginnt bei 50 mm, kann aber 60, 80 und sogar 100 mm betragen. Breiten liegen zwischen 60 und 80 mm und Längen reichen je nach Anfall von 60 bis 140 mm. Gegenüber Asphalt und anderen gegossenen Bodenflächen ist Holzpflaster im industriellen Großeinsatz preislich zwar kaum konkurrenzfähig, wenn seine besonderen Eigenschaften gefragt sind, kann es sich aber behaupten.
In geringer beanspruchten Werkräumen bedient man sich der Kategorie Holzpflaster WE. Auch hier ist Kiefer neben Lärche und Fichte die am meisten eingesetzte Holzart. Die Klotzhöhe beginnt bei 30 mm. Wird mindestens 40 mm eingehalten, ist selbst hier Staplerverkehr zugelassen. Die Klotzlänge darf dann allerdings 100 mm nicht überschreiten. Im Gegensatz zur GE Kategorie ist Holzpflaster WE an den Längsseiten gehobelt. Der Feuchtegehalt muss entsprechend den zu erwartenden späteren Raumklimaverhältnissen sowie Fußbodentemperaturen gewählt werden und kann bis 14% betragen. Holzpflaster WE und GE ist kein Lagerprodukt, sondern wird in der Regel speziell auf den Auftrag abgestimmt.
Meist geringer als in Werkhallen ist das Raumklima in Schulen, Hobbyräumen und Freizeitzentren. Hier wird Holzpflaster RE eingesetzt. Ein Holzfeuchtewert von 9 bis 10% hat sich als geeignet erwiesen. Das RE Hirnholzprodukt ist vierseitig gehobelt und soll einen robusten doch gleichzeitig repräsentativen Rustikalboden ergeben. In der Dicke kann ein RE-Klotz nach DIN 68702 schon bei 22 mm beginnen, ggf. sind 25 und 30 mm im öffentlichen/gewerblichen Bereich bei stärkeren Belastungen erforderlich. Dicken unter 22 mm (z.B. 10 mm oder 18 mm), teilweise als "Hirnholzparkett" bezeichnet, fallen nicht unter die Regelungen der DIN 68702. Oftmals sind bei Holzpflaster besondere Verarbeitungshinweise zu befolgen, für den Verleger empfiehlt sich daher eine enge Kommunikation mit dem Hersteller.
Bei stärkerer Belastung oder Frequentierung kann Holzpflaster RE durchaus auf eine Dämmunterlage aus 2 mm dickem PUR-gebundenem Kork-Gummi-Granulat geklebt werden. Diese mechanische Entkoppelung von Stauf will den Gehkomfort, die Wärmedämmung und den Trittschall verbessern.
Gemäß dem Untersuchungsergebnis der FMPA-Ba/Wü, Otto Graf Institut, Stuttgart erfüllt Holzpflaster in Eiche einschließlich Versiegelung die Anforderungen an die Baustoffklasse B1 nach DIN 4102 "schwer entflammbar". Weitere Aspekte, wie Feuerhemmung insbesondere bei Nadelhölzern, erreicht Holzpflaster mit der vom Oldenburger Parkettwerk entwickelten Firprox-Methode. Dabei wird die Kante jedes Holzklotzes mit einem Mittel beschichtet, das bei Hitze wie ein Bauschaum aufquillt und die Fuge luftdicht versiegelt. Denn Versuche haben gezeigt, dass Holzpflaster, wenn überhaupt, von der Kante her zu brennen beginnt. In einer geschlossenen Fuge kann sich ein Feuer nicht fortentwickeln.
Holzpflaster als Design-BelagJe stärker Holzpflaster Einzug in den elitären Wohnbereich hält, desto wichtiger werden Aspekte wie Komfort, Geräusch- und Wärmedämmung. Größere Bedeutung haben aber auch Oberflächen und Verlegeergebnisse, die höheren ästhetischen Ansprüchen genügen. Das beginnt bei gleichmäßiger Fugenbildung und umfasst das gesamte Oberflächenbild.
Im Oldenburger Parkettwerk ist man ständig dabei, auf Holzpflaster bezogene, neue Ideen für zeitgemäße Inneneinrichtung zu entwickeln. Hier macht der Industrieboden seinen Sprung ins Ambiente. Dabei liegen die gestalterischen Stärken von Holzpflaster nicht im klassischen Wohnzimmer, sondern dort, wo ein Bezug zu Nutzung und Umfeld gegeben ist. In denkmalgeschützten Fabrikgebäuden des Ruhrpott-Barock zum Beispiel, die heute zu modernen Loft-Appartements ausgebaut werden. In fest installierten Wintergärten, im Kaminzimmer oder in neuen Weinkellern, die trotz moderner Architektonik eine rustikale Atmosphäre verströmen sollen.
Eine gelungene Referenz dieser Art ist ein 5-Sterne-Hotel samt modernem Weinverkostungs-Zentrum im spanischen Hochland. Hier wurden 2.500 qm deutsches Holzpflaster aus zum Teil geräucherter Eiche geordert. Auch Museen sind ein beliebtes Objekt für Holzpflaster. Besonders dann, wenn alte Maschinen in ihrer ursprünglichen Umgebung gezeigt werden, wie im Technik- und Verkehrsmuseum Berlin. Auf einer Fläche von weit über 8.000 qm ist dort 60 mm dickes Holzpflaster GE verlegt worden. Oder im Museum zu Helsingborg, wo das Holzpflaster aus sibirischer Lärche wunderbar mit zeitgenössischer Architektur kontrastiert.
Bei solchen Anwendungen, das ist sicher, stört keine Fugenbildung. Gleichmäßig sollte die Fuge dennoch sein. Nicht wie in einer Schule in Norddeutschland, wo hoher Besuch zum Eröffnungsdatum solchen Zeitdruck auslöste, dass projektiertes Roteichenholz mit Zustimmung der Bauleitung früher als üblich aus der Trockenkammer geholt wurde. Das Schwinden des Holzes nach der Verlegung führte später zu ungleichmäßiger Fugenbildung und gibt heute kein vorteilhaftes Bild eines gelungenen Holzpflasterbodens ab.
Derartige Fehler resultieren aus Unkenntnis und sind vermeidbar. Die gelungenen Objekte überwiegen. Etwa bei der Bäko, einer Genossenschaft für den Einkauf von Bäckereibedarf, wo im Veranstaltungsraum 2.000 qm Lärchenholzpflaster verlegt und versiegelt wurde. Oder bei einem großen Landmaschinenhersteller, in dessen Büro und Ausstellungsraum 1.000 qm Kiefernholzpflaster RE in 100 mm Dicke mit einer GE-Technik verlegt wurde. Auch hier wurde Holzpflaster ganz speziell auf die Bedingungen der Verlegung und Nutzung hin hergestellt. Das gilt natürlich erst recht für Holzpflaster als Wandbelag. In Holland fand sich ein Auftraggeber für diese seltene Variante. Weißgeöltes Holzpflaster aus Kiefer wurde dort in vorgefertigten Platten horizontal angebracht.
Dem modernen Boden-Trend auf der Fährte, gibt das Oldenburger Parkettwerk seinem Holzpflaster neue Farben, Oberflächen und Maße. Gebeizte oder farbig geölte Hirnholzklötze eignen sich gleichermaßen für die Loft-Wohnung wie für ein Laden-Objekt. Holzpflaster wird künstlich gealtert, gebürstet und strukturiert und erhält, im Gegensatz zum geschliffenen Parkett, eine besonders angenehme Oberfläche für den Barfußläufer.
Auch das Verlegemuster ist variabel. Üblich ist der englische Verband, es kann auf Wunsch aber auch auf Fuge verlegt werden. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn die normalerweise rechteckigen Klötze quadratisch gesägt werden. Dann erinnern sie noch stärker an Kopfsteinpflaster. Ein solches Produkt einschließlich geeigneter Fugenfüllungen befindet sich derzeit in der Entwicklung. Inhaber Heinz Schwarz nennt die Zielrichtung: "Wir stehen dafür, Kreativität und Individualität in den Holzpflasterbereich zu bringen und zusammen mit Architekten spezielle Lösungen für bestimmte Inneneinrichtungen zu entwickeln."
Fachverband Holzpflaster
Fachverband Holzpflaster e.V.
Meineckestraße 53
40474 Düsseldorf
Tel. 0211/43 49 04
Fax 0211/4 54 13 74
fachverband@holzpflaster.de
www.holzpflaster.de
Mitglieder:
• Richard Frank GmbH, Parkett und Holzpflasterwerk
• Oldenburger Parkettwerk GmbH
• Parkett Ritter Handels-GmbH
• Tekton-Holzpflaster GmbH
• Holzpflasterwerk Günther Volpert, Inh. Andreas Volpert
• Bona Vertriebsgesellschaft mbH Deutschland
• Kiesel GmbH & Co KG; - Stauf Klebstoffwerk GmbH
aus
Parkett Magazin 05/09
(Bodenbeläge)