Verlegung von Holzpflaster
Was muss der Klebstoff können?
Das Anforderungsprofil eines Holzpflasterklebstoffs übersteigt die Eigenschaften eines gängigen Parkettklebstoffes. Der Verleger muss eine hohe Verlegeleistung bewältigen und verlangt daher oft nach einem gebrauchsfertigen, einkomponentigen Klebstoff. Leichte Verstreichbarkeit (Rheologie) hilft ihm ebenso wie eine Einlegezeit, die, laut Klebstoffhersteller Stauf, unabhängig von der Holzart mindestens 10 Minuten betragen sollte. Gesundheitlicher Schutz von Verarbeiter und späterem Verbraucher entspricht dem Anliegen der gesamten Branche - isocyanatfreie und lösemittelfreie Produkte werden vor allem bei Objekten der öffentlichen Hand bereits in der Ausschreibung gefordert.
Gute Haftungseigenschaften sind die Basis für einen wirksamen Holzpflasterklebstoff. Das gilt zunächst für den Untergrund, der oft aus Beton, Zementestrich oder anderen Estricharten besteht. Ein breites Haftungsspektrum ist hier gefordert.
Nicht weniger entscheidend ist die Benetzung und Haftung am Hirnholzklotz. Der nämlich hat nicht nur unterschiedliche Oberflächenstrukturen, seine Saugfähigkeit ist groß und zudem abhängig von verwendeter Holzart und der Frage, ob es sich um Früh- oder Spätholz handelt.
Wegen der schnellen Feuchteaufnahme und starken Saugwirkung der stehenden Jahresringe benötigt man einen Klebstoff mit mittlerer bis schneller Abbindegeschwindigkeit. Die Holzquellung soll möglichst gering ausfallen, denn bei Klötzen ohne Klebstoffnut besteht sonst die Tendenz einer starken Horizontalausdehnung. Aufgrund der großen differentiellen Schwindmaße von Hirnholz ist bei zu starker Quellung immer eine Schüsselungsgefahr der Verlegeelemente gegeben.
Genau mit diesen mechanischen Kräften muss ein Holzpflasterklebstoff fertig werden. Er soll hohe Scherspannungen kompensieren und kurz aufeinander folgende Wechsel von Holzfeuchtezeiten schadlos überstehen. Klebstoffhersteller entwickeln daher eine thermoplastische oder elastische Mechanik als Kompromiss zwischen Maßhaltigkeit (Fugenbild) und Ausgleich der Spannungen im Holz.
1. Heißteer oder Heißbitumen
Mit diesem althergebrachten Holzpflasterkleber lässt sich eine schnelle Fixierung der Holzklötze ohne dabei auftretende Holzquellung erreichen. Das Produkt leistet eine starke mechanische Entkopplung vom Untergrund und führt nicht zur Ablösung des Holzpflasters. Auch bleibt eine Nachklebemöglichkeit erhalten. Die stark thermoplastische Eigenschaft erlaubt dem Holzpflaster aber eine beachtliche Horizontalausdehnung samt deutlichem Fugenbild. Gänzlich aus dem Rennen werfen diesen Klebstoff seine Gesundheit gefährdenden Inhaltsstoffe. Polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), wie Benzpyrene, können Hautkrebs verursachen.
2. Lösemittel-Kunstharzklebstoffe
Auch LM-Kunstharzkleber bieten eine gute Untergrund- und Holzhaftung mit deutlich thermoplastischer Mechanik. Die Holzquellung hält sich in Grenzen. Eine sichere Anbindung an den Untergrund mit guter mechanischer Entkoppelung ist durchaus gegeben. In vielen Fällen ist aber ein ausgeprägtes Fugenbild mit diesem Klebstoff nicht zu verhindern. Und schließlich dünstet er schadstoffhaltige Lösemittel aus, die heute keiner mehr einatmen will.
3. Dispersionsklebstoffe
Dispersionsklebstoffe benötigen wenig bis gar kein Lösemittel, dafür in der Regel Wasser als mobile Phase. Das führt zwar zu einer guten Haftung am Holz, aber auch zu einer deutlichen Holzquellung, die bei Hirnholzklötzen unerwünscht ist. Eine sichere Fixierung des Holzpflasters und eine thermoplastische Mechanik sind nach Angaben von Klebstoffherstellern zwar vorhanden, doch spricht eine begrenzte Untergrundhaftung eher gegen diesen Klebstofftyp.
4. Weichplastischer Dispersionsklebstoff
Als eine Spezialformulierung der vorgenannten Klebstoffart hat dieser Typus zunächst die gleichen Vorteile sicherer Fixierung und starker mechanischer Entkopplung des Holzpflasters vom Untergrund. Diesmal ist sogar die Untergrundhaftung optimiert. Die Holzquellung aber bleibt und damit einhergehend die Tendenz zu Horizontalausdehnung und ausgeprägtem Fugenbild bei Klimawechsel.
5. Weichelastischer 1K-PU-Klebstoff
Einkomponentige Polyurethan-Klebstoffe härten unter Zugabe von Luftfeuchtigkeit und/oder Wärme aus. Sie gewähren eine sichere Haftung an Holz und Untergrund und damit eine gute Fixierung des Bodenbelages. Weitere Pluspunkte sind gute mechanische Entkoppelung vom Untergrund und keine Holzquellung. Das Fugenbild ist akzeptabel, eine Horizontalausdehnung des Holzes wird allerdings nicht verhindert. Leider enthält dieser Kleber Isocyanate als Vernetzer. Freie, ungebundene Isocyanate wurden als gesundheitsschädlich erkannt, können Allergien hervorrufen und haben teils krebserregendes Potenzial.
6. Hartelastische 1K- und 2K-PU-Klebstoffe
Schubfestes Kleben ist der Anspruch einer hartelastischen Mechanik. Ein gutes Fugenbild steht im Vordergrund. Polyurethan-Kleber dieser Gattung verfügen über eine gute Holz- und Untergrundhaftung. Sie quellen bei der Verlegung das Holzpflaster nicht an, aber natürlich belasten die Kräfte des Holzes bei Feuchtewechseln mit einer großen Scherspannung direkt den Untergrund. Der muss geeignet sein, das zu ertragen. Und wie schon im obigen Fall sind auch hartelastische PU-Kleber isocyanathaltig, ein Manko, das beim derzeitigen Stand der Entwicklung in Kauf genommen werden muss.
7. Einsatz von Dämmunterlagen
Eine ganz besonders gute mechanische Entkopplung vom Untergrund erzielen Dämmunterlagen aufgrund ihrer Flexibilität und des doppelten Klebstoffauftrags. Bitumenpappe hat dabei eine Wasserdampf bremsende Wirkung und sogar mit 2 mm dickem PUR-gebundenem Kork-Gummi-Granulat ist eine schubfeste Klebung möglich. Einschränkungen entstehen bei der Verlegung auf Unterlagen durch erhöhte Holzquellung infolge reduzierter Untergrundsaugfähigkeit und später durch eine geringere Maßhaltigkeit der dicken Klebstofffuge.
aus
Parkett Magazin 05/09
(Handwerk)