Kleben von Massivdielen...
...aus Sicht der Industrie
Kleben von Massivdielen ist nach wie vor ein im Handwerk kontrovers diskutiertes Thema. Dr. Frank Gahlmann (Stauf Klebstoffwerk) nahm zu Fragen aus den Reihen der Mitglieder der Bundesfachgruppe Holz ausführlich Stellung.
Zur wichtigsten Frage, nämlich "Mit welchem Klebstoff sollen Massivdielen geklebt werden", hatte Dr. Frank Gahlmann (Stauf) keine abschließende Antwort, da viele Parameter zu berücksichtigen sind. "Eine beste Empfehlung ist nicht klar zu definieren. Der Klebstoffhersteller muss genau wissen, welche Art von Diele verlegt werden soll."
Der Hersteller müsse dazu mit dem Parkettleger einen Fragenkatalog abarbeiten, der Antworten auf die Maße der Dielen und die Art des Untergrundes gibt, der klärt, ob Klebstoffnuten auf der Dielenrückseite existieren und welche Holzart verlegt werden soll. Sogar die Oberflächenbehandlung sei von Bedeutung: Eine durch Klebstoffeinwirkung leicht geschüsselte Fertigdiele kann nämlich nicht nachgeschliffen werden. Deshalb empfehlen Klebstoffhersteller, unbehandelte Dielen mit gefasten Kanten einzusetzen und diese auf der Baustelle zu ölen.
Die deutschen Klebstoffhersteller haben Parkettarten im TKB-Merkblatt 1 klassifiziert und geeignete Klebstoffe zugeordnet. Für Massivholzdielen sind danach fast alle Klebstoffarten verwendbar. Grund dafür ist, dass die Hersteller sich nicht darauf einigen konnten, ob Massivdielen eher schubfest oder elastisch geklebt werden sollen. Nach der DIN 18356 sind hartplastische und schubfeste Klebstoffe einzusetzen, Dr. Gahlmann empfiehlt eher eine hart-elastische Einstellung des Klebstoffes.
Die Tendenz geht hin zu festeren Klebstoffen, die trotzdem Spannungen der Dielen abbauen können. Selbst bei den ehedem sehr elastisch eingestellten Silanklebern (SMP) setzen sich mittlerweile höhere Festigkeiten (E-Modul) durch.
Um die Maßhaltigkeit der Diele geht es bei den Schubkräften (G-Modul). Aufgrund von Holzfeuchteänderungen - Aufnahme von Wasser oder Lösemittel - verformt sich die Diele. Um das zu vermeiden, ist gemäß TKB-Merkblatt 1 für die Maßstabilität ein möglichst großes Verhältnis von Dicke zu Breite einzuhalten. Nach eigener Erfahrung sieht Dr. Gahlmann bei 20/21 mm Dicke und 200 mm Breite die Grenze dessen, was ein heutiger Klebstoff unter Massivdielen leisten kann.
Von besonderer Bedeutung ist in jedem Fall eine gute Spachtelung des Untergrundes in ausreichender Schichtdicke. Als Haftgrund sollte vorab eine Dispersion aufgetragen werden. "Für keinen anderen Holzbodenbelag ist die Ebenheit des Untergrundes so wichtig wie für Massivdielen", unterstreicht Dr. Gahlmann. Ein nur teilweiser Kontakt der Diele mit dem Untergrund führt unweigerlich zu einem Herausheben der Diele aus dem Klebstoffbett. Deshalb wird auch eine Beschwerung der geklebten Dielen über Nacht dringend angeraten.
Zur Frage, ob der Parkettleger während der Verlegung auf den frisch verlegten Dielen stehen und laufen darf, führte Dr. Gahlmann aus, dass es besser ist, wenn man die Dielen nach einmaligem Beschweren bis zum Abbinden nicht mehr bewegt. "Vor allem bei Dispersionsklebern sollte man vor der Fläche arbeiten."
Zum Klebstoffauftrag wurde angemerkt, dass die Standardzahnung B3 für Massivdielen nicht geeignet ist. Empfohlen werden Zahnungen ab B 10 aufwärts, die einen entsprechend größeren Klebstoffauftrag gewährleisten. Dabei ist nicht die Riefenhöhe, sondern eine gut verteilte Klebstoffmenge wichtig. Die Überbrückung von Hohlstellen hält Dr. Gahlmann nicht für erforderlich.
Zusammenfassung: Lösemittelkleber bieten, was die Haftung auf dem Untergrund betrifft, eine sichere Verlegung. Das geht aber auf Kosten der Maßhaltigkeit, denn sie bewirken bei Massivdielen leicht eine Schüsselung. Silan-Klebstoffe funktionieren bei Dielen, wenn sie als hochmoduliges SPUR-System und mit einem hohen Anteil von Haftvermittlern formuliert sind. Dispersionskleber sollten auf kürzere Dielen beschränkt bleiben, und zur Reduzierung der Holzquellung sollten reaktive 2K-Kleber eingesetzt werden. 1K-PU-Kleber sind laut Obermeister Peter Fendt mit Vorsicht zu genießen "vor allem, wenn sie eine lange offene Zeit haben." Bleibt letztlich der 2K-PU-Kleber. In hart-elastischer Einstellung mit hohem E-Modul ist dieser Klebstofftyp der aktuelle Favorit für Massivdielen. Er verursacht kaum Holzquellung, haftet gut an unterschiedlichen Holzarten, bindet rasch ab und nimmt dennoch Spannungen des Holzes auf, ohne sie vollständig an den Untergrund abzugeben.
...aus Sicht des Handwerks
Schäden bei Massivdielen können teuer werden, wenn der Parkettleger in die Gewährleistung genommen wird. Deshalb sollte sich der Fachmann über Eigenschaften von massiven Dielen und zugehörigen Verlegewerkstoffen ein Bild machen. Bundesfachgruppenleiter Willi Nürnberger hatte kritische Punkte zusammengestellt und moderierte die lebhafte Diskussion.
Verformung und SchüsselungDurch Feuchteaufnahme vor der Verlegung, beim Transport ohne Folie, Lagerung auf der Baustelle, aber auch durch Dispersionskleber können sich massive Dielen verformen. Das behindert sowohl ihr fugendichtes Verlegen als auch teilweise den Kleberkontakt mit dem Boden.
Restfeuchte im Neubau, nachstoßende Feuchte aus dem Untergrund, Wasserschäden oder einfach ein ungünstiges Raumklima können auch nach dem Abbinden des Klebers zu Quellspannungen führen. Vor allem dann, wenn die Diele untertrocknet eingebaut wurde, der Unterboden uneben ist oder die Estrichfestigkeit nicht ausreicht. Der Sachverständige Gert F. Hausmann hält für Massivdielen eine Estrichfestigkeit von 1 Newton für ausreichend. Bei Holzpflaster wären 1,2 Newton vorgeschrieben. "Keine Gitter in den Estrich einbringen", warnt Hausmann, "denn das sind Sollbruchstellen." Gegen Quelldruck hilft eher eine Entlastungsnut auf der Dielenrückseite, wie bei Produkten von Drüsedau. Und nervöse Hölzer, sagt Willi Nürnberger, sollte der Verleger ohnehin meiden.
Fugen und KantenverleimungJe größer die Dielenbreite, desto größer die Fuge - so lautet die Regel. Der Verbraucher darf in dieser Sache nicht durch Werbebilder mit fugendichten Dielenböden getäuscht werden. Ehrliche Aufklärung schützt vor späterer Enttäuschung und Reklamationen.
Von der Fertigung bis zur Verlegung der Diele im Kleberbett sollte die Holzfeuchte von 9-10% nicht überschritten werden. Durch starke Feuchteeinwirkung kann es zu bleibenden Faserstauchungen der Diele kommen. Wassersiegel sind solch eine Quelle von Feuchtigkeit. Beachtet der Verleger nicht den 24-Stunden-Abstand zwischen den Siegelaufträgen, kommt es fast immer zu Verformungen. Bundesinnungsmeister Joachim Barth würde eine Diele deshalb "nur ölen und wachsen". Zur Lackversiegelung hat er eine ganz eigene Meinung: "Wir brauchen Versiegelungslacke, die so dampfdicht sind, wie lösemittelhaltige SH- und DD-Lacke. Dann entweicht die Feuchtigkeit auch in trockener Heizungsluft nicht aus der Diele. Abrissfugen können so vermieden werden."
Maßhaltigkeit ist bei Dielen ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Ungenaue Fertigung bringt dem Verleger Ärger. Zu große Toleranzen bei der Herstellung führen zu Überständen, Überbreiten und Kantenaufstippungen. Eine lange Diele lässt sich beim Kleben nicht gerade biegen.
Massivdielen entwickeln hohe Quellkräfte, deren Ausdehnung im schlimmsten Fall das ganze Bauwerk beschädigen kann. Hart eingestellte Klebstoffe leiten den Quelldruck auf den Estrich. Der reißt, wenn er nicht fest genug ist. Mangelhafter Kleberauftrag kann dazu führen, dass sich die Diele bei Klimaschwankungen vom Untergrund löst. Große, zusammenhängende Dielenflächen mit wenigen Unterbrechungen begünstigen Aufwölbungen.
Silanmodifizierte, relativ elastische Kleber bieten wenig Widerstand gegen Schüsselungen, so die Erfahrung des Handwerks. Hart eingestellte PU-Kleber wiederum bergen die Gefahr von Estrichbeschädigungen und Ablösungen. Die kritische Phase während der Verlegung ist in jedem Fall die Zeit bis zum Abbinden des Klebers. Viele Parkettleger stehen nämlich auf dem frisch verlegten Parkett. Das klingt logisch, weil die Diele bis zum Abbinden des Klebstoffes belastet werden soll, doch zu frühes Begehen der Fläche kann zu feinen und folgenreichen Verschiebungen der Diele im Kleberbett führen. Wer mit wasserbasiertem Dispersionskleber arbeitet, sollte die Geduld von Bundeslehrlingswart Heinz Brehm haben: "Wir lassen dem Klebstoff genügend Zeit, sein überschüssiges Wasser loszuwerden."
Zusammenfassung: Die Klebung von Dielen verzeiht keine Fehler. "Alles muss stimmen!" schreiben die Experten ihren Branchenkollegen ins Stammbuch und weisen auf Alternativen zum Kleben hin: Genagelte oder geschraubte Dielenböden. Dabei entsteht eine sofortige Verbindung mit der Balkenlage. Die Diele hat keine Zeit, sich wie im Kleberbett bis zum endgültigen Abbinden des Klebers zu verformen. Im Gegenteil: herstellungsbedingte Verformungen können durch Spannvorrichtungen ausgeglichen und die gewünschte Lage kann durch Nägel oder Schrauben sofort fixiert werden.
aus
Parkett Magazin 01/10
(Handwerk)