Dr. David Reindl, Berger-Seidle Siegeltechnik

Oberflächenbehandlung und Versiegeln von Massivdielen

Bei der Oberflächenbehandlung von Massivholzdielen sind Fugen und mögliche Seitenverleimung besonders zu berücksichtigen. Je großformatiger die Dielen sind, desto breiter werden die Fugen. Werden die Fugen nicht dauerhaft mit elastischem Material geschlossen, kann es durch eindringende Lackversiegelung zur gefürchteten Kantenverleimung kommen. Wie eine Oberflächenbehandlung von Massivdielen auszuführen ist, welche Materialien eingesetzt werden sollten, hat Dr. Reindl von der Berger-Seidle Siegeltechnik in einem Referat zusammengestellt.

Ein immer wiederkehrendes Schadensbild ist die Seitenverleimung. Werden zwei Kanten an der Fuge durch Klebstoff von unten oder Lackeintritt von oben verleimt, platzt bei Feuchtewechsel an anderer Stelle eine weniger verleimte Fuge auf - immer an der schwächsten Stelle der Dielenfläche. Grundierungen sollen die Seitenverleimung reduzieren, indem sie ihrerseits die Fuge verfüllen, doch Dr. David Reindl räumt ein: "Minimieren der Seitenverleimung heißt nicht, sie zu verhindern."

Fasen an den Dielen beugen einem später unschönen Fugenbild vor. Allerdings sollte der Verleger bei der Versiegelung auf der Baustelle die durch die Fasen gebildete V-Fuge nicht komplett mit Lack verfüllen. Spachteltechniken fallen daher schon einmal aus.

Dr. Reindl empfiehlt, den Lack mit der Rolle in gleichmäßiger Schichtdicke aufzutragen und aus der Fase den Überschuss mit der Bürste oder dem Pinsel heraus zu holen, solange man dort herankommt, ohne in frischen Lack zu treten. "Da wird der Handwerker zum Künstler", ist sich Dr. Reindl der "Verrenkungen" bewusst, die gemacht werden müssen.

Bald nur noch Wasserlacke

PU-Lösemittellacke besitzen eine hohe Neigung zur Seitenverleimung. Ihr Vorteil ist beste chemische Beständigkeit. Auf vollflächig geklebten Dielen bilden sie zudem eine recht dampfdichte Oberfläche. Dadurch wird der Feuchteausgleich verlangsamt, was die Dielen in Form hält. Sind sie allerdings auf Lagerhölzer geschraubt oder genagelt, hat eine dampfdichte Oberflächenbeschichtung keinen Effekt mehr.

Wasserlacke beinhalten rund ein Drittel Festkörper und viel Wasser. Sie haben ebenfalls eine hohe Neigung zur Seitenverleimung. Nach Vorstellungen der Dielenhersteller könne ein vorheriges Grundieren die Kantenverleimung reduzieren. Sie müssen sich jedoch die Frage gefallen lassen, welchen Sinn eine Grundierung macht, wenn ohnehin jene Fuge zuerst aufplatzt, in die am wenigsten Lack gedrungen ist. Da wäre es besser, das Holz würde sich erst gar nicht bewegen. Deshalb ist es erste Pflicht des Verlegers, auf möglichst geringe Quellung, Scher- und Schubbelastung des Holzes zu achten. Bei der Nutzung von Wasserlack heißt das: Langsam arbeiten, nur eine Rollschicht pro Tag aufbringen und gut lüften, damit das Wasser verdunsten kann. Nicht ins Holz soll der Lack sein Wasser abgeben. "Wir werden in Deutschland bald nur noch Wasserlack nutzen können und müssen daher mit dem Einfluss von Wasser auf Holz leben und arbeiten können", betont Dr. Reindl. Mit den richtigen Methoden sollten sich alle Parkettleger also vertraut machen.

Verschiedene Öl- und Kombi-Produkte

Bei einer Ölimprägnierung handelt es sich um einen oxidativ trocknenden, nicht Schicht bildenden Auftrag ohne jegliche Seitenverleimung. Ölüberschuss wird von der Oberfläche wieder abgenommen und auspoliert. Ölimprägnierungen gewährleisten eine offenporige Oberfläche. Nur reines Wachs ist noch diffusionsoffener. Auch Einfärbungen sind mit Öl leicht zu realisieren. Der spätere Pflegeaufwand ist jedoch groß, der Oberflächenschutz eher gering.
Andere, Luft trocknende Produkte sind Öl-Kunstharzlacke und Schicht bildende Öl-Wachs-Kombinationen. Sie bewirken eine hohe Anfeuerung des Holzes. Die Gefahr einer Seitenverleimung ist gering. Schicht bildende Öl-Wachs-Produkte verhalten sich wie Dünnschicht-Versiegelungen, weshalb Weißbrüche in der Fuge nicht ausgeschlossen sind. Geruchsbelästigungen und längere Trockenzeit müssen in Kauf genommen werden.

Schleiftechnik beeinflusst Oberflächengüte

Schwingböden, die auf Lagerhölzern verlegt sind, benötigen einen Lack, der besonders gut haftet. Denn unter den Dielen und im Aufbau kann es zu Scherspannungen kommen, die bei der Versiegelung zu starken Zugbelastungen führen - insbesondere bei Hölzern ohne Nut und Feder. Ein möglichst grober Rohholzschliff und ein nicht zu feiner Zwischenschliff sind angeraten. Spachtelgrundierung wird nicht empfohlen. Natürlich bieten sich in einem solchen Fall Ölimprägnierungen an, denn "wo keine Schicht, da gibt es auch kein Problem mit Schichthaftung".

Eine Herausforderung schließlich ist das Schleifen von verlegten Dielenböden bei Renovierungsaufträgen. Besonders schwierig ist es, Lackreste aus V-Fugen herauszuarbeiten. Bei gefüllten Fugen kann es zur Flankenhaftung gekommen sein, der nur mit einer Fräse beizukommen ist.
aus Parkett Magazin 01/10 (Handwerk)