Böden für Sport- und Mehrzweckhallen

Oberbeläge meistens aus Holz oder Linoleum

Linoleum ist bei Sportböden in Deutschland der beliebteste Oberbelag. Kaum weniger wird Parkett verlegt. "Unsere Mitglieder verarbeiten etwa 50% Linoleum, 40% Parkett und 10% PVC, Gummi oder andere elastische Varianten", sagt Ralf Kohfeldt, Bundesfachgruppenleiter Sportböden im ZVPF. Kostenvorteile machen den Reiz von Linoleum aus, zumal heutzutage nur noch 2,5 bis 3 mm dickes Linoleum verwendet wird statt wie früher die 4 mm dicke Ware. Als weitere wesentliche Gründe gelten die leichte Pflege eines Linoleumsportbodens und seine Dauerhaftigkeit (bis zu 25 Jahre).

Für Oberbeläge aus Holz werden in Europa Eiche, Buche und Ahorn eingesetzt. Eiche ist dabei das bei weitem gefragteste Holz für Sportparkett. Eiche hat ein gutes Quell- und Schwindverhalten und eine Maserung, die Kratzer und Striemen verdeckt.

Deutschlands Handwerker bauen überwiegend werksseitig oberflächenbehandeltes Mehrschichtparkett ein. Die Gründe dafür liegen in der schnelleren und weniger aufwändigen Verlegung und in den klimastabilen Eigenschaften der Mehrschichtkonstruktionen. Günstige Schwingungseigenschaften sind ein weiteres Argument. Anmerkung: In Österreich muss die Decklage eines Mehrschichtsportbodens mindestens 8 mm betragen.

Vier unterschiedliche Bauarten

Deutsche Sportbodenleger fertigen zu etwa 80% flächenelastische Bodenkonstruktionen. Dieser Aufbau ist mit guter Ballreflexion und großflächigem Eindruckverhalten für fast alle Sportarten geeignet und hat daher das größte Anwendungsspektrum, zumal Sporthallen heute häufig auch als Mehrzweckhallen genutzt werden.

Mischelastische Böden machen rund 10% der Aufträge aus. Die Verformungsmulde ist hier kleiner als bei flächenelastischen Böden. Solche Böden bestehen aus einer 15 bis 20 mm dicken Elastikschicht mit bestimmter Dichte, die auf den Beton verlegt wird. Auf dieser Dämpfungslage werden zwei Lastverteilerplatten ein Viertel im Stoß versetzt kreuzweise vollflächig miteinander verklebt. Oberbeläge sind in der Regel Parkett oder Linoleum.

Als Lastverteilerplatten werden im Sportbodenbau Sperrholz, OSB-Platten oder Spanplatten eingesetzt. Das passende Sperrholz besteht aus Birke BFU 100 und ist in der DIN 68705 - 3 Baufurniersperrholz beschrieben. Es ist sehr elastisch, enthält aufgrund seiner Verleimung aber Formaldehyd. Hohe Elastizität hat auch die OSB 4 und obendrein den Vorteil, ohne Formaldehyd verleimt zu sein. Die Spanplatte V100 gilt eher als Kostenalternative. Für dauerhafte Belastung ist sie kaum geeignet, und man billigt einem solchen Bodenaufbau nur eine Lebensdauer von etwa 10 Jahren zu.

Zwei weitere Sportbodenkonstruktionen haben nur wenig Anteil am Markt. So genannte kombiniert-elastische Flächen, bei denen sich die Verformungsmulde nur schwach über einen Bereich von 500 mm ausbreitet, sind kaum noch gefragt. Punktelastische Böden dagegen sind in Kindergärten oder ähnlichen Einrichtungen die richtige Wahl, weil hier auch geringe Gewichte - Knie oder Ellbogen von Kindern nämlich - beim Stoß auf den Boden punktuell abgefedert werden.

Sportbodenfachgruppe bündelt Handwerksaktivitäten

Von dem Konjunkturpaket der Bundesregierung haben deutsche Sportbodenleger bisher wenig profitiert. "Es dauert noch, bis die Kommunen ihre Planungen abgeschlossen haben", meint Ralf Kohfeldt. Immerhin hat sein Kollege Andreas Rümmler in Leipzig einen Sportbodenauftrag erhalten, der aus dem "Krisenbewältigungstopf" finanziert wird.

Nach drei Jahren im Amt möchte Ralf Kohfeldt seiner Fachgruppe ein neues Image geben. "Wir wollen zunehmend Architekten und ihre Auftraggeber erreichen und unseren Bekanntheitsgrad erhöhen", sagt er. Dazu hat er die EDV-Fachgruppe im Zentralverband um Unterstützung gebeten. Sie soll seine Sportbodengruppe in der Suchliste von Google auf die erste Seite bringen. Außerdem möchte Kohfeldt den Austausch unter den Mitgliedern seiner Gruppe stärken. Auch vor größeren Aufträgen nicht zurückschrecken, sondern gemeinsam zuschlagen - das ist seine Vision. Selbst mit fremden Spezialisten könnten sich Parkettleger zusammentun: Der Parkettleger liefert und baut die Unterkonstruktion, das Kleben von Gummigranulat und Gießen einer nahtlosen PU-Nutzschicht übernimmt ein Fremdunternehmer.

Regelmäßige Treffen der Sportbodengruppe gab es bisher nicht, trotz wiederkehrender Fragen, die an die Gruppe herangetragen werden. So hat sich die CTA, Vereinigung führender Lackhersteller, gemeldet, um Fragen zu Spielfeldmarkierungen und dem "Abmehlen" bestimmter Lackarten im Tanzsport gemeinsam mit der Fachgruppe zu klären. "Schulungen haben wir bisher nie organisiert", sagt Kohfeldt, möchte aber mit Herstellern wichtige Themen, wie Oberflächenschutz oder punktelastische Aufbauten, für seine Mitglieder anbieten. Auf dem kleinen Messestand des ZVPF auf der FSB-Messe Ende Oktober 2009 in Köln konnte er schon erste Schritte und Gespräche in diese Richtung einleiten.

Normen-Dschungel: Zwei Normen für Sportböden

Für Sportböden gibt es eine europäische Norm (EN) und eine deutsche Norm (DIN). Beide vertragen sich nicht, da die europäische Norm in wichtigen Punkten keine Aussage macht und deshalb nicht dem deutschen Baurecht genügt. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) sagt daher klipp und klar: "Bis zur Überarbeitung der EN 14904 kann die DIN V 18032-2 nicht zurückgezogen werden und ist weiter anzuwenden."

Was hat die deutsche Norm vom April 2001, was die europäische Sportbodennorm vom Juli 2006 nicht hat? Ein Blick in die Erläuterungen zur Anwendung der DIN EN 14904 und DIN V 18032-2 auf der Website des Deutschen Instituts für Normung gibt Auskunft. Wörtlich heißt es dort: "In der Europäischen Norm DIN EN 14904 sind Festlegungen enthalten, die dem nationalen Recht nicht entsprechen und somit baurechtlich nicht umgesetzt werden können. Dies betrifft Anforderungen an das Brandverhalten, Anforderungen an den Gesundheits- und Umweltschutz, insbesondere im Hinblick auf das deutsche Chemikalienrecht (Gehalt an Formaldehyd und an PCP). Seitens der Bauaufsicht wird daher geprüft, in welchem Umfang ergänzende Regelungen erforderlich sind."

Die europäische Norm ist aus vielen Landesnormen als Kompromiss mit kleinstem gemeinsamen Nenner entstanden. Emissionen von Formaldehyd und Pentachlorphenol (PCP) sind in der EN 14904 nicht berücksichtigt. In Deutschland aber gilt zudem für in den Verkehr gebrachte Produkte, dass künftig für jeden Baustoff und jede Baugruppe eine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBT) vorliegen muss. Dort werden sowohl die Brandschutz-Eigenschaften geprüft als auch der Anteil der flüchtigen Stoffe nach dem AgBB-Schema gemessen. Laut DIBT dürfen in Deutschland nur solche Sportböden eingebaut werden, die über die Anforderungen der EN 14904 hinaus in keinem ihrer Produktbestandteile den PCP-Gehalt von 5 ppm überschreiten. Außerdem müssen sie der Formaldehydklasse E1 entsprechen, d.h. weniger als 0,124 mg pro Kubikmeter Luft emittieren. Bei Nadelholz-Konstruktionen kann es zu Problemen kommen, weil Tanne und Fichte von Natur aus Formaldehyd abgeben.

Die europäische Sportbodennorm ist nicht zum ersten Mal in der Bearbeitung. Aber zu den bereits angeführten Mängeln kommen noch mehr hinzu. Die derzeitige Fassung berücksichtigt nicht die in der DIN festgeschriebene Unterscheidung der verschiedenen Sportbodenarten, Anzahl und Anordnung der Messpunkte zur Prüfung der Eigenschaften und auch nicht die Prüfung des Gleitverhaltens/Reibung von Sportböden. Um diese fehlenden Faktoren zu ergänzen und die sportfunktionellen Eigenschaften bei der Anwendung der EN 14904 zu regeln, wird derzeit eine nationale Anwendungsnorm unter Berücksichtigung der DIN V 18032-2 erarbeitet.

Bis diese Anwendungsnorm fertig gestellt ist und dann die EN 14904 ein weiteres Mal überarbeitet wurde, bleibt in Deutschland die DIN V 18032-2 gültig. Einige ausländische Sportbodenhersteller sehen dies als protektionistische Maßnahme. Die deutsche Norm, so wird beklagt, begünstige Mehrschichtsportböden wie jene von Hamberger. Massivholzböden dagegen, beispielsweise von Junckers, erfüllten zwar nicht alle Forderungen der deutschen Norm, seien aber mit der europäischen Norm im Einklang.
aus Parkett Magazin 01/10 (Bodenbeläge)