Fachbeiträge aus den jüngsten Innungsversammlungen

Das ist wichtig für Parkettleger

In zahlreichen Vorträgen und Diskussionen anlässlich von Innungsversammlungen geht es um Themen, die über den regionalen Rahmen hinaus von Bedeutung sind. ParkettMagazin war vor Ort und hat notiert, was wichtig ist.

Umwelt-Haftpflicht-Versicherung

Mit dem Slogan "umweltfreundlicher Wasserlack" sollte besser niemand werben, denn das könnte Abmahnungen und Kosten nach sich ziehen. Ein Wasserlack ist zwar gesundheitsverträglicher als Lösemittellack, kann aber dennoch die Umwelt schädigen. Betriebe, die mit solchen Produkten arbeiten, werden im Schadensfall in die Pflicht genommen. Fällt beispielsweise ein offenes Gebinde mit Lack oder Klebstoff aus dem Wagen, rinnt in ein Gewässer und führt flussabwärts zum Absterben der gekielten Smaragdlibelle, dann kann das solch ein Fall sein. Ganz gleich ob schuldhaft oder nicht - das deutsche Umweltschadensgesetz (USchadG 2007) verpflichtet zu Haftung.


Wie kalkuliert man das Schleifen und Versiegeln von Altböden?

"Selber an der Preisschraube drehen", empfiehlt Bundesinnungsmeister Joachim Barth seinen Berufskollegen. Bei einem Renovierungsauftrag für 11-15 EUR/qm hat der Parkettleger aber in die falsche Richtung gekurbelt. "Zu oft werden Nebenkosten vernachlässigt", sagt Barth und rechnet vor, wie man auskömmlich kalkuliert. Das Beispiel ist ein fiktiver Auftrag über das Schleifen und Versiegeln von 30 qm Mehrschichtparkett. Die Entfernung zum Betrieb beträgt 20 km.

Grundsätzlich muss sich der Parkettleger über Umfang und Problempunkte der Arbeit ein Bild machen. Zu beachten ist die Verlegeart, schwimmend oder geklebt. Gibt es lose Lamellen und Leimprobleme an den Ecken? Wie dick ist die Nutzschicht oberhalb der Brüstung und wie hart die abzuschleifende Lackschicht? Sind Schäden oder Befall erkennbar, gibt es nicht ausschleifbare Flecke und tiefe Schrammen oder Dellen?

Solche Aspekte müssen in die Berechnung des Arbeitspreises einfließen. Erster Punkt, natürlich, die Lohnkosten. Da addiert Barth 2,76 EUR/qm Stücklohn, 2,76 EUR/qm Zuschlag für Sozialnebenkosten und 2,60 EUR/qm Zuschlag für betriebliche Sachkosten und kommt insgesamt auf 8,12 EUR/qm. Dann folgen die Materialkosten. Darunter fallen mit nur 0,79 EUR/qm drei Bespannungen und sechs Schleifscheiben sowie 9 Liter Lack mit 2,76 EUR/qm. Auf diese Summe von 3,55 EUR/qm kommen 20% für Materialgemeinkosten wie die Lackrolle. Das sind dann 4,26 EUR/qm an Materialkosten. Der Zwischenschliff ist hier schon eingerechnet, weil man dafür ein bereits benutztes Schleifgitter verwenden kann. Den größten Faktor spielen die sonstigen Kosten, etwa mehrmaliges Hinfahren zum Kunden. Sie schlagen mit 7,16 EUR/qm zu Buche. So entsteht ein Selbstkostenpreis von 19,54 EUR/qm. Dazu kommen Wagnis und, weil viele Kunden das selbständig abziehen, ein Skontoaufschlag. Der Brutto-Endpreis von 29,79 EUR/qm ist dann ein auskömmliches Ergebnis für das Schleifen und Neuversiegeln eines Mehrschichtparketts.

Ölen und Wachsen ist ein Design-Thema

Das ökologische Bewusstsein der Verbraucher, sagt Götz Schubert von Oli Lacke, ist in hohem Maße sensibilisiert. Darüber hinaus gibt es einen allgemeinen Trend zu matten Oberflächen - sogar bei Autos. Bei Holzfußböden bedienen oxidativ trocknende Öle am besten die Nachfrage nach offenporigen, atmungsaktiven, matten Oberflächen, meint Götz Schubert. Sein Unternehmen hält reinen Ökoprodukten wie Sonnenblumenöle und Sojaöle, die einen geringen Anteil an ungesättigten Fettsäuren haben, langsam trocknen und bei Wärme wieder erweichen, die Produktlinie Natura entgegen. Hier werden High Solid Produkte verwendet, die auf Lösemittel verzichten. Soll eine stärkere Penetration des Holzes erfolgen, wird als Lösemittel das in der Medizin zugelassene Isopar eingesetzt.

Öle werden klassifiziert nach dem Anteil der trocknenden Inhaltsstoffe. High Solid Systeme haben einen nicht-flüchtigen Anteil von 98-100%. Medium Solid Produkte haben 40-60%. In diese Kategorie fallen die Pflegeprodukte.

Selbst im Objekt, wo früher mit hochwiderstandsfähigen Lacken beschichtet wurde, wird immer häufiger Öl genutzt. "Sowohl chemisch wie mechanisch ist dem Öl kaum noch eine Grenze gesetzt, wenn man die Kunden mit ins Boot holt", sagt Götz Schubert. "Aber die Fläche muss auch ständig gepflegt und in diesem Zustand gehalten werden." Der Öl-Auftrag sollte sparsam erfolgen, am besten mit einem Spachtel. Man darf dem Boden eine Stunde zum Aufsaugen geben. Je mehr Öl der Boden letztlich aufnimmt, desto größer ist die Schutzfunktion und Lebensdauer. Sofortiges Nachölen stark saugender Stellen ist oft besser, als ein zweiter Gesamtauftrag, denn der Großteil der Fläche kann schon gesättigt sein. In der Fuge darf kein Öl stehen bleiben. Am Ende gewinnt der geölte Boden optisch, wenn er mit geeigneten Pads behandelt wird.

Fehlerhafte Anwendung von High Solid Produkten kann zu einer klebrigen, nicht trocknenden Oberfläche führen. Sie wird durch gleichmäßig dünnes Auftragen und rechtzeitiges Abziehen von überschüssigem Öl mit dem Gummiwischer vermieden. Fleckige Oberflächen mit hell-dunkel Kontrasten sind oft auf ungleichmäßigen Holzschliff zurück zu führen. Hier hilft nur eine gewissenhafte Vorarbeit mit einer Schlifffolge, wie in Technischen Merkblättern beschrieben.

Holzverfärbung durch Lichteinwirkung

Aussagen zu Holzfarben gibt es in einer Vielzahl von Normen: DIN EN 13226 Massivholz-Parkettstäbe, DIN EN 13227 Lamparkett, DIN EN 13488 Mosaiklamellenparkett, DIN EN 13489 Mehrschichtparkett, DIN EN 13228 Massiv-Overlay-Parkettstäbe, DIN EN 14761 Holzfußböden - Massivholzparkett - Hochkantlamelle, Breitlamelle und Modulklotz, DIN EN 13629 Massivholzdielen - nur die Nadelholz-Norm macht keine Angaben.

Ein Beispiel ist das Exotenholz Doussie. Es zeigt mitunter gelbliche Flecke im Parkett. Die entstehen durch Einlagerungen wasserlöslicher Pflanzenfarben im Holz, wenn der Stamm beim Wuchs Stress ausgesetzt war. Das kommt vor, wenn Einschlagsgebiete an den Waldrändern ausgebeutet und damit qualitativ schlechtere Bäume verarbeitet werden. Der Parkettleger kann das nicht vorhersehen.

Farbveränderungen im Holz durch UV-Tageslicht sind normal und geschehen langsam. Das Auge des Kunden gewöhnt sich daran. Überraschungen gibt es nur, wenn der Teppich zurückgeschlagen wird und sich deutliche Unterschiede zu nicht abgedeckten Bereichen ergeben. Oder wenn für Boden, Türen und Paneele gleiches Holz verwendet wurde, das sich nun unterschiedlich verändert. Dann kann es zu Reklamationen kommen.

"Eine Hinweispflicht hat der Parkettleger nicht, eine Beratungspflicht ja", sagt der Sachverständige Norbert Strehle. Dabei gilt es, positiv zu argumentieren. Echte Parkettböden werden schöner und schöner. Verfärbungen durch Licht sind solch ein Echtheitsbeweis. "Daraus darf dem Parkettleger kein Vorwurf gestrickt werden", betont Strehle, "sonst müsste man ja darauf hinweisen, dass morgens die Sonne aufgeht." Derzeit wird in Hamburg eine Diplom-Arbeit über Holzverfärbungen geschrieben, deren Ergebnisse in einem Handbuch für Parkettleger verfügbar gemacht werden sollen.

Feuchtemessung bei CEM II Estrichen

Immer noch gibt es Probleme beim Messen der Feuchte in CEM II Zement-Estrichen. Anlass für Untersuchungen des Sachverständigen Norbert Strehle war 2008 ein Estrich, der angeblich nicht trocknen wollte. Erst sollte er mit Epoxidharz "geflutet" werden, dann nahm man eine CM-Messung vor. Die ergab 1,96%. Also alles ok? Nein, denn eine Darrprobe aus dem gleichen Bohrloch schlug mit 4 - 4,5% zu Buche. Die Bestätigung der Verlegereife wurde zurückgezogen. Trotzdem wurde später ein Gummibelag verlegt, und der liegt bis heute ohne Beanstandungen.

Untersuchungen des Materials von 19 CM-Messungen zeigten einen sehr unterschiedlichen Trocknungsverlauf: Manche Proben brauchten 38 Tage, andere 68 Tage, bis sie ihr Gewicht nicht mehr veränderten. "Das ist wahrscheinlich auch bei CEM 1 Estrichen so, es hat nur niemand untersucht", meint Strehle. Auch bei begleitenden Darrproben unter drei verschiedenen Temperaturen ergaben sehr unterschiedliche Ausgleichsfeuchtewerte. Nach diesen Messungen benötigten einige Estriche nur 13 Tage, andere über 60 Tage bis zur Belegreife.

"Nur wenn man weiß, welchen Estrich man misst, kommt man zu einem gesicherten Ergebnis", sagt Strehle. "Ein Parkett- und Bodenleger erkennt in der Praxis nicht, welcher Estrich verlegt wurde. Nicht einmal in Zementsäcken der Hersteller ist bei gleicher Bezeichnung immer der gleiche Zement." Grundsätzlich rät der Sachverständige, bei CEM II Estrichen mit verzögerter Austrocknung zu rechnen. "Wenn man den verbauten Zement nicht kennt, würde ich dem CM-Gerät mehr vertrauen", sagt er, fügt aber an: "Jeder soll so messen, wie er es gelernt hat und im Zweifelsfall Bedenken vortragen. Wenn der Parkettleger den Estrich für trocken hält, sollte er protokollieren, wie, wo und was er gemessen hat - falls später doch ein Schaden eintritt."

Mit dem DarrMax hat die Firma Internationales Parkett Centrum (IPC) übrigens gerade ein handliches Darr-Gerät für die Baustelle auf den Markt gebracht. Das Prinzip stammt aus der Medizintechnik und hat die nötigen Prüfungen für den Bausektor durchlaufen. Der DarrMax prüft Holz bei 103 Grad C in etwa 5 Minuten und Anhydrit-Estrich bei 45 Grad C in cirka 10 Minuten. Die Kosten für das Gerät samt Holzraspel, Mörser, Handschuhe und Transportkiste belaufen sich nach Angaben des Anbieters auf rund 2.000 EUR.

Werkzeugtasche für Azubis

Eine Werkzeugtasche für Auszubildende des Parkettlegerhandwerks hat Stefan Henn, Parkettlegermeister aus Essen und stellvertretender Lehrlingswart der Innung Düsseldorf, zusammen mit seinem Obermeister Karl-Ernst Troost zusammengestellt. Sie beinhaltet 29 Werkzeuge, die der Lehrling als Erstausstattung benötigt.

"Das wäre ein gutes Einstiegsgeschenk vom Betrieb und eine echte Motivation für den Auszubildenden", meint Stefan Henn.

Die Werkzeugtasche kostet einschließlich Versand 430 bis 450 Euro und ist zu beziehen unter www.parkett-kontor.de.

Anforderungen beim Schallschutz

Anforderungen an den Schallschutz gibt es erst ab einem Zweifamilien-Wohnhaus, es sei denn, er wäre vor der Errichtung eines Einfamilienhauses bereits bauseitig vereinbart worden. Gelistet sind entsprechende Vorschriften in den Landesbauordnungen und in der DIN 4109. Im Beiblatt 2 zur DIN 4109 sind zusätzliche Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz gegen Schallübertragung aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich und Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich enthalten. Sie bedürfen aber einer besonderen vertraglichen Vereinbarung und werden erst dann zu Anforderungen. Bei Renovierungen, wie einer Bodenerneuerung, gilt jener Schallschutz, wie er zum Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes gefordert war.

In einem Mehrfamilienhaus kann es schnell zu Widersprüchen kommen. Der Schallschutz nämlich ist hier Sache des Gemeinschaftseigentums, muss also von allen Wohnungseigentümern gemeinschaftlich sichergestellt werden. Er wird auch bereits beim schwimmenden Estrich berücksichtigt und dürfe sich nicht verändern, wenn der Oberbodenbelag ausgetauscht wird.

Nun zählt der Bodenbelag zum Sondereigentum des einzelnen Wohnungseigentümers. Er kann damit tun und lassen was er will. Zwar gibt es Urteile, in denen Eigentümer verpflichtet wurden, wieder einen Rückbau auf leisen Teppich vorzunehmen, mit der Landesbauordnung steht das aber, laut Strehle, nicht in Übereinstimmung. Muss nun ein Parkettleger sich vom Schallverhalten oder Trittschall eines Bodens überzeugen, bevor er ihn einbaut? "Nein", sagt Norbert Strehle, "das kann er auch gar nicht. Vielmehr ist Aufgabe des Bauherrn, sich von einem Bauphysiker über Schallschutz beraten zu lassen."
aus Parkett Magazin 01/10 (Handwerk)