Neuer Ursprungsnachweis
Genetischer Fingerabdruck auch für Holzparkett?
In der allgemeinen Verbrechensbekämpfung hat der genetische Fingerabdruck in den letzten Jahrzehnten die Beweiskraft in Indizienprozessen spürbar erhöht und bisher unbekannte Täter auch viele Jahre nach der Verübung eines Verbrechens noch überführt. Vergleichbare Verfahren entstehen nun möglicherweise auch für Holzprodukte.
Es gibt bisher keine genauen Zahlen über den Umfang des illegalen Holzeinschlages. Vor einigen Jahren hat die World Bank den Markt auf jährlich 10 Mrd. USD geschätzt, ohne allerdings Beweise für diese imposante Zahl zu liefern. Dass illegaler Holzeinschlag existiert und damit ein Problem für den Umweltschutz darstellt, ist hingegen unstrittig. Allein das indonesische Forstministerium hat angeblich über 600 Fälle von illegalem Holzeinschlag im Zeitraum von 2006-2008 registriert.
Der amerikanische Lacey Act und die geplante EU-Gesetzgebung stellen nicht nur den illegalen Holzeinschlag unter Strafe, sondern auch den Handel mit Produkten, die aus illegal eingeschlagenem Holz hergestellt wurden. Die dazu geforderte Offenlegung der vollständigen Handelskette für sämtliche Holzprodukte gilt als brauchbares Verfahren, Illegalität aufzudecken. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass derartige Prüfungen, die ausschließlich auf "Papieren" basieren, durchaus mit gefälschten Dokumenten ausgehebelt werden können.
Diese Sorge bezüglich der Validität der vorgelegten Legalitätsnachweise ist der Nährboden für völlig neue Denkansätze. Die Firma Double Helix Tracking Technologies (DHTT) hat mit Unterstützung der Regierung von Singapur in dem südostasiatischen Stadtstaat ein bemerkenswertes Projekt bisher ausschließlich für die Holzart Merbau gestartet. DHTT hat eine Gruppe von internationalen Genforschern in Singapur zusammengezogen und die DNA, d.h. den "genetischen Fingerabdruck" der Holzfaser von Merbau analysiert.
DHTT hat nach eigenen Angaben ein Verfahren entwickelt, mit dem die ursprüngliche DNA des Rohholzes selbst aus Fertigprodukten, die mehrere Produktionsschritte durchlaufen haben, nachzuweisen ist. Eine weitere Schlüsselerkenntnis war, dass sich die DNA verschiedener Proben aus unterschiedlichen Wuchsgebieten signifikant unterscheiden. Somit bietet das technische Verfahren eine Möglichkeit, Merbau-Holz eines beliebigen Fertigproduktes einem Ursprungsgebiet zuzuordnen.
Basierend auf diesen Erkenntnissen hat das Unternehmen damit begonnen, eine bio-geographische Datenbank für die Holzart Merbau anzulegen. Damit können sowohl die Einkäufer von Rohhölzern als auch die Importeure von Fertigprodukten zweifelsfrei feststellen lassen, ob die in den Papieren gemachten Angaben mit der Realität übereinstimmen. Markierungen, eine Flut von Papieren und umfangreiche und teure Zertifizierungen von Handelsketten könnten damit mittelfristig der Vergangenheit angehören.
Über die Kosten der Analyse und die offene Frage, ob die Methodik auch für andere Holzarten anwendbar ist, liegen noch keine abschließenden Kenntnisse vor.
aus
Parkett Magazin 01/10
(Bodenbeläge)