Löwenteppich


Löwen als Motiv in Teppichen haben im Iran seit je her eine besondere Bedeutung, gelten sie doch als Symbole und Beschützer herrschaftlicher Macht. Weitere Symbolkraft haben die Raubkatzen für die Nomaden, die den Widrigkeiten der Natur trotzen müssen. Die Eigenschaften, die den Löwen zugeschrieben werden, also Mut, Tapferkeit und Ausdauer, gelten als ihre wichtigsten Tugenden. Geknüpft in Teppich soll der Löwe die Gemeinschaft vor Gefahren schützen.

Die zahlenmäßig größte Menge Löwenteppiche dürfte von den Ghaschghai-Nomaden geknüpft worden sein, doch auch die Bachtiari, Lori und Afshar waren in diesem Bereich aktiv. Ein besonderes Augenmerk wollen wir hier auf ein außergewöhnliches Stück richten: dem wohl größten bekannten antiken Löwenteppich. Schon der Nomadenteppichexperte Tanavoli beschreibt ihn in seinem Werk "Lion Rugs". Geknüpft wurde das 200 cm x 500 cm große Stück wahrscheinlich von sesshaft gewordenen Kurdischen Nomaden. Doch nicht nur die reine Größe des Teppichs ist beeindruckend, auch die Gestaltung ist sehr ungewöhnlich.

Das Muster wird von fünf Rechtecken gebildet, von denen drei mit je einem großen Löwen und zwei mit je einer Gruppe Rehe ausgefüllt sind. Die wachsam liegende Haltung der Löwen unterstreicht die Beschützerrolle, die das Tier wahrnimmt. Die drei Löwen bewachen ganz offensichtlich mehrere ängstlich erscheindenden Rehe. Die Größe des Teppich spricht nach Tanavoli dafür, dass er zwar als Repräsentationsstück für einen Stammesführer der Ghaschghai gefertigt wurde, aber nicht für den Gebrauch in einem Zelt bestimmt war. Vielmehr ist anzunehmen, dass dieser Löwenteppich in einem Audienzraum in einem festen Haus gelegen hat.
aus Carpet Magazin 01/10 (Teppiche)