Medipax
Erfolgreich im Niedrigpreissegment
Soll eine Fachzeitschrift wie Carpet XL über eine Teppichabteilung berichten, bei der der erste Eindruck eines (Fach-)Besuchers "billig" lauten könnte? "Ja, unbedingt" haben wir uns gesagt, denn erstens könnte es genau das Konzept der Betreiber treffen und zweitens könnten sie damit ungeheuer erfolgreich sein. Beim Medipax Clevermöbelmarkt in Offenbach ist das der Fall, denn hier werden mit einem Niedrigpreiskonzept monatlich viele Tausend Quadratmeter Teppich gedreht.
Gelegen ist der 4.000 m SB-Möbelmarkt direkt an der Hauptstraße zwischen Offenbach und Frankfurt, die Besucherfrequenz ist entsprechend hoch. Möbel, Sitzgarnituren und ein Boutique-Bereich nehmen die größte Fläche ein, für Teppiche stehen 800 m zur Verfügung. Und auf dieser Fläche wird gezeigt, was zurzeit im unteren Preissegment besonders stark nachgefragt wird: Fast 90% der Ware sind Maschinenwebteppiche, die vor allem aus der Türkei aber auch aus Belgien kommen, der Rest besteht aus Handtuft- und Handwebware. Neben der Markenware werden hier auch Teppiche unter der Eigenmarke Stella vertrieben, die von einem türkischen Hersteller produziert werden.
Zu den Topsellern gehören ein Polyestershaggy ab 49 EUR und ein 3D-Steinteppich für 350 EUR, beide im Format 160cmx230cm. Das teuerste Stück liegt bei unter 1.000 EUR für den Endkunden. Mit einem Anteil von 30% findet sich hier ausgesprochen viel klassisch gemusterte Ware. Das mag mitunter an der Klientel liegen, denn hier und in den bislang sieben weiteren Medipax-Märkten kaufen vor allem türkische und russische Kunden ein. Miteigentümer Mehmet Demir wirbt denn auch intensiv auf türkischen Satelliten-TV-Sendern - und zwar nicht nur tagsüber, sondern auch zur Primetime. Während Printwerbung eine untergeordnete Rolle spielt, setzt Demir auf Mund zu Mund-Propaganda, die offenbar besonders gut in dieser Kundengruppe funktioniert. Ein Aspekt sorgt wohl per se für eine hohe Weiterempfehlungsquote: "Billig ist für uns immens wichtig. Unsere Kunden wissen, dass sie nirgends billiger als bei uns ihre Teppiche kaufen können. Dafür nehmen sie auch Anfahrtswege von bis zu 300 km in Kauf", erläutert Demir eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Viele seiner Kunden kommen daher immer wieder, um alte Teppiche zu ersetzen oder den Rest der Wohnung mit seiner Ware auszulegen. Auch die vielen Aktionen, die in den Medipax-Geschäften laufen, sorgen für permanenten Kundenzulauf. Beispiel "Alt gegen Neu": Für jeden alten Teppich, den die Kunden abliefern, erhalten sie eine Prämie, die vom Preis des gekauften Teppichs abhängt. Zwischen 40 EUR und 90 EUR werden angerechnet, allerdings nicht bei Aktionsware.
Bislang betreibt Demir acht Filialen, eine deutschlandweite Expansion soll auch mit Hilfe von Partnern erfolgen (siehe Interview). Auf einen zentralen Einkauf verzichtet der Geschäftsmann: "Jede Filiale ist eigenständig für den Einkauf verantwortlich, denn die Kundengruppen sind zum Teil doch etwas verschieden." Betreut wird die Offenburger Teppichabteilung Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr von drei festen Mitarbeitern, wobei "jeder der insgesamt 16 Mitarbeiter der Filiale alles machen kann."
"Die Geschäfte dürfen optisch keine Schwellenängste hervorrufen. Sie dürfen nicht luxuriös oder total aufgeräumt wirken. So, wie sie jetzt sind, ziehen wir eine Menge Kunden an", erklärt Demir eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Überraschend ist, dass - entgegen dem ersten Eindruck - nicht nur Kunden unterer Einkommensschichten den Weg in die Medipax-Filialen finden, "sondern alle Schichten vertreten sind."
Interview mit Mehmet Demir, Medipax ClevermöbelmarktMedipax dreht mit seinem Möbel- und Teppichdiscount-Konzept Mengen, die im Handel derzeit selten geworden sind. Carpet XL sprach mit Mehmet Demir, Mitinhaber von Medipax Clevermöbelmarkt, über sein Erfolgsgeheimnis und die Expansionspläne seines Teppichabteilungskonzepts.
Carpet XL: Wo sehen Sie die besonderen Vorzüge Ihres Konzepts?
Mehmet Demir: Vor allem in den günstigen Preisen, die wir anbieten können. Und wir geben den Kunden, was sie wollen. Das ist ein ordentlicher Teppich in ordentlicher Qualität in wirklichen Trendfarben. Da sich unser Sortiment extrem schnell dreht, haben wir keinen Altbestand. Unser Vorteil ist auch, dass viele Kunden immer wieder zu uns kommen, einen weiteren Teppich kaufen oder einen alten austauschen.
Carpet XL: Derzeit suchen Sie noch Handelspartner, bei denen Sie Ihr Teppichabteilungskonzept installieren möchten. Welche Voraussetzungen sollten Interessenten erfüllen?
Mehmet Demir: Am wichtigsten ist der Standort. Er muss sehr verkehrsgünstig liegen und viel Laufkundschaft anziehen. Der Markt, in dem wir unseren Shop installieren, sollte mindestens 5.000 m groß sein. Ob es sich dabei um einen Hyper-, Bau-, Möbel- oder Fachmarkt oder ein Möbelgeschäft handelt, spielt keine Rolle. Für die Teppichabteilung sollten mindestens 200 m zur Verfügung stehen, darunter wird es schwer, eine funktionierende Abteilung zu installieren.
Carpet XL: Welche Vorteile ergeben sich für das Unternehmen, das mit Ihnen zusammenarbeitet?
Mehmet Demir: Mit unserer Werbung und unseren Aktionen ziehen wir permanent Kundschaft an. Natürlich übernehmen wir die Gestaltung der Abteilung, die Warenpräsentation. Wir können Mitarbeiter stellen, besser sind jedoch Mitarbeiter aus dem eigenen Haus. Sie wissen am besten, wie ihr Haus funktioniert, sie sind authentisch. Natürlich schulen wir die Mitarbeiter auch.
Prinzipiell sind zwei Varianten der Zusammenarbeit möglich: Bei der ersten Variante mieten wir Flächen in einem Geschäft an und betreiben sie auf eigene Rechnung. Bei der zweiten Variante arbeiten wir auf Provisionsbasis mit dem Handelsunternehmen zusammen und wir organisieren den gesamten Einkauf. Die Zusammensetzung des Sortiments liegt in den Händen des Partners, er sagt uns, was er möchte. Allerdings geben wir die Verkaufspreise vor.
Carpet XL: In welchen Regionen suchen Sie Partner für Ihre Expansion?
Mehmet Demir: Unsere Wunschstädte sind Wiesbaden, Köln, München, Stuttgart oder Nürnberg, also die Rhein-Main-Region, das Ruhrgebiet/Rheinland und Süddeutschland. Hier möchten wir gerne bald drei weitere Filialen eröffnen.
aus
Carpet Magazin 02/10
(Handel)