Rabattschlacht zwischen Deutschlands Möbelhäusern
Zu Jahresbeginn fielen nicht nur reichlich Schneeflocken vom Himmel, sondern mindestens ebenso heftig die Preise im Möbelhandel. Zumindest konnte man diesen Eindruck bekommen, wenn man der Werbung von Deutschlands Möbelriesen in Print, Funk und zunehmend auch Fernsehen Glauben schenkte. Während die XXXLutz-Gruppe den "größten Preissturz aller Zeiten im Winterschlussverkauf" verkündete und Nachlässe um bis zu 77 % ankündigte, bot Porta immerhin 70% Rabatt auf bestimmte Marken und einen "Extra Messe-Rabatt" in Höhe von 10 % zur IMM Cologne an. Dagegen nahmen sich die "35 % Markenrabatt" bei Segmüller schon fast bescheiden aus. Die 0 %-Finanzierung scheint jedenfalls zum Standard zu werden. Höffner erstattete beim "Ereignis des Jahrhunderts" zusätzlich die Mehrwertsteuer. Und bei Ikea hat der "Knut Schlussverkauf" ohnehin schon Tradition.
Unter Deutschlands Möbelherstellern sorgen solche Aktionen für schlechte Stimmung. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beklagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands VDM Dirk-Uwe Klaas den vermeintlichen Preisverfall, der tatsächlich auf Mondpreisen basiere: "Ich halte das Ganze für eine Irreführung der Verbraucher. Wenn mit Rabatten von 60 oder 70 % geworben wird, dann wird mit einer zuvor erhöhten Kalkulationsbasis gerechnet." Dem widersprach an gleicher Stelle André Kurz, seines Zeichens Geschäftsführer im Bundesverband des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM). Der Handel gebe lediglich Sonderkonditionen für bestimmte Kontingente an den Verbraucher weiter, die zuvor mit der Industrie ausgehandelt worden seien.
Den Grund für die Rabattschlacht macht Uwe Krüger von der Unternehmensberatung BBE Retail Experts Köln in dem nach wie vor bestehenden Überangebot an Möbelhäusern aus. Der Markt habe sich noch immer nicht gesundgeschrumpft. Zwar gehe die Zahl der Standorte zurück, die Verkaufsfläche steige gleichzeitig aber stetig an. Momentan sei der Preis "das einzige Verkaufsargument" und ein Ende der aggressiven Werbung nicht abzusehen. Vor diesem Hintergrund wird es für die Möbelindustrie zunehmend schwerer, höhere Preise durchzusetzen. Im Gegenteil: Die Abgabepreise an den Handel sind laut VDM 2009 sogar gesunken. Und so ermittelte der Verband ein Umsatzminus von 11,5 %.
Trotz, aber vielleicht auch gerade wegen der massiv beworbenen Rabatte steht der Möbelhandel bedeutend besser da: Über 35 Mrd. EUR wurden zwischen Januar und Dezember 2009 umgesetzt - ein Plus von 2 %.
aus
Haustex 05/10
(Handel)