Bettenhaus Hennl

Fachhandelskompetenz mit Fleiß erarbeitet


Radebeul - Mit dem Jubiläum, sich zwei Jahrzehnte nach der "Wende" als Bettenfachgeschäft profiliert und behauptet zu haben, geht man im Bettenhaus Hennl relativ gelassen um. Dennoch: Es geschafft zu haben scheint schon verinnerlicht; man gibt sich zurecht selbstbewusst. "Trotz aller Schwierigkeiten, die sich uns seit Mitte der zurückliegenden 90er Jahre in den Weg gestellt haben - nachdem der Nachholbedarf weitgehend befriedigt war -, sind wir über die Ortsgrenzen hinaus zu einer anerkannt guten Fachhandelsadresse gewachsen." Um sich hier direkt vor den Toren Dresdens und in Reichweite großer Möbelhäuser und einschlägiger Matzratzen-Discounter erfolgreich positioniert zu haben, sei "nur mit viel Fleiß, ständiger Präsenz im Laden und vor allem Spaß an der Arbeit" zu machen gewesen, wie das Unternehmer-Ehepaar Petra (57) - sie ist die Inhaberin - und Michael Hennl (59) bilanziert.

Das Bettenhaus Hennl sieht sich als Geschäft mit Vorstadt-Charakter: In Radebeul-West an einer Einfallstraße Richtung Radebeul-Ost und weiterführend in die sächsische Landeshauptstadt gelegen, mit Kundenparkplatz, einer gegenüberliegenden Straßenbahn-Haltestelle und ausreichend Schaufensterfront, hinter der auf 150 qm Verkaufsfläche ein gut sortiertes Angebot offeriert wird. Unbestritten - es wird deutlich von den bei der Einkaufsvereinigung Bettenring vertriebenen, mit Hausmarken versehenen Sortimenten dominiert, und das in allen Handelssegmenten. Hennls, die seit 1993 Bettenring-Mitglied sind, halten mit ihrer Absichtserklärung nicht hinter dem Berg: "Wir möchten die Produkte nicht missen; wir fühlen uns in der Einkaufsvereinigung gut aufgehoben." Die Bettenring-Sortimente halten keine Monopolstellung. Im Bereich Matratzen/Unterfederungen z.B. werden sie um Produkte der Lieferanten Röwa, Rummel, Freyja Schlafsysteme oder Ergomed ergänzt; bei Bettwäsche liefern Elegante samt Joop und Bugatti, Estella, Janine und Bassetti zu, seit "zig Jahren" Laura Ashley und neuerdings Fischbacher. Im Frottierbereich einschließlich Bademäntel gibt es Zukäufe von Cawö-Erzeugnissen. Bei fertig gefüllten und konfektionierten Bettwaren setzt das Bettenhaus Hennl indes voll auf das nach Wärmebedarfsanalyse differenzierte Bettenring-Sortiment; "ausreichend, weil wir auf dem Gebiet ja auch als Dienstleister zur Stelle sind, lose Ware nach individuellen Kundenwünschen zu anspruchsvollen Daunenbetten zu verarbeiten."

In dem Zusammenhang wird auf das Spektrum an Serviceleistungen unter der Maxime "geht nicht - gibts nicht" verwiesen; von Beschaffung bis Änderungen, was durchaus auch der neue Zuschnitt einer Matratze auf Sondermaß sein kann. Die umfangreiche Angebotspalette vervollständigen Tischwäsche von Curt Bauer und Sanders, Nachtwäsche insbesondere von Calida, auch Rösch und Joop sowie originelle Accessoires von Bettenring. Der Umstand, dass Inhaberin Petra Hennl von Haus aus Dekorateurin ist, widerspiegelt sich letztlich in Kombinationen der gehandelten Sortimente zu stilvollen Präsentationen, wie sie im Bettenhaus in den Schaufenstern sowieso, aber auch überall im Laden als Blickfänge zu finden sind. Das gewisse etwas dabei machen in den Dekorationen Seifen von Broonley/England aus, "die gut mitlaufen". Für besondere saisonale Anlässe werden "Kleinigkeiten" beim Deko-Fachhandel erworben.

Alles in allem ergibt sich so ein Gesamtbild, das beim Betreten des Geschäftes nicht nur optisch überrascht, sondern in der Sortimentsvielfalt auch jene Kunden zu überzeugen weiß, die gezielt erlesene Fachhandelsqualität und den fachhändlerischen Rat bei der Kaufentscheidung suchen. "Diesbezüglich haben wir uns einen guten Ruf erarbeitet"; nicht von ungefähr sei man beispielsweise als Haus-Lieferant für die Ausstattung der Knaben des Dresdener Kreuzchores mit Frottéeware ausgewählt worden. Kompetenz habe man u. a. auch bei einem TV-Auftritt nachweisen müssen, da der MDR vor Ort eine Ratgebersendung gestaltete, die sich speziell dem Thema Bettenreinigung widmete und zeigen wollte, wie ursprünglich und auch heute noch federn- und daunengefüllte Zudecken entstehen. Hinsichtlich Kompetenz sei man aber täglich aufs Neue gefordert; beim Bettenhaus Hennl steht dafür das volle Engagement des Inhaber-Ehepaars und einer langjährigen, versierten und multivalent einsetzbaren Mitarbeiterin. Das Team verstärkt jetzt auch Sohn Matthias Hennl (29), der nach mehrjähriger Tätigkeit in der Gastronomie auf Kreuzfahrtschiffen heimgekehrt und mit neuer beruflicher Orientierung ins elterliche Unternehmen eingestiegen ist.

Die Chronisten-Pflicht gebietet, einen Blick zurück in die bereits 90 Jahre währende Geschichte des Bettenhauses zu werfen. 1930 vom Vater Michael Hennls als Gardinennäherei gegründet und damals auch mit der Herstellung von Stepp- und Tagesdecken sowie dem Verkauf von Betten befasst, musste es zu DDR-Zeiten zwangsweise die Handelssparte abtreten. Fortan fand im Hintergebäude nur noch Federnreinigung mit Hilfe einer Lorch (Baujahr 1938) und Steppdeckenfertigung statt, was im seltensten Fall mit Daunenfüllung geschah. 1990 dann forderten Hennls das Ladengeschäft im Vorderhaus zurück und starteten auf ganzen 40 qm durch. Erstes Interieur nach "West"-Standard waren die Ladeneinrichtung und eine Reinigungsmaschine, die noch im gleichen Jahr aus einer Geschäftsaufgabe in Nordheim erworben, dort selbst abgebaut und nach Radebeul geholt wurde. Im Laufe der Zeit fielen immer wieder Wände, die Verkaufsfläche zu vergrößern.

Der Expansion auf eigenem, genügend großen Grundstück setzten jedoch nachvollziehbare pekuniäre Gründe natürliche Grenzen: In dem Maße, wie sich Großanbieter im Einzugsgebiet auf der grünen Wiese ausbreiteten, kam es mit "erschreckender Kontinuität" zu Umsatzrückgängen. In der Folge war ein zweites, in der Dresdener Innenstadt eröffnetes Geschäft nicht dauerhaft zu halten. Dem Stammhaus gilt heute die ganze Aufmerksamkeit. Jüngste Investition ist ein neuer Transporter; ein neues Kassensystem wird in Kürze installiert. Räumliche Erweiterungsmöglichkeiten für einen Neubau sind gegeben, die Pläne dafür fertig in der Schublade. "Das wird Aufgabe der nächsten Generation sein", heißt es und: "Der Junior bringt gerade frischen Wind in den Laden." Das stimmt optimistisch für die Zukunft des Bettenhauses Hennl.
aus Haustex 06/10 (Handel)