Sleeping Art

Was ein Maschinenbau-Studium alles bringen kann


Bonn - Werner Bungert stand vor der Frage: Weiter Maschinenbau studieren bis zum zweiten Staatsexamen oder sich selbständig machen mit einem Fachgeschäft für Wasserbetten? Er entschied sich vor knapp 14 Jahren für die Existenz als Einzelhändler und ließ das Studium sausen. Den Namen für sein Geschäft im heimatlichen Bonn fand er während einer Vorlesung in der Essener Uni. Er sollte natürlich interessant klingen, Bungert aber für die Zukunft auch nicht zu sehr in seinem Sortiment festlegen. Eine weitblickende Idee, denn mit Sleeping Art kann Bungert auch heute noch gut leben, obwohl Wasserbetten bei ihm längst nicht mehr die Rolle spielen wie in seiner Anfangszeit.

Zwar konnte Bungert sein Studium beim Aufbau des Geschäftes nicht nutzen, aber er wusste zumindest einigermaßen, worauf er sich einlassen würde. Denn parallel zum Studium jobbte er in einem Wasserbetten-Studio und bekam dort mit, wie "heiß" die Verbraucher damals auf diese spezielle Form des Schlafens waren. "Ich war 25 Jahre alt und ungebunden. Darum konnte ich den Sprung in die Selbständigkeit wagen. Als Familienvater hätte ich das nicht getan", erinnert sich Bungert. Welchen Rattenschwanz an Folgen dieser Entschluss mit sich bringen würde, ahnte er allerdings nicht. Heute weiß er um die Besonderheiten eines Einzelhändler-Lebens. Bereut hat er seine damalige Entscheidung dennoch nie.

Für Bonn als Standort des Geschäftes entschied sich der damalige Jungunternehmer in spe, da die ehemalige Bundeshauptstadt seine Geburtsstadt ist und seine Familie und Freunde dort leben. Von daher kannte er auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Immobilien-Angebote. Letztlich wählte Bungert eine rund 200 qm große, ehemalige Lkw-Halle in der Obernierstraße, unweit des Potsdamer Platzes, einem stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt an der A 565. Mit dem Auto ist das Geschäft daher gut zu erreichen, kostenlose Parkplätze stehen hinter dem Haus zur Verfügung.

Im Sortiment konzentrierte sich Bungert anfangs fast ausschließlich auf Wasserbetten. Die wichtigste Maßnahme, um sich als Newcomer am Markt bekannt zu machen, war die Beratungsqualität, denn zum Zeitpunkt der Neueröffnung gab es fünf weitere, etablierte Mitbewerber in Bonn. Inzwischen sind sie laut Bunge alle wieder vom Markt verschwunden. Der Grund dafür, dass Sleeping Art überlebt hat, dürfte auch daran liegen, dass Bunge nicht auf Wasserbetten im Sortiment fixiert war, sondern über den eigenen Tellerrand hinausblickte und sich im klassischen Matratzenmarkt umsah. Im Sommer 2000 kam daher die Marke Swissflex testweise hinzu. Die Marke lief so gut, dass der junge Geschäftsinhaber sich entschloss, sie im Sortiment auszubauen. Zu der positiven Entwicklung trug auch die Schließung des Textilhauses Blömer im gleichen Jahr bei. Heute zählt Bunge mit seinem Geschäft zu den besten Kunden der Schweizer Recticel-Marke.

Die Wasserbetten begründeten aber den Ruf von Sleeping Art. Bunge führt das auf die seriöse Beratung und den guten Service zurück, so dass die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Kunden für den Zulauf von Neukunden sorgte. "Ich verkaufe nichts, wovon ich nicht auch selbst überzeugt bin", so Bunge. Nach einigen Jahren zeigte sich, dass die Sortimentserweiterung um traditionelle Matratzen und Unterfederungen ein guter Entschluss war, denn die rückläufige Nachfrage nach Wasserbetten konnte damit mehr als kompensiert werden. Auch heute führt Bunge noch Produkte von Firmen wie Akva und TTI. "Wenn ich von einer Marke überzeugt bin, gebe ich sie auch nicht gerne auf", so Bunge, "ich lege Wert auf Markentreue." Aber das Schwergewicht des Umsatzes im Laden liegt heute doch eindeutig bei Matratzen und Schlafsystemen. Zu Swissflex sind im Laufe der Zeit noch die Firmen Hemafa und Kreamat gekommen. Hemafa ist ein Geheimtipp für klassische Matratzen, mit Kreamat deckt Sleeping Art den Boxspring-Bereich ab. Gerade mit der letzten Marke mache er gute Erfahrungen, so Bunge. Die Möglichkeit, das System mittels Vermessung auf den jeweiligen Kunden zuschneiden zu können, überzeuge die Kunden.

Vor zwei Jahren wurde das Geschäft durch die Aufnahme weiterer Produkte zu klein, und Bunge entschloss sich zu einer Vergrößerung des Geschäfts, die er gleich auch dafür nutzte, den gesamten Laden innen neu zu gestalten. Zur Erweiterung rückte das Geschäft ein Stück weit auf den Parkplatz, der aber auch jetzt noch genügend Stellplätze bietet. Dadurch konnte die Verkaufsfläche auf 400 ebenerdige Quadratmeter verdoppelt werden. Erst dadurch wurde es beispielsweise möglich, das Kreamat-Shopsystem samt Vermessungsstation aufzustellen. Mauerdurchbrüche und die Verwendung verschiedener Bodenbelagsoptiken sorgen dafür, dass die Verkaufsfläche nicht eintönig und fast wohnlich wirkt. Ein weiterer Effekt des Umbaus war, dass Bunge nun auch mehr Bettgestelle ausstellen kann. Es gibt doch einige Kunden, die zu ihrer Matratze ein neues Bettgestell kaufen, oder auch umgekehrt. Den Umsatzanteil mit Bettgestellen beziffert Bunge auf rund 15 Prozent.

Atypisch für ein Bettenfachgeschäft ist der relativ geringe Anteil an Bettwäsche und Bettwaren im Sortiment, obwohl jedes Bett mit einer anderen Bettwäsche dekoriert ist. Bettwaren, so Bunges Erfahrung, werden von den Kunden höchstens als Mitnahmeartikel betrachtet. Und auch Bettwäsche zählt nicht zu den Umsatzrennern im Hause. Obwohl es mit der Aufnahme der Marke NHL doch besser läuft. "Das Design des Unternehmens ist einfach ein anderes und spricht die Kunden im Vergleich zu den etablierten Lieferanten stärker an", schildert Bunge.

Auch heute lebt Sleeping Art nach wie vor von der Mund-zu-Mund-Propaganda, Bunge beziffert es auf etwa ein Drittel. Ein weiteres Drittel seiner Kunden gewinnt er durch klassische Werbung im Bonner Generalanzeiger, das letzte Drittel wird über spezielle Events angesprochen, die Bunge etwa viermal im Jahr veranstaltet. Dazu gehört seine Hausmesse, die er in Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten im Haus veranstaltet. Sie ist laut Bunge wesentlich besser und effektiver als die Präsenz auf irgendwelchen Verbrauchermessen, die der Ladeninhaber auch schon als Aussteller besucht hat. Seit Neuestem ist Bunge mit seinem Geschäft auch Mitglied im MZE. Zuvor war er verbandsungebunden. Er erhofft sich durch diese Mitgliedschaft günstigere Einkaufskonditionen, Anregungen für seine Werbung und den Austausch mit Verbandskollegen.


Sleeping Art Firmentelegramm

Sleeping Art Schlafkonzepte
Obernierstr. 1053119 BonnTel: 0228/686556Fax: 0228/6897833E-Mail: info@sleeping-art.de
Internet: www.sleeping-art.de

Inhaber: Werner Bungert
gegründet: 1996
Verkaufsfläche: 400 qm
Mitarbeiter-Zahl: 5
Sortiment: Matratzen, Boxspring-Betten, Bettgestelle, Polsterbetten, Wasserbetten, Luftbetten, Bettwaren, Bettwäsche
Wichtige Marken: Swissflex, Kreamat, Irisette, Hemafa, Akva Waterbed
Verband: MZE
aus Haustex 06/10 (Handel)