VR Branchen special Maler

Der Umsatz steigt, doch die Ertragslage bleibt angespannt

Das deutsche Maler- und Lackierhandwerk leidet unter der Wirtschafts- und Finanzkrise. Dennoch rechnet der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) für 2009 mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Für das neue Jahr prophezeit er aufgrund der Konjunkturprogramme und der erhöhten steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen sogar ein leichtes Plus. Allerdings bleibe die Ertragslage bei verschärftem Wettbewerb angespannt. Um im Markt zu bestehen, rät der BVR, die Geschäftsfelder in Richtung Sanierung, Renovierung und Restaurierung zu erweitern. Auch der Wärmedämmung komme angesichts steigender Energiekosten eine wichtige Rolle zu.

Die konjunkturelle Entwicklung des Maler- und Lackierhandwerks ist eng mit der der Bauwirtschaft verknüpft, betont der Verband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (VBR). Gebaut werde zwar immer, die Wirtschafts- und Finanzkrise bremse jedoch auch die Bauwirtschaft und damit Maler und Lackierer aus - wenngleich dieser Wirtschaftsbereich weniger betroffen sei als das verarbeitende Gewerbe. Nach Berechnungen des ifo-Instituts dürften die Bauinvestitionen 2009 das Vorjahresniveau verfehlen. Die Branchenforscher erwarten einen Rückgang um 3,9 %. Doch schon für 2010 prognostizieren sie wieder ein Plus von 2 %.

Besonders negativ macht sich die Rezession im Wirtschaftsbau bemerkbar, der laut ifo-Insititut 2009 um rund 8 % geschrumpft sein dürfte und 2010 noch einmal um rund 2 % absacke. Dagegen werde der öffentliche Bau, gestützt von den Konjunkturpaketen I und II, kräftig expandieren. Nach Berechnungen der Forscher wird er um mehr als 10 % zulegen, denn in diesem Jahr entwickelten die Konjunkturpakete ihre stärkste Wirkung.

Für den Wohnungsbau jedoch seien die Aussichten trüb. Die Zahl der Genehmigungen für den Bau neuer Gebäude sei allein im ersten Halbjahr 2009 um 6,7 % eingebrochen. Besser stufen die Forscher die Lage bei werterhöhenden Bestandsmaßnahmen ein. Hier wirkten die Fördermaßnahmen zur Gebäudesanierung stützend. Insgesamt seien die Wohnungsbauinvestitionen 2009 geschätzt um 3,5 % zurück gegangen. In diesem Jahr sei allerdings mit einer leichten Zunahme zu rechnen.

Der Rückgang der Bauinvestitionen senkte 2009 auch die Nachfrage nach Neubauarbeiten der Maler und Lackierer. Der überwiegende Teil des Malerumsatzes entfiel nach BVR-Angaben deshalb auf Renovierungsaufträge und energiesparende Maßnahmen. Hier hätten steigende Energiepreise, günstige Förderkredite, Investitionszuschüsse der KfW Bankengruppe sowie die Einführung des Energiesparpasses für Häuser und Wohnungen den Wärmedämmungsmarkt beflügelt. Zudem seien positive Impulse von der erweiterten steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen ausgegangen. 2009 wurde der maximale absetzbare Betrag verdoppelt. Seither können private Haushalte für selbst genutzte Wohnungen Sanierungskosten von bis zu 6.000 EUR im Jahr zu 20 % von der Steuerschuld abziehen. Damit dürften vor allem Do-it-yourself und Schwarzarbeit etwas zurückgegangen sein, vermutet der BVR.

Begünstigt wurde die Branche auch durch die Konjunkturpakete der Bundesregierung. Knapp 17 Mrd. EUR stellte sie für den Bau und die Sanierung von Schulen und Hochschulen, von Verkehrswegen und öffentlichen Gebäuden bereit. Die Länder stockten den Betrag um 3,3 Mrd. EUR auf. Davon ist laut BVR im vergangenen Jahr mindestens die Hälfte ausgegeben worden.

Alles in allem gehen die Banker davon aus, dass die Maler und Lackierer im vergangenen Jahr das Umsatzniveau des Vorjahres weitgehend gehalten haben. In diesem Jahr könnten sie aufgrund steigender Bauinvestitionen ein kleines Plus erwarten, sagt der BVR voraus. Allerdings bleibe die Ertragslage angespannt. Angesichts des harten Konkurrenzkampfes auf den Märkten des Malerhandwerks, der die Betriebe zu Preiszugeständnissen zwinge, sei auch in diesem Jahr trotz leichter Umsatzzuwächse mit keiner nennenswerten Erholung zu rechnen.

Dabei stehen die Maler und Lackierer gemessen an vorangegangenen Jahren noch relativ gut da. Nach Auskunft des BVR ging der Branchenumsatz nämlich von Mitte der neunziger Jahre (1996: 14,7 Mrd. EUR) bis einschließlich 2005 (10,5 Mrd. EUR) stetig zurück. Erst 2006 übertraf der Umsatz wieder das Vorjahresniveau, der positive Trend setzte sich in den Folgejahren fort. 2008 erwirtschaftet die Branche 11,6 Mrd. EUR, der Umsatz pro Betrieb lag bei rund 275.000 EUR. Die Einnahmen pro Beschäftigten betrugen 2008 rund 58.700 EUR. Insgesamt stiegen die Einnahmen um 3 %. Ende 2008 waren in der Branche rund 197.500 Menschen in 42.112 Betrieben beschäftigt. Gemäß Verbandsangaben waren darunter rund 3.500 Fahrzeuglackierbetriebe und mehr als 2.000 Mischbetriebe. Die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten sank kontinuierlich. Während 1998 die durchschnittliche Betriebsgröße bei 6,4 Personen lag, waren 2008 im Schnitt nur noch 4,7 Personen pro Firma tätig.

Nach wie vor dominieren die traditionellen Arbeiten. Nach den Ergebnissen des Betriebsvergleichs 2009 des Instituts für Unternehmensführung des deutschen Maler- und Lackiererhandwerks haben Maler- und Tapezierarbeiten einen Umsatzanteil von 57 %. Auf Wärmedämmung entfallen 12 % des Umsatzes - mit steigender Tendenz. Putzarbeiten/Trockenbau sind mit 7 % Umsatzanteil dabei, 5 % gehen auf das Konto der Fassadenbeschichtung, 4 % auf Korrosionsschutz/Sandstrahlen und Fußbodenverlegung, 3 % auf Betonsanierung und 8 % auf Denkmalpflege, Glaserarbeiten, Gerüstbau und Sonstiges. Wichtigste Auftraggeber sind Privatkunden (49 %).

Der Kampf um Aufträge bleibt bei verschärftem Wettbewerb hart. Die Experten vom BVR empfehlen deshalb, sich neue Geschäftsfelder aufzubauen und raten speziell zu den Bereichen Sanierung, Renovierung und Restaurierung. Aber auch der Wärmedämmung räumen sie in Zeiten steigender Energiepreise große Chancen ein, zumal hier die Konjunkturpakete und Förderungsprogramme zur Ankurbelung der Nachfrage beitragen.

Weiter schlagen die Banker den Betrieben vor, bei Renovierungsarbeiten als Generalunternehmer aufzutreten. Außer der Beschaffung fachfremder Leistungen, der Koordination und der Beaufsichtigung aller Handwerker könne das Leistungsspektrum auch Räum- sowie Reinigungsarbeiten umfassen. Vor allem ältere Kunden schätzten einen umfangreichen Service. Auch die Kundengewinnung, die häufig über Mundpropaganda laufe, könne zum Beispiel über finanzielle Anreize für die erfolgreiche Empfehlung im Bekanntenkreis und Präsente zu Festtagen erhöht werden.
aus BTH Heimtex 01/10 (Handwerk)