Betten-Wehmann
Der Laden ist in guten Händen
Frank Wehmann (66) ist gewissermaßen Bettenfachhändler a. D.; so richtig außer Dienst ist er jedoch nicht. Zwar hat er dieses Jahr sein Geschäft nach zwei Jahrzehnten des Auf- und Ausbaues zu einem Handelsunternehmen mit solidem Fachhandels-Standard an seinen Sohn Nico übergeben, dem Metier bleibt er zur Unterstützung des neuen Inhabers aber treu. Frank Wehmann schafft noch im Servicebereich mit Federnreinigung und Bettenwäsche; das geschieht extern am Rande Leipzigs in einem Nebengebäude des privaten Wohnhauses. Er ist zufrieden, weil die Nachfolge geregelt ist und weiß: Der Laden ist in guten Händen. Nico Wehmann (32) ist vom Fach. Seine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel absolvierte er Ende der 1990er Jahre bei Windmüller in Backnang und schloss 2007 ein Studium als Diplom-Kaufmann (FH) ab; zwischendurch weilte er für ein Jahr zum Auslandsstudium im schottischen Edinburgh, um den Abschluss Bachelor in International Business zu erwerben.
Betten-Wehmann gibt es seit 1998 am jetzigen Standort im Leipziger Stadtteil Reudnitz, eine eher strukturschwache Gegend. Der Laden mit 155 qm Verkaufsfläche liegt an einer rege befahrenen Ausfallstraße, vor der Tür eine Straßenbahnhaltestelle und flankiert von Geschäften, "die eine hier noch sehr gemischte Händlerstruktur widerspiegeln." Mehr Standort-Perspektive verspricht, dass für das Viertel der Bau eines Stadtteilzentrums in Aussicht gestellt ist. Auch unter diesem Aspekt hat Nico Wehmann seine Geschäftsphilosophie mittelfristig ausgerichtet: Beharrlich den Ausbau der Stammkundschaft betreiben; den Kreis auch über zufriedene Dienstleistungskunden erweitern. Sein erklärtes Ziel heißt, das Motto "entspannter Schlaf" als Strategie umsetzen und dafür mit wertiger Produktstruktur und Produktpalette die Kunden anziehen.
In erster Linie setzt Nico Wehmann dabei auf bewährte Sortimente, die ihm als Bettenring-Mitglied zugänglich sind und dies insbesondere im Kerngeschäft Matratzen, Unterfederungen, Schlafsysteme und Bettwaren. Bei letzteren setzen im Federn- und Daunenbereich auch hauseigene Qualitäten die Akzente. Das Vermessungssystem z.B. nutzt er konsequent als Instrument, um objektive Aussagen für eine fundierte Beratung zu erhalten und damit fachhändlerische Kompetenz nachzuweisen. Nur über weitere Profilierung könne er als Alternative gegenüber Anbietern im Möbel- und Discountbereich wahrgenommen werden. Dies nach außen zu transportieren, sieht sich Wehmann junior mit den Sortiments- und Schulungsprogrammen vom Bettenring gut aufgestellt, auch in der gegenwärtigen "Antast-Phase". Erst in zwei, drei Jahren werde er sich die Frage stellen, ob ein Standortwechsel sinnvoll ist.
"Wechsel" ist eine Konstante in der Geschichte von Betten-Wehmann. Der Ursprung geht auf die vom Vater Frank Wehmanns 1955 gegründete ambulante Federnreinigung zurück, die 1970 sesshaft wurde als Reinigungs-Handwerksbetrieb und sich danach zur Manufaktur für Bettenumarbeitung in einer Produktionsstätte mit zeitweilig sechs Näherinnen entwickelte. Eine Nebenrolle spielte der Verkauf selbstgefüllter Betten. Mit der politischen Wende in der DDR galt es ein Problem von existenzieller Bedeutung zu lösen: Weg von der Federnaufbereitung, hin zum Handelsgeschäft mit Sortimentsgestaltung. Zu Beginn der 1990er Jahre - als "wilde Zeit" apostrophiert - war man zur Vorbereitung des Einstiegs in die Branche zu Lieferantenbesuchen unterwegs bei Cramer, Billerbeck, Paradies; "wir haben im Westen geschnuppert. Man hatte ja gar keine Ahnung." Es sei Schritt für Schritt aufwärts gegangen. Auf Kredit wurde eine fast neue Waschanlage von Krafft-Göbel angeschafft. Dem ersten Mietobjekt mit insgesamt 190 qm Fläche für Verkauf und Reinigung folgte in der "Boom-Zeit" 1993/94 die Filialisierung: Es kamen zwei neue Läden hinzu - 80 bzw. 90 qm. Sie wurden im Jahr 2000 wieder geschlossen. Zwei Jahre zuvor war das Bettenfachgeschäft an den heutigen Standort umgezogen. In der Einkaufsvereinigung Bettenring ist das Bettenfachgeschäft seit 1995 Mitglied.
Nico Wehmann ist für die Zukunft optimistisch; er gedenkt, das Ladengeschäft vorerst allein zu bewirtschaften. Die Hilfe des Vaters ist ihm sicher, aber einfach wird der Verkauf so nicht zu handeln sein.
aus
Haustex 09/10
(Handel)