Christies versteigert Kerman für über 7 Millionen Euro


Bei 6.201.250 britischen Pfund erhielt ein unbekannter Bieter des Auktionshauses Christies den Zuschlag für einen iranischen Kerman aus dem 17. Jahrhundert. Die Verkaufssumme von umgerechnet über 7 Mio. EUR wird es wohl ins Guiness Buch der Rekorde schaffen, denn noch nie ist ein Teppich zu einem solch hohen Preis verkauft worden.

Doch nicht nur der Endpreis der am 15. April 2010 abgehaltenen Auktion ist fantastisch - der Schätzpreis lag zwischen 200.000 GBP und 300.000 GBP -, auch die dahinter stehende Geschichte. So soll der Teppich von einem Auktionator aus Süddeutschland bei einer Wohnungsauflösung entdeckt und mit einem Startpreis von 900 EUR bei einer Auktion angeboten worden sein. Verkauft wurde er für 27.000 EUR - dem Käufer war offensichtlich bereits klar, was für einen Schatz er da gefunden hatte. Dass der 339 cm x 153 cm große Teppich dann für mehrere Millionen Euro bei Christies in London versteigert wurde, dürfte aber auch dessen kühnste Erwartungen übertroffen haben.

Doch was ist das Besondere an diesem Teppich? Eine Reihe von Faktoren machte ihn wohl so interessant, dass es zu einer wahren Bieterschlacht gekommen ist: Der Zustand dieses Vasen-Kermans ist für sein Alter - über 300 Jahre - außerordentlich gut. Es sind nur ein paar sehr kleine Reparaturen und leichte Farbveränderungen zu sehen. Über viele Jahre war er im Besitz von Martine Marie Pol, Comtesse de Béhague, einer bekannten Sammlerin europäischer und orientalischer Teppiche. Während dieser Zeit begutachtete Arthur Upham Pope, amerikanischer Archäologe und Historiker mit Spezialgebiet Persien, den Teppich und beschrieb und zeigte ihn in seinem Buch "A Survey of Persian Art, Oxford, 1938". Der Vasen Kerman ist so etwas wie ein Prototyp für das bekannteste persische Designelement, dem Herati-Muster, ältere "Vorlagen" sind nicht bekannt - und genau das macht ihn so wertvoll.

Dass der Kerman zu diesem ungewöhnlich hohen Preis verkauft wurde, liegt wohl auch am großen Einsatz der Christies-Mitarbeiter im Vorfeld der Auktion: Viele Museen und Teppichliebhaber auf der ganzen Welt wurden auf das seltene Stück hingewiesen, Interesse und ein gewisser Spieltrieb geweckt. Am Ende der Auktion waren es zwei Bieter, die sich einen erbitterten Preiskampf lieferten und telefonisch mitboten.

Für die Branche ist der erzielte Preis ein Signal: der Handel mit alten Teppichen ist keinesfalls am Ende. Mit der richtigen Präsentation und einer spannenden Geschichte drum herum können auch heute noch Spitzenpreise wenn auch nicht immer Millionenwerte erzielt werden.
aus Carpet Magazin 03/10 (Teppiche)