Fachgeschäft "Alles fürs Bett"

Volles Sortiment im Kleinformat


"Ich liebe meinen kleinen Laden", bekennt Kerstin Ficker (53), Inhaberin des unter "Alles fürs Bett" firmierenden Bettenservice. Das Geschäft - alles in allem gerade einmal ca. 100 qm groß, bietet so ziemlich das volle Sortiment. Jeweils knapp bemessene Verkaufsflächen beherbergen Matratzen und Rahmen sowie Bettwaren; Bett- und Frottierwäsche werden um Wäschesortimente für Tag und Nacht ergänzt: Nachtwäsche, Dessous, Bademoden, Strümpfe.

Viel Ware auf engstem Raum. Naturgemäß bleibt da für großzügige Warenpräsentation wenig Platz. Großformatige Dekorationen sind nur punktuell möglich, beispielsweise in und hinter den beiden nur reichlich meterbreiten Schaufenstern. Damit hier nun viel Ware zu sehen ist, wird das Bild häufig gewechselt; den Passanten zur Ansicht, die in die nahe gelegene Apotheke oder Sparkasse eilen oder mit mehr Muße zum Schauen vor der benachbarten Eisdiele stehen.


"Nicht nur die Stammkunden erfahren so, dass sie bei mir das eine oder andere für ihren individuellen Geschmack finden." Dennoch hätten jüngst - noch Mitte Oktober - die Umsätze nicht befriedigen können, wie Kerstin Ficker die aktuelle Abverkaufslage an ihrem Standort in der Zwickauer Vorstadt Planitz beschreibt. Es fehle ganz offensichtlich an Fachhandelskunden; "Kunden aus dem so genannten Mittelstand, der leider immer weniger zu werden scheint. Aber mein Laden ist gesund", fügt die Inhaberin von "Alles fürs Bett" hinzu. Wohl auch in der Gewissheit, geschäftlich auf zwei Beinen zu stehen und somit Balance halten zu können. Ihr außerhalb in Geschäftsräumen auf 80 qm untergebrachter Bettenservice reicht von Bettfedernreinigung über Betten-Umarbeitung bis Bettenwäsche, die teils in Kooperation mit einem großen Wäschereibetrieb erfolgt. Die Dienstleistungen seien noch immer unverzichtbar gerade für Kunden der älteren Generation.

Überhaupt hat die Bettenfach-Geschichte von Kerstin Ficker vor nunmehr 23 Jahren mit Dienstleistungen angefangen. Die gelernte Maschinenbauzeichnerin - damals junge Mutter - wollte unabhängig sein. Ihre Geschäftsidee bezog sie aus dem seinerzeit allgegenwärtigen Zustand der DDR-Mangelwirtschaft: Sie begann, aus Kundenmaterial Steppbetten zu nähen. Mit Hilfe der geschickten Hände des als Rationalierungsmittelbauer tätigen Ehemannes entstand in Eigenbau eine Reinigungsmaschine. "Glücklicherweise kam bald die Wende", schildert die Händlerin die Zeit, da sie als eine der ersten die nach dem politischen Umbruch gegebenen neuen Möglichkeiten als Chance begriff. Rasch wurde der Dienstleistungssektor vergrößert und zugleich begonnen, Handel "ohne Beschränkungen" zu treiben: "Anfangs mit allem möglichen, dann vor allem mit Sortimenten rund ums Bett. Aus dem nun vorhandenen Überfluss an Ware den Nachholbedarf der Leute zu befriedigen, hat uns erfolgreiche Geschäftsjahre beschert", heißt es rückblickend. Kerstin Ficker: "Ich bin nach wie vor mit Leib und Seele dabei."

Heute kann "Alles fürs Bett" auf ein eigenes Profil verweisen. Stammkunden empfinden die begrenzte Verkaufsfläche keineswegs als Enge, eher als besonderes Flair, das genauso von freundlicher Bedienung verbreitet wird. Kerstin Ficker beschäftigt eine bei ihr schon lange tätige Mitarbeiterin; 25 Stunden die Woche, derweil die Chefin mit Dienstleistungsaufträgen zugange ist. Längst eingeholt von den Realitäten, wie sie die Bettenfach-Handelslandschaft hierzulande nun schon einige Jahre prägen, hat sich "Alles fürs Bett" freilich auch in der Zahl der Lieferanten beschränkt. Bei Matratzen sind das jetzt vor allem stark beworbene Marken, bei Bettwaren und Bettwäsche sowie Frottier treten als Lieferanten neben marktführenden auch einige einheimische Anbieter auf. Diese Sortimente - ebenso Laken, Decken oder Bademäntel - präsentieren sich als Mischung aus gehobenen Fachhandelsangeboten der mittleren Preisschiene und Artikeln im konsumigeren Preisbereich; "es muss sich letztendlich rechnen."

Dass - was Saisonware anbelangt - "im Oktober noch nicht viel los war", gibt Kerstin Ficker schon zu denken. Insbesondere angesichts des öffentlich verbreiteten Lageberichtes, dass die Wirtschaft nach überstandener Krise schon wieder boomen würde, was sich aber im Laden keineswegs widerspiegele... Sie bleibe Optimist, wie sie versichert; auch weil sie an ihr Geschäftskonzept glaubt. Das schließe aber nicht aus, es den Gegebenheiten noch mehr anzupassen.
aus Haustex 11/10 (Handel)