Rahimi & Rahimi, Wien

Kontakte, Kontakte, Kontakte


Gute Kontakte = gutes Geschäft - mit dieser kurzen Formel lässt sich der Geschäftserfolg von Rahimi & Rahimi in Wien zusammenfassen. Und daran, dass die Inhaber von Österreichs "einzigem Teppichgeschäft in einem Palais" viele gute Kontakte haben, besteht kein Zweifel. Denn hier geht nicht nur der österreichische Bundespräsident ein und aus, sondern auch internationale Politiker wie Bill Clinton, Vorstandsvorsitzende, Schauspieler und weitere Prominente.

Viele dieser wichtigen Kontakte kommen dabei gar nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Thema Teppich zustande, sondern über die in Österreich schon fast legendären Abendveranstaltungen im Hause Rahimi. Drei bis vier Mal im Jahr treffen sich Entscheider aus Wirtschaft und Politik im dritten Stock des Stadtpalais zu einem Abendessen und diskutieren über aktuelle Themen. Und da vor Ort alles mit Teppichen ausgelegt ist, wird auch darüber diskutiert und sicherlich der ein oder andere Teppich direkt verkauft. Für Mitinhaber Ali Rahimi ist denn auch "das Netzwerk wichtiger als finanzielles Kapital".

Doch natürlich liegt in der Spiegelgasse 6, in bester Wiener Innenstadtlage, einiges an Kapital in Form von außergewöhnlichen handgefertigten Teppichen: Auf drei Etagen werden auf gut 2.000 m Verkaufsfläche mehr als 10.000 Orientteppiche angeboten. Das alte, ehrwürdige Palais verfügt über einen neugestalteten Verkaufsraum im Eingangsbereich. Dessen Boden wird auch draußen, vor der 20 m langen Schaufernsterfront, fortgeführt. In ihn eingelassen ist ein Flachbildschirm, der Tag und Nacht Teppiche und Herstellungsmethoden zeigt, und so viel Laufkundschaft anlockt. Der Ton ist sowohl innen als auch außen zu hören. Besonders stolz ist Rahimi auf die aufwändige Beleuchtung, die für ein sehr angenehmes Licht sorgt und die hochwertigen Teppiche perfekt inszeniert.

Vom ebenerdigen Verkaufsraum führt eine Treppe ins Untergeschoss, in dem vor allem Nomadenteppiche präsentiert werden und wo sich potenzielle Käufer künftig in entspannter Atmosphäre ihre Teppiche selbst gestalten können. Wer den ersten Verkaufsraum sowie den Keller gesehen hat, dürfte sich fragen, wo denn nun der Rest der Ware ausliegt. Durch eine Seitentür führt der Weg in das alte Palais mit seinen herrschaftlichen Treppen. Wände und Treppengeländer sind mit Teppichen und Zeltbändern dekoriert. Die Räume in den beiden oberen Stockwerken mit Verkaufsfläche sind sehr groß, hell und zum Teil mit Stuck verziert. Das alte Parkett, die Standuhr und die klassischen Öfen in den Ecken verleihen diesen Räumen ein nobles Ambiente.

Im ersten Stock werden klassische persische Teppiche gezeigt, moderne Ware wie Loribaft im zweiten Stock. Preiswerte Ware bietet Rahimi nicht an, der Fokus liegt auf hochpreisiger Ware aller Provenienzen: Viel Loribaft, Ziegler, Uschak, Kasak und selbst entworfene Ware. Dabei sind Übermaßteppiche besonders wichtig, die entsprechende "Kundschaft" verkehrt bei Rahimi. Auch in Österreich geht der Trend wieder hin zu klassischer Ware: "Florale Motive und Brauntöne sind derzeit stark gefragt", erläutert Ali Rahimi, der das Geschäft zusammen mit seinem Bruder Reza führt. Die Ware wird in diesem Teil des Geschäfts nicht so reduziert wie im Eingangsbereich präsentiert, Licht und Aufhängung sind hier noch nicht modernisiert.

Seit über 50 Jahren verkauft die Familie Rahimi in Österreich bereits Teppiche und hat sich dabei einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Vor Ort sorgen 15 Mitarbeiter dafür, dass der Ruf noch besser wird. Ali Rahimi achtet bei seinen Verkäufern extrem auf Fachwissen und gute Allgemeinbildung. Wichtig sei dabei aber auch, dass sie auf ihre Kunden intensiv eingehen und keinen unnötigen Druck erzeugen, der sie verschrecken könnte: "Wir, aber auch unsere Kunden, können mal warten, bis wir das richtige Stück gefunden haben."

Im Teppichhandel dürfte es kaum jemanden geben, der über ein so gutes Netzwerk verfügt wie die Rahimis. Klassische Werbung wird daher selten geschaltet, vielmehr wird auf positive Presse gesetzt. Die entsteht durch hochklassige Abend- und Benefizveranstaltungen, bei denen von Stars wie Anthony Kennedy oder Jane Goodall gestaltete Teppiche verkauft werden und der Verkaufserlös einem guten Zweck gespendet wird. Der letzte große PR-Coup gelang Rahimi im Mai 2010: Während der Life Ball-Gala, einer Veranstaltung zugunsten der Aids-Hilfe, ersteigerte der ehemalige US-Präsident Bill Clinton den von Rahimi in Auftrag gegebenen Life Ball-Teppich. Der 300cmx300cm große Seidenteppich zeigt Collagen aus 81 Zeichnungen von 76 verschiedenen Künstlern wie Diana Ross, Johnny Depp oder Paco Rabanne, Karl Lagerfeld, Christian Attersee und Lilian Westwood. Der Teppich wurde in Indien geknüpft und hat einen Erlös von 26.000 EUR erzielt - und war in den darauf folgenden Tagen weltweit in der Presse zu sehen.

Auch ein klassischer Firmenprospekt ist erhältlich und zeugt vom ordentlichen Selbstvertrauen der Rahimi-Brüder - was im Zuge der vielen Kontakte wohl auch nachvollziehbar ist. Denn auf dem Titel des Prospekts steht: "Ich bin die schönste Wertanlage. Ich bin ein Rahimi."
aus Carpet Magazin 04/10 (Handel)