USA: Die Wirtschaftskrise hat tiefe Spuren hinterlassen
Parkett-Verluste bis zu 30Prozent
Für die amerikanische Parkettanbieter ist es 2009 noch schlimmer gekommen, als zu Jahresbeginn erwartet worden war. Schätzungen über die Verluste der Branche reichen bis zu 30%, wobei alle Marktsegmente betroffen waren: der private Renovierungsmarkt, der Wohnungsneubau und der gewerbliche Objektbereich. Betroffen war auch der Import. Die amerikanischen Händler setzen vermehrt auf Produkte "made in USA". Die Marktlage in den Vereinigten Staaten war im vergangenen Jahr noch angespannter, als zu Jahresbeginn erwartet. Verbände und führende Marktteilnehmer schätzen die Verluste bei Parkettböden auf 20 bis 30%. Viele Firmen haben bereits aufgegeben oder befinden sich in einem Konsolidierungsprozess, so Don Finkell, bisheriger Präsident des amerikanischen Parkettverbandes NWFA. Diejenigen, die überlebt haben, waren gezwungen, ihre Firmen deutlich zu verschlanken und eine eiserne Kostendisziplin einzuführen.
Zudem wurden die Hersteller durch Preissteigerungen und Angebotsverknappung im Schnittholzbereich gebeutelt. Bedingt durch die extrem schwache Nachfrage wurden viele Sägewerke geschlossen oder zumindest in der Produktion deutlich zurückgefahren. Dabei sind viele Säger teilweise über das Ziel hinausgeschossen und reduzierten das Angebot zu stark. In einem funktionierenden Markt führte dies zwangsläufig zu Preissteigerungen.
Die erdrutschartigen Umsatzverluste dürften darin begründet sein, dass die Wirtschaftskrise alle drei typischen Marksegmente für Holzböden, nämlich den privaten Renovierungsmarkt, den Wohnungsneubau und den gewerblichen Objektbereich gleichzeitig erfasst hat.
Andere Bodenbeläge schnitten kaum besser ab. Die Teppichbodenindustrie geht von ca. 30% Umsatzrückgang aus. Beim Laminat schwanken die Schätzungen zwischen 25 und 38%. Der Absatz im Bereich der Kunststoffbodenbeläge war um ca. 20% rückläufig.
Marktexperten aus den USA berichten, dass die neuen Designbeläge insbesondere dem Holzparkett und Laminat Marktanteile abgejagt haben. Pergo, nach eigenen Angaben in den USA mit 33% Anteil führend im Laminatmarkt, hat sein Sortiment daher bereits um schwimmend verlegbare Dielen mit einer LVT-Laufschicht ergänzt.
Importe stärker betroffen als Inlandsproduktion Es fällt auf, dass jeder der sechs großen Hersteller Nordamerikas, soweit die Unternehmen Daten veröffentlicht haben, die eigenen Verluste niedriger einschätzen als die Entwicklung des Gesamtmarktes. Ursache könnten überproportionale Rückgänge der Importmengen sein. Offensichtlich wirkt der im Mai 2009 auch für Parkett eingeführte Lacey Act zum Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag importhemmend. Händler favorisieren die heimische Produktion gegenüber Einfuhren aus einem sogenannten Risikoland. Anderson, einer der größten Parketthersteller der USA, wirbt sogar ganz massiv mit inländischer Produktion und der Verwendung heimischer Holzarten.
Importe aus China haben sich offensichtlich überproportional reduziert. Genaue Statistiken liegen allerdings hierzu nicht vor. Gleiches trifft auf Brasilien zu. Gegen den Trend entwickelte sich das Geschäft des größten indonesischen Herstellers Tanjung Kreasi (Teka/Plyquet). Nach Aussage von Michael Lucas, geschäftsführender Gesellschafter von Plyquet, realisiert Teka in Nordamerika inzwischen 30% des Firmenumsatzes und konnte damit um 25% gegenüber dem Vorjahr zulegen.
Werbung mit harten Bandagen An die Brutalität amerikanischer Werbung wird man sich möglicherweise in Zukunft auch in Europa gewöhnen müssen. Anderson wirbt zum Beispiel ganz offen mit dem Slogan "You can still be exotic without being illegal" und stellt als zentrales graphisches Element eine E-Gitarre daneben. Frei übersetzt ist damit gemeint: "Sie können sich noch immer exotisch einrichten, ohne Gefahr zu laufen illegal zu handeln". Dies ist derber Hinweis auf den kürzlich bekannt gewordenen Fall der Firma Gibson Guitars. Die Firma war angeklagt worden, illegal eingeschlagenes Tropenholz aus Madagaskar importiert zu haben. Zumindest indirekt wird hier Gibson vor einer rechtskräftigen Verurteilung der illegalen Handlung bezichtigt. Damit soll Werbung für Andersons Parkettkollektion Exotic Impressions gemacht werden. Es handelt sich hierbei um eingefärbte nordamerikanische Laubhölzer.
aus
Parkett Magazin 03/10
(Bodenbeläge)